Bombenbrut
Rechnern des kleinen Erfinders Stengele vom Bodensee das Know-how für diesen außergewöhnlichen Teleskopspiegel herausgefischt. Zusätzlich haben sie aus den Rechnern des Forschungs-, Wirtschafts-und des Verteidigungsministeriums in Berlin fast 160 Gigabyte Mailverkehr abgesaugt und diese mit den verschiedensten Stichworten zum SDI-Programm der NATO abgescannt. Gerade wird das gesamte Material im eigenen Haus ausgewertet, anschließend wird er damit seinen Auftraggeber überraschen.
Die Freunde der Moskauer Geheimdienst-Akademie sind seine liebsten Kunden. Leider kann er sich seine Auftraggeber nicht immer aussuchen. Er würde jederzeit seine Dienste auch der CIA ohne Skrupel anbieten, doch bisher ist kein ehemaliger Klassenfeind auf ihn zugekommen. So arbeitet er meist für die östlichen Länder. Vorneweg Russland, zunehmend für die Chinesen.
»Ich heiße Mr Bakaii, ich arbeite für die Commission of Science, Technology & Industry for National Defense«, hatte sich das Schlitzauge vorgestellt und ohne langes Federlesen sein Ansinnen übermittelt.
»Costind – kennt jedes Kind«, hatte Otto gereimt und dem Vertreter der ominösen chinesischen Rüstungsorganisation versprochen, seine Wünsche schnell und diskret auszuführen. Jetzt kann er den Chinesen ein ganz besonderes Paket vorlegen: Die Patente der bestellten Formel mitsamt dem Erfinder selbst!
Er war mit diesem Herbert Stengele im Gepäck und in Begleitung von Iris Köppke und Markus Kluge von Friedrichshafen direkt nach Ho-Chi-Minh-Stadt zurückgeflogen. Er hat die drei erst mal in seiner Villa in Phu My Hung, dem 7. Distrikt von Ho-Chi-Minh-Stadt, untergebracht. Iris Köppke und Markus Kluge kümmern sich um den kauzigen Erfinder.
Herbert Stengele ist nicht freiwillig mit nach Ho-Chi-Minh-Stadt gekommen. Doch auf Iris ist Verlass. Sie hat den Kerl zusammen mit Markus kurzerhand narkotisiert, in einen Teppich eingerollt und über einen Nebeneingang in den Flieger auf dem Flughafen in Friedrichshafen geschleust. »Wir brauchen ihn«, wusste sie, »er war als Einziger beim Bau des Prototypen beteiligt. Mit dieser praktischen Erfahrung gewinnen die Patente den doppelten Wert.«
Bei sich zu Hause bearbeiten ihn Iris und Markus jetzt. Ihm muss beigebracht werden, dass sich die Zusammenarbeit für ihn lohnt. Otto ist gelassen, er kennt seinen Trumpf, den er vor diesem sensiblen Erfindergenie ausspielen wird.
Dafür trägt er nochmals alle Informationen auf seinem Rechner zusammen, die er über die Familie Kluge und Herbert Stengele zusammengetragen hat. Sorgfältig erstellt er eine neue Datei, die alle Fakten über die beiden Gäste übersichtlich darstellt. Damit wird er beide kleinkriegen.
Beschwingt sendet er die fertige Datei an seine Homeadresse, dann fährt er seinen Rechner herunter und ruft aus dem Vorzimmer Phebe herein: »Bestellen Sie Mr Bakaii von der Costind, dass wir liefern können, er soll sich dringend melden. « Daraufhin lacht er laut, kratzt sich ungeniert am Hosenladen und platzt heraus: »Er soll sich auch auf ein Lebendpaket einstellen.«
Phebe kichert verhalten mit. Sie versteht zwar den Scherz nicht, ist dennoch höflich und lacht, wenn ihr Chef lacht. Sie faltet ihre Hände zusammen, verbeugt sich in ihrem traditionellen Áo-Dài-Kleid vor Mr Otto, wiederholt seinen Befehl und huscht schnell wieder aus dem Chefzimmer hinaus.
»Und den Wagen!«, ruft Otto ihr nach.
Sie kommt erneut zurück. Verbeugt sich nochmals und wiederholt: »Jawohl, den Wagen, Mr Otto.«
Er kratzt sich nach wie vor ungeniert an seinen Genitalien, ist froh gelaunt und geht leichten Schrittes zu den Fahrstühlen.
Es hat aufgehört zu regnen, doch die Straßen stehen voller Wasser. Ein funktionierendes Abwasserkanalsystem gibt es in der Sieben-Millionen-Metropole Ho-Chi-Minh-Stadt nicht. Wenn es regnet, verwandeln sich die Straßen in Flüsse, danach bleibt das Wasser in großen Pfützen stehen.
»Gib Gas«, grölt Björn Otto im Fond seines weißen Mercedes und schaut belustigt aus dem Wagen, wie das Wasser von seiner dicken Karre auf die Gehsteige spritzt.
»Puh, hey, voll erwischt«, freut er sich und sieht, wie eine vietnamesische Frau, mit typischem Strohhut auf dem Kopf und in einer heruntergekommenen Tracht ermüdet ihre tragbare Garküche abstellt. Ihre Habseligkeiten balanciert sie in zwei Strohkörben an einem Schulterjoch. Auf der einen Seite die Stäbchen und Schälchen, auf der anderen Seite der Kochtopf auf einem Stövchen. Das
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