Bombenbrut
der Staat Israel wird Ihnen Ihre Dienste nicht vergessen. Sie wissen, wir haben Ihnen Ihre umfangreiche Panzerlieferung in arabische Länder längst nachgesehen.«
Der israelische Diplomat Benjamin Benichou steht auf, geht an die Minibar des Jets und holt eine Flasche Champagner heraus. »Sie sollten an Ihren Gepflogenheiten festhalten. Björn Otto hat uns sicherlich fast so einen guten Champagner kalt gestellt, wie Sie im Baur au Lac mit Schwanke getrunken haben.«
»Ich bin mir sicher, heute schmeckt er noch besser«, lacht Stocks, »wir haben den Menschen einen guten Dienst erbracht – darauf trinken wir.«
Benjamin Benichou hebt sein Glas und gibt eine Belehrung aus dem Talmud preis: »Wenn jemand daherkommt, dich zu töten, stehe auf und töte ihn zuerst!«
30
Leon steht im neuen Zeppelin NT am offenen Fenster und schaut auf das nördliche Ufer des Bodensees. Die silberne Zigarre gleitet tänzerisch durch die Luftschichten. Lena schmiegt sich an seine Seite, hält ihn fest und strahlt ihn aus ihren braunen Augen an. Sie hat ihm sein plötzliches Verschwinden schnell verziehen, nachdem er ihr die zwei Karten für einen Zeppelinrundflug über den Bodensee unter die Nase gehalten hatte.
Leon blickt nach unten, er sieht die Oberschwäbische Barockstraße, die Werksgebäude der EADS und anderer Waffenproduzenten.
Lena sieht den blauen See, das romantische Ufer, die idyllischen Rebhänge von Hagnau, das dominante Schloss in Meersburg, das Barock-Juwel Birnau und ihre geliebte Altstadt Überlingen.
Leon denkt an den jungen Markus Kluge und seinen gewaltsamen Tod, sein buntes Hemd und sein Blut.
Lena genießt die tänzerische Leichtigkeit des Zeppelins und die Seelandschaft unter ihnen. Sie küsst ihren Leon und seufzt romantisch: »Wie friedlich.«
Anhang
Das ist ein Roman! Trotzdem sind nicht alle Fakten und Ereignisse frei erfunden. Aber alle Ähnlichkeiten mit lebenden oder realen Personen wären rein zufällig. Vor allem persönliche Darstellungen entspringen ausschließlich der Fantasie des Autors.
Dies gilt auch für Herbert Stengele, er ist eine reine Fantasiefigur. Sein gesamtes Privatleben, seine Gedanken, seine Meinungen und Aussagen sind frei erfunden und entbehren jeder realen Grundlage.
Doch die Idee zu dem ahnungslosen Erfinder im Visier der Militärmächte lieferte mir Hermann Hügenell. Während meinen Recherchen in der Welt der Geheimdienste und Wirtschaftsspione bin ich vor Jahren auf den ZAS-Patente-Inhaber Hermann Hügenell bei Ludwigshafen gestoßen. Vieles, was Herbert Stengele in diesem Roman erlebt, widerfuhr Hermann Hügenell, nach der Erfindung seines Superteleskops ZAS tatsächlich. Seine Patente wurden zum ›Staatsgeheimnis im Sinne des Paragrafen 93 des Strafgesetzbuches‹ – bei Verrat, bzw. Anwendung seiner Erfindung, droht ihm eine lebenslängliche Gefängnisstrafe. Vieles spricht dafür: Die Geheimhaltung der Patente erfolgte auf Weisung der US-Regierung, nachdem der US-Geheimdienst ihn ausspioniert und seine Patente entwendet hatte.
Auch die Figur Björn Otto ist ausschließlich in meiner Fantasie entstanden, jegliche Ähnlichkeiten mit einer lebenden Person wären rein zufällig. Allerdings bin ich während meinen Recherchen für die ARD-Dokumentation »Wo sind meine Daten?« tatsächlich in Ho-Chi-Minh-Stadt auf einen großen, deutschen EDV-Dienstleister gestoßen. Viele Daten europäischer Bürger werden dort bearbeitet, ohne dass die Betroffenen es selbst wissen. Dabei habe ich auch von gesammelten Daten deutscher Krankenversicherter erfahren, die – nach deutschem Recht – gesetzeswidrig in Vietnam bearbeitet wurden. Es braucht nicht viel Vorstellungskraft, um den weiteren Missbrauch von persönlichen Daten europäischer Bürger in Vietnam weiter zu spinnen …
Die Person Holger Stocks ist ebenfalls frei erfunden, alle persönlichen Merkmale entspringen meiner Fantasie. Aber wer sich die Karrieren von Karlheinz Schreiber oder Holger Pfahls anschaut, erkennt im Handeln der beiden Waffen-Lobbyisten Ähnlichkeiten mit der Romanfigur Stocks, die beabsichtigt sind.
Auch Joseph Brodsky ist als Person frei erfunden, aber als Mossad-Agent mit deutschem Pass und tödlichem Auftrag gibt es ihn in der jüngsten Geheimdienst-Geschichte (siehe Spiegel 28/2010).
Dass auch dieser 3. Fall mit Leon Dold am Bodensee spielt, ist kein Zufall. Rüstungsfirmen am See, wie EADS, Diehl Defence, ZF usw., haben mich dazu animiert. Ihre Manager und Mitarbeiter argumentieren wie
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