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Böses mit Bösem

Böses mit Bösem

Titel: Böses mit Bösem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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Fünfzehn Männer, und sie hatten nicht lange genug gelebt, um herauszufinden, ob die Mission, für die sie ihr Leben gegeben hatten, ein Schwindel war. Glass würde es wieder versuchen und zur Not die ganze Spezialeinheit aufbrauchen. Weitere Männer würden sterben, |415| bevor Stonebridge als Betrüger entlarvt wurde, und ich konnte nichts daran ändern. Selbst wenn meine beiden Beine gesund wären, könnte ich keinen Negativbeweis führen.
    Ich stellte das Funkgerät wieder auf die alte Frequenz ein. Gerade wollte ich dem Kommando Bescheid geben, dass ich noch am Leben war, als ein heller Blitz in der Ferne mich blendete. Durch die Finger sah ich einen Lichtball in der Nähe der Ruinen der Khomeini-Moschee. Ich dachte an die Lichterscheinungen von Heiligen. Es gab einen hellen, feurigen Strahlenkranz, aber kein Heiliger schwebte in seiner Mitte.
    Das Licht rief einen göttlichen Wind hervor, der mich mit Steinen, Staub und der Asche menschlicher Überreste bewarf. Er heulte lauter als die Explosion, die mich auf den Rücken geworfen hatte, es war ein Kreischen, das seinen Anfang in meinem Kopf zu haben schien. Ich schrie ins Funkgerät, konnte aber meine eigene Stimme nicht hören. Keiner antwortete.
    Ich rollte mich zusammen, so gut ich konnte, und verbarg mein Gesicht vor dem unbekannten neuen Übel, das in dieser Stadt zur Welt gekommen war.

|416| 24
    »Wach auf«, sagte ich zu Benny, der auf dem Beifahrersitz döste und etwas auf Hebräisch vor sich hin murmelte.
    »Sind wir da?«, fragte er, nahm den Hut vom Gesicht und setzte sich auf.
    »Fast.«
    Wir waren von New York aus den Baltimore-Washington-Korridor in einem gestohlenen Auto hinuntergefahren und hatten jedes Mal, wenn wir an einer Autobahnpatrouille vorbeikamen, unser Glück noch ein bisschen mehr herausgefordert. Das Einzige, was ich über unser Ziel wusste, waren zwei geografische Koordinaten, die Cassandra mir genannt hatte. Sie lagen im betonierten Hinterland zwischen Washington und dem Dulles International Airport, aber die Stelle, auf die sie verwiesen, war auf der Karte einfach leer. Die Gegend war voll von Büroparks und Industriegebieten, wo es von Firmen, die im Auftrag der Regierung produzierten, und von Lobbygruppen wimmelte.
    Die Karte führte zu einer Privatstraße, die ein Netz von Wohnstraßen mit der Außenwelt verband. Das Ganze erinnerte mich an eine geschlossene Wohnanlage, doch statt durch ein Tor war der Eingang durch ein dünnes gelbes Band versperrt, auf dem ganz allgemein das Wort »Gefahr« stand.
    »Das ist ermutigend«, sagte Benny, der mit schmalen Augen |417| auf das Band sah. »Warum hat Cassandra uns in eine giftverseuchte Vorstadt geschickt?«
    »Dieses Gebiet ist der Ground Zero für Auftragnehmer der Regierung, deren Arbeit der Geheimhaltung unterliegt.«
    Bennys Augen wanderten zu mir herüber. Das Grinsen, das in sein Gesicht trat, hatte nichts mit unserer gegenwärtigen Umgebung zu tun. Ich war gezwungen gewesen, meinen kaputten Anzug durch eine graue Scheußlichkeit zu ersetzen, die ich in einem Fabrikverkauf in New Jersey von der Stange gekauft hatte. Benny lachte schon den ganzen Weg darüber.
    »Bist du nicht allmählich fertig?«
    »Nein. Du siehst immer noch wie ein Idiot aus.«
    Ich zeigte ihm meine langen Ärmel und die lösten eine neue Lachsalve aus. Ich hatte die Jacke eine Nummer größer als die Hose gekauft, damit meine Waffe darunter Platz fand, und war nicht sicher, dass die Teile des Anzugs überhaupt zusammenpassten.
    »Ich hatte ja nicht gerade Zeit, ihn ändern zu lassen«, sagte ich. Ich nahm mein ganzes Medikamentenprogramm – die roten, die grünen und die blauen Tabletten – und schluckte sie mit einem Rest kalten Kaffee von der Tankstelle hinunter.
    »Du hast schon genug getan, Benny«, sagte ich. »Nur einer von uns beiden hat eine Familie, und der sollte unterwegs zu ihr sein.«
    »Wir hatten diese Auseinandersetzung bereits, als ich sagte, dass ich mitkomme.«
    »Ich begreife es immer noch nicht.«
    »Ich habe dir von meinem Großvater erzählt, dem alten Herrn meines alten Herrn, der in seiner Jugend aus Warschau geflohen war«, erklärte Benny. »Er kam immer zum Passahfest und erzählte mir Geschichten über das alte Land. Über die Felder, auf denen er als Junge gearbeitet hat, und über die kleinen Häuschen des Dorfes. Ich verstand nicht, warum ihm dieser Ort so am Herzen lag: kein Strom, keine Toiletten, |418| kein Fernsehen. Das Ganze klang wie eine Müllhalde. Ich war nur

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