Bokeh
wunderbar … vertraulich. Und sehr gemütlich.
Es macht mir erstaunlich viel Spaß, mit ihm in der Küche zu sein und ihm bei den Vorbereitungen zuzusehen. Sogar seine Hektik liebe ich, wenn er drei Töpfe zugleich auf dem Herd stehen hat und, mit sich selbst schimpfend, wild nach Zutaten sucht, die ganz schnell noch eingerührt werden müssen.
Liebenswerter Chaot.
Wenn sein Kochen doch danebengegangen ist, gehen wir eben was essen und bummeln anschließend durch das nächtliche Hamburg. Schlechtes Licht für Paparazzi. Aber was auch immer Lisa im Hintergrund unternommen hat, sie lassen uns tatsächlich in Ruhe. Zum Glück sind wir nur in Deutschland und es gibt noch genug andere Prominenz, die lohnender abzulichten ist.
Von der Idee, am Samstag zu dieser Filmpremiere zu gehen, war Dirk nicht wirklich begeistert, hat sich aber überreden lassen. Er steht nicht gerne im Rampenlicht. Er ist es auch nicht gewöhnt.
Wir waren Shoppen und haben ihm einen wirklich guten Anzug besorgt. Lisa hat zudem eine Stylistin vorbeigeschickt, die uns beide fein macht. Wir werden sie alle beeindrucken. Was ja der Sinn der Sache ist: Füttern und sattmachen. Danach gibt es genügend andere Promis, die sich gerne in die Schlagzeilen drängeln. Lohnendere Selbstdarsteller mit Skandalwirkung, als ein schwules Paar, welches nur seine Ruhe haben will.
Von Hamburg geht es mit einem Privatflieger nach Stuttgart.
Dirk starrt während des Fluges aus dem Fenster, zupft an seinem Anzug herum und löst Strähnen aus dem Zopf, den ihm die Stylistin sorgfältig gebunden hat. Ich möchte ihn ermahnen, aber nein, er gefällt mir eigentlich viel besser, wenn er typisch Dirk ist und nicht so herausgeputzt.
Umwerfend gut sieht er aus. Mich durchströmt angenehmer Besitzerstolz. Ich weiß, dass er diese Premiere nur für mich mitmacht und ich weiß es zu schätzen. Für Jamie waren das Anlässe, sich mit mir zu schmücken, und er hat mich herumgezeigt wie eine Trophäe. Mit Dirk wird alles anders.
Am Flughafen holt uns eine Limousine ab und bringt uns zur Premierenfeier. In einer langen Reihe stehen die Autos an, entladen ihre Fracht auf den roten Teppich und in das Blitzlichtgewitter. Erste Station: Handyfotografen und Fangirls jeder Art, für die man kurz lächelt und im Vorbeigehen winkt. Zweite Station: professionelle Fotografen, für die wir lächeln und ein wenig posen.
Ich spüre Dirks Unbehagen schon beim Aussteigen und ergreife seine Hand. Ich werde sie den ganzen Weg entlang nicht mehr loslassen.
„Kopf hoch und immer lächeln“, raune ich ihm zu und drücke seine Finger. Von ihm kommt ein unwilliges Brummen, dann tauchen wir auch schon ein in die lautstarke Menge aus wedelnden Armen und Handys.
Wir halten uns nicht lange im vorderen Teil auf. Zweimal links lächeln und zunicken, zweimal rechts. Dutzende von solchen Fotos von mir kursieren bereits auf Facebook und weitere werden mich kaum stören.
„Schön geradeaus schauen“, wispere ich Dirk zu, ziehe ihn näher heran. Mein Gang ist gerade, Füße in einer Linie gesetzt, Lächeln professionell. Vor der Meute aus Fotografen schwinge ich herum, nehme Dirk mit mir und lege meinen Arm um seine Hüfte. Ich strahle und dieses Lächeln ist absolut echt. Schaut gut her: Dieser einzigartige Mann gehört zu mir.
Fragen wirbeln durch die Luft, prallen an uns ab, gehen unter in den hellen Blitzlichtern. Ich spüre Dirks Unbehagen fast körperlich selbst und lehne mich gegen ihn. Dankbar lächelt er mich an und Bingo: Da habt ihr eure Fotos.
Lisa kommt aus dem Hintergrund auf uns zugeschwebt. Ein enger, roter Hosenanzug, perfekt passende Schuhe. Top elegant und steht ihr hervorragend. Ihr Lächeln wirkt raubtierartig, was bedeutet, dass sie überaus zufrieden ist. Sie begrüßt und umarmt Dirk und mich herzlich, unablässig plappernd: „So ein tolles Paar. Einfach traumhaft. Ihr schaut unglaublich sexy aus. Immer schön lächeln, das wollen sie sehen.“
In mein Ohr flüstert sie: „Einfach großartig. Du hast ihn, Süßer, deinen Hauptgewinn. Und du hast ihn verdient, wie keiner sonst. Halt ihn gut fest und gib nicht alles auf einmal aus.“
„Ist alles sicher angelegt“, raune ich zurück und drücke sie noch einmal kurz. Meine Brust fühlt sich eng an.
„Kommt ihr zwei, los, los, sonst müssen wir uns gleich an den ganzen Speichelleckern vorbeidrängeln. Ich zumindest bin wegen des Films hier, nicht wegen der botoxgespritzten Darsteller.“ Lisa hakt sich bei uns ein und Dirk
Weitere Kostenlose Bücher