Bombenbrut
Kajütenaufbau. Er wartet ab, beobachtet, wie der Kahn weiterhin direkt auf ihn zusteuert, dann sieht er durch sein Fernglas die österreichische Flagge am Heck und einen Mann auf dem Bug stehen. Der Mann schaut ebenfalls mit dem Fernglas zu ihm.
Markus nimmt sein schwaches Gas jetzt ganz weg, bückt sich, hebt eine deutsche Flagge vom Boden auf und hält sie kurz in die Höhe.
Der Mann mit dem Fernglas geht zum Heck des Schiffs, zieht die österreichische Flagge aus ihrer Halterung und hebt auch sie kurz in den Himmel.
Das ist das verabredete Zeichen. Beide Schiffe nehmen nun direkten Kurs aufeinander.
Der Mann auf der Jacht legt drei Fender steuerbord aus, Markus lenkt sein Boot auf die Seite des großen Schiffs zu und legt bei. Er wirft dem Mann zwei Leinen zu, belegt sie auf seiner Rennjacht und will sich an der Reling auf das große Motorboot hochziehen.
»Willkommen, mein Bruder«, sagt der Fremde auf dem Schiff und bietet Markus mit ausgestreckten Armen seine Hilfe an. Der greift zu und lässt sich von ihm an Bord hieven.
Markus war schon bei mehreren Verhandlungsgesprächen seines Vaters in arabischen Ländern dabei, er kennt das Ritual, verbeugt sich tief und weiß sich angebracht zu verhalten. »Es ist mir eine Ehre, Ihr Gast an Bord zu sein, Bruder«, antwortet er, streift dabei seine Sommerlatschen ab und geht barfuß zur Kajüte.
Vor deren Tür begrüßt ihn ein weiterer Mann. Doch während der erste sich, wie ein Sommertourist, mit leichtem T-Shirt leger an Deck zeigt, steckt dieser in einem engen, schwarzen Anzug und hat trotz Sommerhitze seine Jacke bis oben zugeknöpft. Er trägt einen dunklen Dreitagebart, und hat seine Augen hinter einer ebenso dunklen Sonnenbrille versteckt. Steif steht er vor Markus, legt seine Hände vor seiner Brust zusammen, verbeugt sich und nuschelt: » As-sal ā mu ’alaikum !«
» Wa ’alaikumu s-sal ā m «, antwortet Markus weltmännisch.
Über das strenge Gesicht des Anzugträgers huscht ein freudiges Lächeln. »Ich sehe, wir sind Brüder.«
»Im Geiste sicher«, lächelt Markus, denkt dabei aber weniger an Allah, als an das Geschäft, das er abschließen will.
»Ich darf vorangehen«, sagt der Mann im Anzug und schiebt die gläserne, dunkel getönte Kajütentür zur Seite.
Markus blickt sich draußen noch einmal um, sieht kein weiteres Boot in der Nähe und folgt dem Fremden. Es geht nur wenige Stufen in den Schiffsrumpf hinunter. Die Luken sind verhangen, aber es drängen genügend helle Sonnenstrahlen in den Raum. Ein untersetzter, älterer Mann steht in einem weißen Kaftan mit arabischem Tuch auf dem Kopf, grauem Vollbart im Gesicht und einer Goldrandbrille auf der kantigen Nase unvermittelt vor ihm. Er greift nach Markus’ Hand und gibt sich, ganz im Gegensatz zu seinem Aussehen, betont westlich.
»Guten Tag, Herr Kluge, willkommen an Bord! Bitte, nehmen Sie Platz, ich habe uns ein kleines Erfrischungsgetränk kühl stellen lassen.«
Der Kaftanträger lächelt, während der Mann im Anzug eine Sektflasche öffnet und der offensichtliche Matrose im T-Shirt sich scheinbar unbeteiligt an der Kajütentür postiert.
Die erste Zeit plaudern Markus Kluge und der Kaftanträger, der sich ihm als Mr Farhat vorstellt, über viele unwesentliche Dinge. Mr Farhat erzählt ihm von dem Flug im eigenen Jet über Dubai bis zum Flughafen Altenrhein direkt am Bodensee, zwischen der Schweiz und Österreich. Die Jacht haben sie in Bregenz gechartert. Er fühle sich hier in Deutschland sehr wohl, schließlich habe er in Berlin studiert. Deutschland sei ein schönes, ein sauberes Land.
Markus schaltet ab. Nach einer halben Stunde aber hat er genügend Höflichkeiten gepflegt. Er hat genug von dem ineffizienten Geschnatter, hat auch, wie es sich gehört, den Sekt nicht angerührt, sondern nur ein bisschen vom Tee genippt. Er will endlich zum eigentlichen Zweck des Treffens gelangen, dafür ist er schließlich hier.
»Unser See ist launisch. Er bietet uns zwar einen idealen Treffpunkt, unmöglich uns hier abzuhören, aber schon bald kann ein Gewitter aufziehen, und es wäre doch gut, wenn wir bei eventuellen Blitzschlägen wieder im sicheren Hafen lägen?«
»Inschallah«, lacht der Iraner mit seinem dröhnenden Bass und Markus deutet es als Aufforderung an ihn, mit seinen Verhandlungen zu beginnen.
Er erzählt kurz von den neusten Entwicklungen und stellt klar, dass unter den jetzigen Umständen ein Verkauf der Patente durch die Bundesregierung verboten und so für
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