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Bombe an Bord (Haie an Bord)

Bombe an Bord (Haie an Bord)

Titel: Bombe an Bord (Haie an Bord) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Einige Möwen, die
träge in der Brise segelten, schauten verdutzt.
    „Aber woran erkenne ich den Dieb?“
fragte Klößchen.
    „An deinem Fernglas natürlich“,
antwortete Karl.

22. Zusammenstoß mit dem Skipper
     
    Gaby war ein Stück landeinwärts
getrabt. Sie hatte — wie auch die andern — ihre Sachen angezogen, denn wenn man
einem Dieb begegnet, ist es allemal besser, nicht halbnackt, sondern bekleidet
zu sein.
    Hinzu kam, daß der Boden geröllig
wurde. Disteln wuchsen hier und stachelige Sträucher. Wer mit bloßen Sohlen
wandelte, brauchte zentimeterdicke Hornhäute.
    Vor ihr wucherten Sträucher. Geradeaus
war kein Durchkommen, aber sie konnte den Wildwuchs umgehen.
    Dahinter sah sie die Hütte.
    Eigentlich war es keine Hütte, sondern
ein ausgedienter Campingbus. Ohne Räder, verrostet, mindestens 20 Jahre alt.
Ein Penner hatte ihn sich als Sommer-Villa hergerichtet. Zwar ohne Vorgarten —
auch von fließend Wasser und Elektrizität konnte keine Rede sein. Aber das
schien ihm nichts auszumachen.
    Jedenfalls saß er vor seiner Bleibe,
hielt das Gesicht in die Sonne und hatte offensichtlich nichts Besonderes vor.
    Gaby erschrak. War das der Dieb?
Gefährlich sah er nicht aus, auch nicht wie ein Italiener.
    Könnte ein Landsmann sein, dachte sie.
Komisch, die Deutschen erkennt man sogar in Gammelklamotten.
    Der Typ lächelte sie an.
    „Ich wette“, sagte er in schwäbischem
Dialekt, „du bist keine Hiesige.“
    „Die Wette würden Sie gewinnen“,
erwiderte Gaby. „Haben Sie zufällig jemanden gesehen, der ein Fernglas bei sich
hat?“
    „Wann? Jetzt?“
    „Vielleicht ist er hier
vorbeigekommen“, nickte sie.
    „Hier kommen viele vorbei“, behauptete
er, was garantiert nicht stimmte. „Wie sieht er denn aus?“
    „Das wissen wir nicht. Wir wurden
bestohlen. Von irgendwem.“
    „Mir ist niemand aufgefallen. Das muß
ja ein ganz mieser Typ sein. Wer kann denn ein so hübsches Mädchen bestehlen?“
    „Brechen Sie sich keine Verzierung ab“,
meinte sie verächtlich, drehte sich um und lief zurück.
     
    *
     
    Tim schlug einen Bogen, joggte zickzack
durchs Hinterland, sah in der Ferne eine Straße, noch ferner ein Wäldchen, entdeckte
in etwa 1500 Meter Entfernung zwei mit Sturzhelm bewehrte Geländefahrer auf
heißen Öfen und erkannte schließlich, daß er hier in der falschen Gegend war.
    Strandnah joggte er zurück. Dabei
näherte er sich dem zweiten Jachthafen von der anderen Seite her.
    Warum nicht? dachte er.
    Das Hafenbecken war U-förmig, begrenzt
von zwei Piers, die weit hinausragten. An einem lag die Jacht.
    Verteufelt, dachte Tim, wie die der
Foto-Jacht ähnelt. Er fühlte nach dem Bild, das in seiner Brusttasche steckte, ließ
es aber dort.
    Die Jacht hatte an der Außenseite des
Piers festgemacht, lag also nicht mehr im Hafenbecken, sondern unmittelbar
daneben. Landseitig, am Kai, parkte ein heller Landrover. Vorhin war der Wagen
noch nicht hier gewesen.
    Achtung! dachte Tim.
    Im selben Moment bemerkte er eine
Bewegung an Deck der Jacht. Die Sonne blendete ihn. Aber jetzt gewahrte er den
Mann, einen großen Typ im hellen Anzug.
    Pier und Schiff waren mit einer
schmalen Gangway (Steg) verbunden. Der Mann schleppte zwei schwere Taschen
herüber. Offenbar hatte er was vergessen. Als er auf dem Pier war, setzte er
die Taschen ab und eilte zurück.
    Tim schlenderte näher.
    Das Jagdfieber heizte ihm ein — mehr
als die glühende Hitze, mehr als der vergebliche Querfeldeinlauf.
    Aber jetzt! Hah! Erfolg! Schon am Ziel!
Na, also. Nicht lockerlassen! Dann wird die Mühe auch belohnt.
    Es war nicht mehr nötig, die Jacht im
Detail (Einzelheiten) zu beäugen, sie mit dem Foto zu vergleichen.
    Tim hatte den Mann erkannt. Es war der
mutmaßliche Skipper, der auf dem Foto in der Mitte stand: der Typ mit dem
Raubvogelgesicht und den tiefliegenden Augen.
    Tim bummelte bis zu den Taschen, blieb
dort stehen und betrachtete den Motorkahn.
    POSEIDON — stand an der Bordwand. Na,
also!
    Die Taschen waren aus Segeltuch. Der
Typ hatte den Reißverschluß offengelassen.
    Mit der Fußspitze schob Tim das
Segeltuch auseinander.
    Er sah einen Kompaß, einen Sixtanten,
ein Fernglas — das aber nicht Klößchen gehörte — und andere nautische (seemännische) Geräte, deren Bedeutung er nicht kannte.
    „Heh, Bengel, was machst du...“,
brüllte eine Stimme vom Schiff her.
    Raubvogelgesicht war aufs Deck gekommen
und reagierte sofort heftig. Dabei benutzte er seine Muttersprache, nämlich
Deutsch.

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