Bokeh
wühlt …
„Eindeutig. Du hast jede Menge Erfahrungen, eine Frau zum Höhepunkt zu lecken“, keuche ich. Meine Hände fahren über das spiegelglatte Holz, suchen irgendwo Halt. „Du weißt aber schon, dass das keine Muschi ist?“
„Vom Prinzip her ist es ziemlich gleich“, gibt er kaum weniger keuchend zwischen meinen Beinen von sich. „Feucht und empfindlich.“
Irgendwo hat er Recht und mein Denken möchte sich ohnehin gerne verabschieden. Aber es sollte anders laufen. Ich wollte ihn verwöhnen. Dies ist sein Tag. Seine Nacht.
Tief einatmen und hochstemmen. Erotische Fantasien auf hartem Holz sind in Natur ebenso unbequem wie steinerner Höhlenboden. Ganz klar: Ich bevorzuge ein Bett.
„Ich zeige dir heute einen Ort, denn du noch nicht kennst“, raune ich ihm zu, lasse meine Hand knetend über seinen Schritt wandern. „Wenn du mir das Schlafzimmer zeigst.“
„Das nenne ich mal einen Deal.“ Sein Stöhnen ist weitere Zustimmung und ruckartig hebt er mich vom Flügel. „Oben.“ Mehr Worte braucht es nicht. Wir stolpern die Treppe hoch, umschlingen uns küssend und streichelnd.
Die Sonne geht draußen einsam unter. Die Nacht gehört uns.
30 Direkt im Fokus
Endlich. Pure Haut.
Die Bewegungen sind langsamer geworden. Kein Stoff mehr, der stört. Heftigkeit weicht Zärtlichkeit. Zerren wird zum Streicheln.
Unter mir das weiche Bett, über mir Dirk. Er füllt mein ganzes Universum aus. Möchte alles von ihm berühren, möchte überall berührt werden. Intensiver Kontakt. Haut an Haut.
Verschmelzen miteinander, gehen auf in feuriger Liebe.
Wann war es je so intensiv?
Nie.
Jamies Gespenst flackert auf. Nicht zum ersten Mal in solchen Situationen. Er entzieht sich meiner Kontrolle. Sein höhnisches Lachen dröhnt irgendwo im Hinterkopf. Ins Ohr geraunte Gemeinheiten jagen mir ein Schaudern über den Rücken. Ich schließe stöhnend die Augen.
Will nicht daran denken, nicht erinnert werden, wie er mich im Moment der größten Intimität, der schönsten Lust erniedrigt hat. Immer und immer wieder.
Nie wieder.
„Alles okay?“ Tiefe Stimme, ein leichtes Brummen. Eindeutig Dirks Stimme, Besorgnis darin. Ich schlage die Augen auf. Meine Hände haben sich zu Fäusten geballt. Mist, Kontrolle verloren.
„Ja“, stoße ich hervor. Für Sekunden schlüpfe ich in die übliche Rolle. Ein Lächeln überspielt Erinnerungen. Laszive Eleganz und Verführung. „Du gehst aber ganz schon ran, mein wilder Stier.“ Ein aufreizendes Anheben des Beckens, die Hände liegen an seinen Unterarmen.
Dirk stutzt. Sein Blick ruht lange auf mir. Zu lange. Er kraust die Stirn und durchschaut mich. Einfach so.
„Mache ich was falsch? Bin ich dir wirklich zu heftig?“ Sein Handrücken streichelt über meine Wange. Eine Geste von so unglaublicher Intimität erwischt mich eiskalt. Ich habe das Gefühl, dass ich glatt losheulen könnte. Wenn ich mir das nicht damals schon endgültig abgewöhnt hätte.
„Du machst nie etwas verkehrt. Ich …“ Egal wie, es fällt schwer, darüber zu reden. Vor allem in dieser Situation. Ich hasse mich und diese absurde Schwäche, die ich vor ihm nicht verbergen kann. Und will.
„Manchmal taucht er noch in meinen Erinnerungen auf, wenn ich ...“ Ich muss Dirk nicht erklären wer. Er weiß es.
Er schnaubt und seine Augen funkeln vor Zorn. Ich weiß, dass er nicht mir gilt. Dieser Zorn wärmt, umhüllt mich wie einen schützenden Panzer.
„Ist okay“, murmelt er, legt sich neben mich und zieht mich an sich. „Ich verstehe das.“ Geborgen an seiner Brust muss ich nichts sein. Nur ich selbst.
Ich weine nie. Muss ich nicht. Das Gesicht gegen seinen Körper gepresst, ist seine Gegenwart genug. Erleichterung und Bestätigung zugleich. Jamies Gesicht verblasst, wird ganz verschwinden und mich frei geben.
„Starker Joschi“, murmelt er. „Und doch bist du ...“
„Weich? Zerbrechlich? Weiblich?“ Ich kann etwas Ärger nicht heraushalten. Ich mag keine derartigen Attribute. Sie passen nicht zu mir.
„Verwundbar“, raunt Dirk, wischt den Unmut lässig fort. „Das macht dich exquisit, weißt du das? Ich habe nie einen Menschen getroffen, wie dich. Ein schönes Gesicht, was jeden blendet und in die Irre führt. Gleich einem gelungenen Foto, welches erst bei sehr genauer Betrachtung tiefere Einsichten, andere Blickwinkel preisgibt. Das, was man im ersten Moment glaubt zu sehen, ist nichts gegen das, was sich dahinter verbirgt.“
Ich muss schmunzeln. Mein Künstler. Was er
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