Bombe an Bord (Haie an Bord)
Dann fiel ihm ein, daß er sich in Italien befand, und er schaltete um
auf die Landessprache.
Italienische Brocken schwirrten Tim um
die Ohren. Er verstand nur soviel, daß es keine Freundlichkeit war.
„Bleiben Sie ruhig bei der deutschen
Sprache“, rief er. „Die verstehe ich noch besser als Volapük (künstliche,
heute nicht mehr gebräuchliche Weltsprache ).“
„Na, gut! Dann sage ich dir auf
deutsch: Nimm da die Finger weg!“
Der Typ kam über die Gangway. Unter dem
Arm trug er Waffen, die sich als Wandschmuck eignen: zwei Duell-Pistolen
vorsintflutlicher Art und ein schönes Samurai-Schwert.
„Mit dem Finger“, erwiderte Tim, „habe
ich Ihre Taschen nicht angerührt. Nur mit dem Fuß.“
„Und weshalb?“
„Gerade wollte eine Riesen-Hornisse
reinkriechen. Die habe ich vertrieben. Weil ich mir dachte: Mußt verhindern, daß
der Mann gestochen wird. Sonst benimmt er sich wie angestochen.
„Du wolltest klauen.“
„Im Gegenteil. Ich suche einen Dieb. Er
hat meinen Freund bestohlen. Sein Fernglas ist weg. Aber für solche
Kleinkriminalität kommen Sie bestimmt nicht in Frage. Ist ja fast ein halbes
Schiff, das Sie da in den Taschen haben.“
„Am besten, du verschwindest“,
schnauzte der Typ. Er hatte böse Augen. Aus der Nähe sah er zum Ausspucken aus.
„Ist das hier Privatgelände?“ fragte
Tim. „Nein. Also bleibe ich, solange ich will. Sie wissen ja: Die Freiheit der
Meere. Das gilt auch für die Randgebiete.“
„Ich sag dir: Verschwinde!“
Das klang drohend.
In diesem Moment bemerkte Tim seine
Freunde.
Sie standen auf dem Kai.
„Tiiiiim!“ Gaby winkte.
Er grinste den Skipper an. „Bilden Sie
sich nicht ein, daß Sie mich vertrieben haben, Sailor (Seemann). Ich
folge nur dem Ruf meiner Freundin.“
Er wandte sich um und trabte zum Kai.
23. Wie ein Hai aus den Fluten
Der Lagerplatz war günstig gewählt. Sie
konnten den Strand überblicken und alles beobachten, was sich beim Jachthafen
tat.
Die TKKG-Bande lag in der Sandmulde.
Alle hatten Bauchlage eingenommen. Nur bis zur Nasenspitze hoben sie die Köpfe
über den Rand.
Der Skipper hatte seinen Krimskrams in
den Landrover verladen und fuhr ab — die Straße entlang, die zur Stadt führte.
„Was den Fernglasdieb betrifft“, sagte
Tim, „war unser Ausschwärmen also der totale Mißerfolg. Dafür haben wir die
Jacht gefunden. Und der Typ ist ein mieses Ekel. Dem traue ich zu, daß er mit
Dieben Hand in Hand arbeitet.“
„Mein Fernglas“, maulte Klößchen, „hat
700 Mark gekostet.“
„Stell dir vor“, sagte Karl, „du hast
schon 700mal durchgesehen. So oft doch bestimmt, was? Pro Blick eine Mark —
damit hat sich der Feldstecher bereits bezahlt gemacht. Also kein Grund zur
Verzweiflung.“
„So eine blöde Rechnung“, erwiderte
Klößchen, „kann man nur aufmachen mit einem Computer-Gehirn. Ich will mein
Fernglas zurückhaben, sonst ist mir der Urlaub vermiest.“
„Vielleicht sind die Aussichten gar
nicht so schlecht“, sagte Gaby. „Denn seht ihr den da? Das ist er.“
Sie hatte von dem deutschen Penner
erzählt, der in dem Campingbus hauste, hatte den Typ als Mischung aus Pennbruder
und Hafenratte beschrieben. Zwangsläufig richtete sich der Verdacht auf ihn.
Die Jungs waren bei ihrer Suche auf niemanden gestoßen. Daß der Jachtbesitzer
lange Finger machte, konnte man ausschließen. Wer also blieb übrig?
„Der?“ fragte Tim.
Karl hob den Kopf etwas.
Klößchen knirschte mit den Zähnen.
Der deutsche Penner kam aus dem
hügeligen Gelände hervor. Er war ziemlich weit entfernt. Aber er wußte
offenbar, wo sich der Lagerplatz der TKKG-Bande befand.
Er reckte den Kopf und blickte her. Sofort
duckten sich die vier platt auf den Bauch.
Der Penner blieb stehen und reckte sich
noch höher.
„Der hat was vor“, sagte Tim gedämpft,
„und will sicher sein, daß hier niemand mehr ist. Willi, zieh die Rübe ein.“
„Bin ja schon tief im Sand“, murrte Klößchen.
Tim riskierte einen Blick. Der Penner
ging weiter. Offenbar glaubte er, der Lagerplatz sei leer. Von der Jolle nahm
er keine Notiz. Anscheinend brachte er die in keinen Zusammenhang mit der
TKKG-Bande.
Jetzt äugte er nach allen Seiten. Dann
lief er auf den Kai und von dort auf den Pier, an dem die Poseidon lag. Er
sprang auf die Gangway, rannte hinüber und verschwand hinter den Aufbauten der
Jacht.
„Mich haut’s aus der Sandkiste“, meinte
Karl. „Was hat denn der vor? Will er klauen? Oder?“
„Den beobachte
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