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Bokeh

Bokeh

Titel: Bokeh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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schon erkennen. Gemeinsam sind wir ein gutes Team.
    Ich begehe zum Glück erst nach dem Frühstück den Fehler, mein Smartphone einzuschalten. Die Masse der SMS erschlägt mich. Seufzend lösche ich alle bis auf die von Lisa. Die in etwa die Hälfte ausmachen. Sie würde mich bei lebendigem Leib häuten, wenn ich nicht alle lesen und vor allem: Ihr antworten würde.
    Natürlich will sie alles wissen. Und bei Lisa bedeutet alles: Alles. Ich werde nicht umhin kommen, sie anzurufen, wenn ich nicht riskieren will, dass sie irgendwann vor der Tür steht. Todsicher hat sie Dirks Adresse und ja: Lisa wird wissen, wo ich gerade bin. Neben einer gewaltigen Portion Neugierde und Klatschgier ist auch ein gewisser Teil Fürsorge für mich ihre Triebfeder.
    „Ich werde meine Agentin anrufen müssen“, erkläre ich und verziehe das Gesicht. „Das kann etwas Zeit in Anspruch nehmen.“
    „Ich hoffe, du bekommst keinen Ärger, weil ich dich einfach ...“ Dirk grinst frech, „etwas länger „gebucht“ habe, als verabredet.“
    „Oh ganz gewiss bekomme ich Ärger“, seufze ich. „Massig Ärger sogar. Wenn ich dieses Gespräch überlebe, kann ich froh sein. Allerdings eher, weil ich mich nicht gemeldet und haarklein berichtet habe. Lisa ist die Einzige, die wusste, dass ich …“ Ich zucke die Schultern.
    „Oh“, macht Dirk und sein Grinsen wird breiter. „Deshalb hat sie mich dich anrufen lassen. Ich war schon etwas verwundert.“ Ich nicke. Klar. Lisa macht rein gar nichts ohne Absicht.
    Mit dem Smartphone setze ich mich auf Dirks Terrasse. Hinter dem Reihenhaus gibt es einen kleinen, natürlich ungepflegten oder eher einfach natürlichen, Garten. Passend zu Dirk. Hohe Hecken säumen ihn ein.
    „Hallo Lisa, ich bin zu ...“ Weiter komme ich nicht, denn die nächsten zehn Minuten gehören ihr und ihrer geharnischten Standpauke, die für weitere zehn Minuten in die Forderung nach Details und Spekulation über alles zukünftig Mögliche übergeht. Am besten ist es, sie einfach reden zu lassen. Irgendwann geht sogar Lisa der Atem aus.
    „Joschi, Süßer? Bist du noch dran?“
    „Ja, ich glaube, ich lebe noch. Warte einen Moment, ich muss meine Einzelteile noch zusammensetzen, nachdem du mich auseinander gerupft hast.“
    Sie lacht laut auf. „Ach komm. So schlimm war es gar nicht.“
    „Oh doch. Aber ich glaube, ich habe es überlebt. Das können nicht viele von sich sagen, die deinem Zorn ausgesetzt waren.“ Erneut lacht sie und nun endlich kann ich erzählen. Zu viel wird es nicht. Viel zu wenig, um ihre Neugierde zu befriedigen, doch merkt sie immerhin, dass ich einiges nicht erzählen werde.
    „Also hast du endlich deinen Traumprinzen gefunden.“ Sie seufzt zufrieden. „Ihr seid ein echtes Traumpaar, wisst ihr das? Die Jungs von den Boulevardblättern werden wie die Geier über euch herfallen.“
    „Das fürchte ich auch.“ Ich bin es gewohnt, stand schon sehr oft im Blitzlichtgewitter. Es ist Teil meines Lebens. Aber wie wird es für Dirk sein.
    „Am besten geben wir ihnen gleich etwas zu tun, dann wird es nicht so schlimm werden. Sonst stehen die Paparazzi morgen schon vor eurer Tür. In Deutschland passiert doch sonst nichts, womit man die Klatschblätter der Arztpraxen füllen könnte. Am Samstag ist eine große Filmpremiere in Stuttgart. Ich verschaffe euch Einladungen und werde alles in die Wege leiten.“ Lisa ist ganz in ihrem Element. Wenn nicht innerhalb von einer Stunde jedes winzige Käseblatt von mir und Dirk weiß, würde es mich wundern. Den Rest erledigt Facebook.
    Uns verschafft das hoffentlich wirklich eine Gnadenfrist.
    Die ich zu nutzen gedenke.

    32 Im Rampenlicht

    Die nächsten Tage gehören uns. Wir verlassen kaum das Haus.
    Einkaufen - das Wesentliche: Kondome, Gleitgel - Essen. In dieser Reihenfolge. Und zurück ins Bett.
    Oder auf das Sofa.
    Oder unter die Dusche.
    Selbst der Teppich ist bequemer als harte Felsen. Fuck you nature. Nichts gegen Sonnenuntergänge und romantische Stunden unter dem Sternenhimmel, aber ich bevorzuge eindeutig moderne Behaglichkeit. Zumindest zum Ficken.
    Zwei Nächte verbringen wir in meiner Hamburger Wohnung. Die Vorzüge eines Whirlpools weiß Dirk nun auch zu schätzen. Besonders, wenn er Platz für zwei hat. Entspannung pur.
    Er kann tatsächlich ein wenig kochen und es schmeckt sogar. Dirk gesteht mir, dass er zu selten dazu kommt und für sich alleine macht es ihm keinen Spaß. Sicher: Gourmetessen ist es nicht, aber ich finde das Ganze

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