Bombe an Bord (Haie an Bord)
ich“, sagte Tim. „Aber
wenn ich über die Gangway marschiere, hört er mich und springt ins Wasser. Nee,
ich mache das anders. Bin gleich wieder da.“
Er schnellte hoch und flitzte zu den
Booten. Kieloben dörrten sie in der Hitze. Er wählte das kleinste, drehte es um
und schob es ins Wasser. Aus der Jolle nahm er die Ruder. Dann legte er sich in
die Riemen. Unter ihm gluckerte die Adria. Sie roch stark nach Sonnenöl.
Bläuliche Lachen schimmerten auf der Oberfläche, und allerlei Dreck wurde
angespült.
Er brauchte nicht weit zu rudern,
machte seewärts einen Bogen, steuerte den Bug der Jacht an und glitt — lautlos,
nämlich ohne Ruderschläge — an der Schiffswand entlang bis zur hinteren
Ankertrosse, wo er sich festhielt.
Übers Heck kletterte er hinauf, was für
einen gewandten Turner wie ihn kein Kunststück war.
Sein Boot trieb ab in Richtung Strand.
Es hatte seinen Zweck erfüllt und wurde nicht mehr gebraucht.
Tim lag auf den sonnendurchglühten
Planken und hielt den Atem an. Kein Laut war zu hören. Er sah den Niedergang
zum Kajütenraum. Er war offen.
Also befand sich der Penner unter Deck.
Tim robbte vorwärts.
Die Jacht war ziemlich klotzig gebaut,
jedenfalls nicht sonderlich windschnittig. Der große Kajütenraum nahm das ganze
Vorderschiff ein und ragte ziemlich weit hoch. Die Scheiben ringsum waren
schmutzig.
Hinter den Aufbauten lag ein Tandem,
also ein Fahrrad für zwei Personen. Tim fragte sich, wozu der Skipper das
brauchte. Vielleicht machte er Landausflüge mit Frau oder Freundin, wenn er
während eines Törns (Segeltour) irgendwo anlegte.
Auf der Steuerbordseite preßte sich Tim
dicht beim Bootsrand auf die Planken.
Durch die Scheibe konnte er in den
Kajütenraum hinabsehen.
Ehemals war es dort unten sicherlich
luxuriös gewesen. Jetzt sah das Schiffsinnere etwas abgemagert aus, denn der
Skipper hatte alles entfernt, was einigermaßen wertvoll war.
Die Bordbar mit mehreren Cognacflaschen
rechnete er offenbar nicht dazu. Sie war noch da.
Der Penner lag auf einer Ledercouch.
Offenbar spielte er Jacht-Eigner. Sein stoppelbärtiges Gesicht drückte
Wohlbehagen aus. Er bediente sich aus der Bar. Weil es einfacher war, trank er
den Cognac gleich aus der Flasche.
Hm, dachte Tim. Von mir aus. Wenn’s
weiter nichts ist. Den Spaß gönne ich ihm.
In diesem Moment ertönte ein schriller
Pfiff.
Das kam vom Strand her.
Tim richtete sich auf.
Seine Freunde standen vor der
Sandmulde.
Sie gestikulierten wie wild. Und
zeigten aufgeregt zum seewärts gerichteten Heck der Jacht.
Tim blickte aufs Wasser. Blasen stiegen
auf. Sie bildeten eine Bahn, die sich von der Seeseite näherte. Ein Ungeheuer?
Ein Hai? Im nächsten Moment erkannte er, was da kam.
Unter der Oberfläche war das Wasser
halbwegs klar. Die Umrisse eines Tauchers zeichneten sich ab. Er steckte im
schwarzen Taucheranzug, eine Kappe verhüllte den Kopf. Auf dem Rücken hatte er
ein Preßluftgerät.
Zielstrebig näherte er sich der Jacht.
Dann entschwand er Tims Blicken.
Was hatte das zu bedeuten? Wer war das?
Daß sich hier ein Sporttaucher rumtrieb, dafür sah Tim keinen Grund.
Statt dessen sah er etwas anderes, was
ihm bislang entgangen war: Auf der Backbordseite hing eine Badeleiter ins
Wasser hinab. Dort pitschte und patschte es jetzt. Der Taucher kletterte
herauf, was nicht ohne Geräusche abging.
Tim war ein Stück vorgerobbt. Neben dem
Steuerhaus richtete er sich auf. Vorsichtig spähte er um die Ecke.
Jetzt war der Taucher an Bord. Die
Tauchmaske verbarg sein Gesicht. In der linken Hand hielt er ein gefährliches
Haimesser. Er verharrte.
Hat er mich bemerkt? überlegte Tim.
Der Taucher streifte seine
Schwimmflossen ab. Das Messer wurde in die am Gürtel angebrachte Scheide
gesteckt. Geduckt schlich er zum Niedergang.
Mich hat er nicht bemerkt, dachte Tim.
Er sah zum Strand.
Seine Freunde waren verschwunden,
versteckten sich vermutlich in der Sandmulde.
Wieder spähte er durch die Scheibe in
den Kajütenraum.
Nanu! Wo war der Penner?
Dann entdeckte er ihn. Der Typ hatte
gehört, daß jemand an Bord kam, und war unter die Couch gekrochen. Eben zog er
die Füße ins Versteck. Jetzt sah man nichts mehr von ihm. Vermutlich hielt er
den Atem an. Und er war auch so geistesgegenwärtig gewesen, die Cognacflasche
auf ihren Platz zurückzustellen.
Der Taucher kam den Niedergang herab —
und in den Kajütenraum. Er schob die Tauchermaske hoch auf den Kopf.
Spinne ich, dachte Tim. Das kann doch
nicht
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