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Bombenbrut

Bombenbrut

Titel: Bombenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Schütz
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Spritzwasser des eben vorbeigerauschten Wagens tropft an ihr herunter.
    Björn Otto lehnt sich entspannt in seiner weichen Nippon-Ledersitzbank zurück. Er hat sich an die Bilder dieses asiatischen Molochs gewöhnt. Heute ist ein Durchkommen mühsamer als sonst. Die Pulks der Radfahrer drängen in die Mitte der Fahrbahn, um den Regenpfützen auszuweichen. Sein Fahrer kann hupen, wie er will, die Straßen sind durch die vielen Radfahrer noch dichter verstopft, selbst die Mopedfahrer kommen heute kaum voran.
    Dessen ungeachtet freut sich Otto auf den Abend, der vor ihm liegt. Er ist gut präpariert, Markus Kluge und Herbert Stengele werden ihm aus der Hand fressen.
    Jeder zehnte mutmaßliche Vater ist nicht der biologische Erzeuger seines vermeintlichen Kindes. Die Blutgruppe gibt nur einen ungefähren Hinweis. Doch sie war Ottos erster Anhaltspunkt, und führte ihn schließlich zu der vererblichen Krankheit.
    Der weiße Mercedes biegt in eine vornehmere Villengegend ein. Hier stehen Häuser wie im Neubaugebiet irgendwo im bayrischen Wald oder auf der Alb und auch die Autos davor stammen zum größten Teil aus München oder Sindelfingen.
    Ein eisernes Tor öffnet sich, der Fahrer des Mercedes blinkt, die Reifen knirschen über den Zufahrtsweg.
    Otto steigt sofort aus und eilt zur Haustür. Ein Bediensteter öffnet und Otto ruft freudig: »Hallo, meine Gäste, seid ihr auch alle brav gewesen?«
    Iris Köppke kichert wie ein junges Schulmädchen und antwortet brav: »Ja, Kasperle, nur der böse Herbert will nicht mitspielen.«
    Herbert Stengele sitzt auf der Couch und schlürft einen Tee. Seine schwarzen Haare fallen ihm ins Gesicht, seine Bartstoppeln sprießen. Er sieht erschöpft aus und trägt noch immer seinen zerknitterten, blauen Anzug vom Tag der Museumseröffnung. Sein Hemd hängt aus der Hose, die schwarzen Lederschuhe liegen unter dem Tisch. Seine Füße mit den einst weißen Socken hat er auf dem Couchtisch ausgestreckt, die schwarzen Verfärbungen und dunklen Schweißränder um seine Zehen und Fersen stören ihn nicht.
    Markus sitzt ihm gegenüber in einem Sessel. Er dagegen sieht frisch aus. Er ist rasiert, seine lange Mähne hält seine Gucci-Sonnenbrille, die er über seinen Schädel hochgezogen hat, zusammen. Er trägt ein buntes Hemd, das er nicht in die Hose gestopft hat, und eine kurze Sporthose. Seine Füße sind nackt, er hat sich offensichtlich auf die schwülen Temperaturen eingestellt.
    Auch Iris Köppke ist sommerlich gekleidet, allerdings genauso unscheinbar wie am Tag zuvor, bei der Museumseröffnung. Doch sie ist die Wortführerin: »Unser Erfinder will Sicherheiten«, sagt sie zu dem hereintretenden Björn Otto, »und er will nach Hause«, spottet sie.
    »Beide Wünsche sollen ihm erfüllt werden«, entgegnet Otto tröstend, »schließlich ist er unser Special Guest.«
    »Glauben Sie, Sie können mit mir machen, was Sie wollen?«, mischt sich Stengele ein. »Sparen Sie sich Ihre heuchlerischen Worte. In Freiheit verhandle ich mit Ihnen, aber nicht als Gefangener.«
    »Oh bitte, Herr Erfinder«, gibt Otto zurück, »Sie können sofort und jederzeit mein Haus verlassen. Ich dachte, Sie würden einen Käufer für Ihre Patente suchen, und ich wollte Sie morgen mit einem solventen Interessenten bekannt machen. Was passt Ihnen daran nicht?«
    »Dass ich gegen meinen Willen hierher verschleppt wurde. Wie stellen Sie sich das vor?«
    »Ganz einfach, wir listen jetzt Ihre Forderungen auf, reden in Ruhe darüber und morgen unterbreiten wir das Angebot gemeinsam dem erwähnten Interessenten.«
    »Was heißt ›gemeinsam‹? Verkaufen kann ich allein.«
    »Wohl kaum«, lacht Otto, während seine Augen böse funkeln. »Wir sind Ihr Partner und ohne uns geht nichts!«
    »Falsch! Ohne mich geht nichts, gar nichts«, hält Stengele auftrumpfend dagegen, »ich habe die Patente und ich habe das Know-how.«
    »Die Patente hatten Sie, die interessieren heute niemanden mehr ernsthaft, seit Sie sie selbst veröffentlicht haben und jetzt auch noch die Amerikaner ihren sensationellen Schliff auf Hawaii nachbauen«, lächelt Otto süffisant. »Über den Preis des Know-hows unterhalten wir uns, aber kommen Sie erst mal auf den Teppich!«
    Stengele streicht aufgeregt eine Haarsträhne aus seinem Gesicht, nimmt die Füße vom Couchtisch und springt auf. Gehässig brüllt er Markus an: »Und du? Was sagst du? Wolltest du nicht der neue Superverkäufer sein, der Nachfolger von deinem ach so erfolgreichen Vater, und

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