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Bombe an Bord (Haie an Bord)

Bombe an Bord (Haie an Bord)

Titel: Bombe an Bord (Haie an Bord) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Arm um Gaby, damit sie’s bequemer hatte. Durch den Strauch, in dem
Bienen herumkletterten, spähten sie zu dem Bungalow hinüber.
    „Ob der Penner schon bei ihm ist?“
überlegte Gaby.
    „Glaube ich nicht. Zu Fuß braucht er
länger. Er hat sicherlich abgekürzt — innerhalb der Stadt — , sonst wären wir
auf ihn gestoßen. Aber schneller als wir kann er nicht sein. Allerdings bald...
na, sage ich’s doch. Da ist er.“
    Der Penner kam. Schweiß floß ihm übers
Gesicht. Immerhin hatte er einen beträchtlichen Marsch hinter sich.
    Entschlossen betrat er das Grundstück
und klingelte an der Tür.
    Es dauerte eine Weile, bis Unwärth
öffnete.
    Vielleicht, dachte Tim, ist er von
seinem Tauchgang geschlaucht. Und nun vermasselt ihm der Penner das Nickerchen.
    Unwärth trug denselben hellen Anzug wie
vorhin, als er seine Jacht plünderte. Mit deutlichem Widerwillen betrachtete er
den Penner.
    „Der Herr Unwärth selbst, wie ich
sehe“, sagte der Penner.
    Gaby und Tim verstanden jedes Wort.
    „Ich kenne Sie nicht“, erwiderte
Unwärth.
    „Ich Sie um so besser. Ich beobachte
Sie seit langem. Wobei? Nun, ich glaube, bei einer Tätigkeit, für die sich die
Polizei interessieren würde. Bei Nacht und Nebel, Unwärth, schmuggeln Sie
Menschen an Land. Nicht irgendwelche, sondern Kinder. Nur Kinder. Seit ich das
beobachte, frage ich mich: Woher holen Sie die? Und wozu? Verkaufen Sie Kinder?
An wen und wofür? Tja, mein Lieber, und dann las ich jetzt in der Zeitung von
dem jugoslawischen Jungen, den seine Eltern verkauft haben, der des Nachts mit
einer Motorjacht über die Adria hergebracht wurde und dann über Bord sprang,
als ein Patrouillenboot der Küstenpolizei die Jacht stoppen wollte. Sie konnte
entkommen. Aber jetzt wird gesucht nach ihr. Nur schade, daß man den Namen
nicht weiß. Allerdings hat der Junge genau beschrieben, wie die Jacht unter
Deck aussieht. Ich meine, Unwärth, ich habe den Kajütenraum der Poseidon
wiedererkannt. Und das ist noch nicht alles, mein Bester. Denn der Junge
behauptet, ein großer, dünner Mann mit einem Teufelsgesicht — so sagt der
Kleine — habe ihn gekauft, damit er in einem Lager zum Dieb ausgebildet wird.
Der Kleine will das nicht. Deshalb sein Sprung ins Meer. Ein Glück für ihn, daß
er von den Bullen aufgefischt wurde. Aber jetzt, Unwärth, sind Sie drauf und
dran, Ihren schönen Kahn in die Luft zu sprengen — was übrigens nicht passiert,
weil ich die Höllenmaschine abgeschaltet habe. Tja, mein Freund, da zähle ich
zwei und zwei zusammen. Das Ergebnis ist: Sie wollen Ihre Jacht vernichten,
bevor sie von den Bullen entdeckt beziehungsweise als das gesuchte Schiffchen
identifiziert (erkannt) wird. Alles klar, Unwärth? Sie merken: Ich habe
den totalen Durchblick. Und da ich Mitwisser bin, kommt Sie die Sache ziemlich
teuer.“
    Tim traute seinen Ohren nicht.
    Was dieser Penner dem Skipper an den
Kopf schleuderte, würde den Untersuchungsrichter und den Staatsanwalt auf
Wochen hinaus beschäftigen. Es war unfaßlich — besonders der Hinweis auf
Kinder, die zu Dieben ausgebildet werden.
    Vor Tims innerem Auge begann sich ein
Bild zu formen. Gab es da eine direkte Verbindung von Drei-Zöpfchen/Lockenkopf
über Pferdegebiß zu Carina Tegati und Unwärth? Zweifellos. Wollte man dem
Penner glauben, schienen es viele Kinder zu sein. Erklärte das die Welle von
Diebstählen, die Isoputavabella überspülte?
    Tim bog einen Zweig zur Seite, um
Unwärth besser sehen zu können.
    Der Skipper stützte eine Hand an den
Türpfosten. Kein Muskel zuckte im Gesicht. Aber es war so fahl geworden wie der
Bauch eines Hais.
    „Das...“, seine Stimme klang, als werde
ihm die Kehle zugedrückt, „...ist... ist alles nicht wahr. Aber... kommen Sie
erst mal rein. Dann können wir in Ruhe reden.“

    Hinter dem Penner schloß sich die Tür.
    Gaby fröstelte. „Ich kann’s noch nicht
glauben. Heißt das, Unwärth kauft Kinder in Jugoslawien, um hier aus ihnen
Verbrecher zu machen?“
    „Es sieht so aus. Die Anschuldigung hat
ihn wie ein Hammer getroffen. Darauf war er nicht vorbereitet. Jetzt ist er
gebügelt.“
    „Wird er dem Penner Schweigegeld
geben?“
    „Ich vermute, sie feilschen über die
Höhe der Summe. Wir warten. Wenn wir überstürzt handeln, können wir alles
vermurksen. Denn beide werden natürlich leugnen, und wir wissen nicht, wo die
Kinder sind.“
    „Die sind dort, wo die andern
Verbrecher auf sie aufpassen können“, sagte Gaby voller Überzeugung. „Ich

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