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Bold, Emely

Titel: Bold, Emely Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: The Curse-Vanoras Fluch
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Überlieferungen sind schon so lange ein Teil unseres Lebens, dass wir an diese Dinge eben glauben.“
    Roy zuckte mit den Schultern, so als wollte er sich beinahe etwas für diese Offenheit entschuldigen.
    Ich war etwas unsicher, ob er mich nicht auslachen würde, aber die Atmosphäre im Wagen war für unheimliche Offenbarungen geradezu perfekt und darum erzählte ich Roy zuerst noch etwas verschüchtert von meinem Traum. Roy lachte nicht, als ich geendet hatte, sondern er nickte langsam und blickte mich dann von der Seite an.
    „Viele Menschen kommen in dieses Land, ohne es jemals zu verstehen. Andere glauben nur an das, was sie beweisen können. Für dich wünsche ich mir, dass du Schottland verstehen lernst, seinen Glauben, seine Geschichte und vor allem seine Menschen. Hab keine Angst vor deinen Träumen. Sie zeigen den Menschen ihre Bestimmung, aye?“
    Seine Stimme klang, als wäre er uralt. Wie eine Predigt in der Kirche und doch irgendwie intensiver. Ich musste mich zwingen, wieder zum Fenster hinaus zu schauen. Man konnte inzwischen nicht mehr viel erkennen. In der hereinbrechenden Dunkelheit dachte ich über seine Worte nach. Meine Bestimmung? Hallo? Ich befand mich auf einem absolut harmlosen und freiwilligen Schüleraustausch. Ich hatte nicht vor, irgendeine Bestimmung zu erfüllen! Trotzdem musste ich mir kräftig über die Arme reiben, um die Gänsehaut zu vertreiben. Roy lächelte mich lässig an, drehte den Warmluftregler höher und schaltete das Radio an. Sofort fühlte ich mich wieder wohler. Müde rutschte ich im Sitz hin und her und schloss einen Moment die Augen.
    „Und was ist nun mit deiner Hose passiert?“, griff Roy seine Frage von vorhin wieder auf.
    „Ach nichts! So ein Idiot hat mich mit seinem Motorrad fast umgefahren. Da bin ich gestürzt. Halb so schlimm.“
    Autsch!
    Erschrocken fuhr ich mit der Hand an meinen Kragen. Das Medaillon meiner Großmutter war heiß. Die Haut darunter gerötet, wie bei einem Sonnenbrand. Doch als ich es befühlte, hatte es eine angenehme Temperatur. Leicht gewärmt von meinem Körper, mit der Kühle des Metalls im Hintergrund.
    Keine Panik! Ein kurzer Schlaf würde alle Geister vertreiben. Vermutlich hatte mich der Anhänger nur gekratzt. Verstohlen schielte ich hinüber zu Roy, der leise vor sich hinsummte und mein merkwürdiges Verhalten nicht weiter beachtete.
     
    Endlich kamen wir in Aviemore an. Alison, Roys Frau begrüßte mich schüchtern und doch freundlich. Sie hatte eine mütterliche Art und war so klein, dass sie mir nur bis zum Kinn reichte. Ihr langes hellblondes Haar hatte sie zu einem schlichten Zopf geflochten und die Stupsnase passte perfekt in ihr feines Gesicht. Roy hatte inzwischen meine Koffer ausgeladen und legte nun seinen starken haarigen Arm um ihre zarten Schultern. Roy war ein Bär von einem Mann und neben ihm würde auch eine weniger zarte Person zerbrechlich wirken. Nun stupste mich Roy an der Schulter an und zwinkerte mir verschwörerisch zu.
    „Nun siehst du ja, was ich meine, wenn ich von Zwergen und Riesen rede.“
    Roy brach in schallendes Gelächter aus und Alison hieb ihm mit dem Ellenbogen in die Seite.
    „Mach dem Kind keine Angst mit deinen uralten Geschichten.“, warnte sie ihren Gatten und befreite sich aus seiner Umarmung.
    „Komm herein und hör diesem großen dummen Mann nicht zu.“
    Sie zog mich hinter sich in das winzige aber helle und warme Häuschen und warf Roy, der noch immer grinsend außen stand, einen finsteren Blick zu.
     
    Am nächsten Morgen erwachte ich, weil es einfach viel zu leise war, um zu schlafen. Müde rieb ich mir übers Gesicht. Diese absolute Stille war ja kaum auszuhalten. Ich stand auf und ging hinüber zum Fenster. Ich zog den Vorhang beiseite und öffnete es weit. Obwohl es noch sehr früh war, war es doch schon hell. Kalte feuchte Luft strömte in mein Zimmer und mich fröstelte. Schnell wickelte ich mich in die rosa Bettdecke und stellte mich wieder in den Luftzug. Ich glaubte nicht, dass ich jemals zuvor so saubere Luft eingeatmet hatte. Meine verschlafenen Gedanken klarten sich auf und ich stimmte Roy zu. Es war wirklich magisch hier. Aviemore war nur ein kleiner Ort gleich hinter Fort William. Man hörte kein Auto fahren, keinen Hund bellen und auch keine Sirene heulen. Keine Menschenseele war auf der Straße vor dem Haus unterwegs. Einfach magisch!
    Schon seit meiner Abreise befand ich mich in dieser besonderen Stimmung. Vermutlich, weil ich das erste Mal in meinem

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