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Bombenbrut

Bombenbrut

Titel: Bombenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Schütz
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staunt Schwanke noch immer, »wie soll das alles gehen? Wenn das stimmt, was du da auftischst, hat genau dieser Deal mit Teheran jemandem nicht gefallen und deshalb wurde dein Vater erschossen. Ist dir das klar? Weißt du, auf was du dich da einlässt?«
    »Ich leb ja noch«, grinst Markus leichtfertig, steht auf und klopft Schwanke wohlwollend auf die Schulter. »Ich treffe die Allah-Abordnung schon morgen Nachmittag. Keine Sorge, uns wird niemand sehen oder belauschen, wir treffen uns mitten auf dem See. Genial, oder?«
    Lachend steht Markus vor dem unsicher wirkenden Schwanke. Zum ersten Mal kommt ihm der Junge wie ein gestandener Mann vor, nichts mehr erinnert ihn an den zarten Jungen mit seiner unsicheren, kindlichen Art. Er dagegen fühlt sich unwohl und alt wie noch nie. Er kämpft mit sich, schnappt nach Luft, sein Hemd ist verschwitzt, seine Haarsträhne hängt ihm wirr ins Gesicht.
    Markus dagegen wirkt selbstsicher, fühlt sich unschlagbar, endlich ist er am Zug und kann zum ersten Mal zeigen, was er von seinem allseits so hoch geschätzten Vater tatsächlich geerbt hat. Jetzt, wo er tot ist, kann er beweisen, dass er ein ebenbürtiger Sohn ist. Immer erschien er vielen für den Job bei DS zu weich. Er sei unentschlossen, einfach kein richtiger Kluge, der zulangt und verkauft, hieß es hinter seinem Rücken. Er sei ein Feingeist, der Mozart liebt und lieber Geige spielt, als endlich sein BWL-Studium abzuschließen. Doch seit dem Tod seines Vaters fühlt sich Markus wie befreit, in diesem Augenblick ist er sich sicher, die Stelle des Key-Accounters bei Defensive-Systems ist genau auf ihn zugeschnitten.
    »Ich komme nach unserem Meeting sofort zu dir. Mach dir mal keine Sorgen, ich halte dich auf dem Laufenden, aber jetzt muss ich los. Wir werden heute Abend wieder ein Gewitter bekommen, der Wind frischt auf, ich muss raus auf den See, du weißt, mein Kat will ausgeritten werden.«
    Ohne eine weitere Reaktion des alten Herrn abzuwarten, verschwindet Markus Kluge siegessicher im Aufzug.
    Schwanke schaut ihm bestürzt nach. Sieht über dem See, auf der Schweizer Seite, die Sturmvorwarnung gefährlich orange blinken. Aber noch herrscht, wie jeden Tag in diesem herrlichen August, auf dem Wasser unbeschwerter Sommerbetrieb.
    Gunther Schwanke steht untätig da, wie ihn Markus verlassen hat. Er weiß nicht, was er denken soll. 20 Millionen Dollar und er hätte viele Sorgen weniger, da hat der Junge wohl recht. Er zermartert sich sein Gehirn. Sicher, es ist nicht ganz legal, was Markus ihm da vorschlägt. Auf der anderen Seite hat er die Verantwortung für die Arbeitsplätze in seinem Unternehmen. Und, Heinomol, was kann er für diese verzwickte Situation? Soll der Bund oder die NATO doch diese Scheißpatente kaufen, so wie es auch bei allen anderen militärstrategischen Erfindungen üblich ist, die ›sensitiv‹ eingestuft sind. Aber ihn jetzt, nach all den Entwicklungskosten, die seine Firma aufbrachte, nun einfach mit einem Verkaufsverbot zu belegen, das ist ja wohl auch nicht rechtens.
    Seine Gedanken werden abrupt unterbrochen. Aus der Lautsprecherbox seines PCs ertönt ein akustisches Signal. Er läuft hinter seinen Schreibtisch, sieht ›Skype-Online‹ auf seinem Bildschirm aufleuchten, dann erscheint eine Textzeile. Schwanke setzt sich schnell die Lesebrille auf und liest: ›Wir haben gerade telefoniert, dieser Weg ist sicherer, noch besser wäre ein Vieraugengespräch, ich bin gerade im Lande, kann morgen schon bei Ihnen sein, 20 Uhr wäre möglich.
    Dr. Holger Stocks.‹
    Heinomol! Schwanke lächelt. Stocks also hatte sich unter der asiatischen Nummer getarnt, die er gerade von Kluges Liste angewählt hatte. Dr. Holger Stocks, dieser Mann unterhält die besten Drähte in den arabischen und asiatischen Raum und gleichzeitig in die Ministerien in Berlin und Brüssel. Demnach war sich auch Matthias Kluge über die Probleme des Waffenexportverbots längst im Klaren. Denn Stocks benötigt die Branche nur für Lieferungen im grauen Bereich. Dieser Mann ist mit allen Wassern gewaschen. Er soll schon Waffengeschäfte ermöglicht haben, die gegen alle legalen Exportvorschriften verstoßen haben. Stocks kennt immer einen juristischen Ausweg, er verhandelt nie mit den unteren Chargen, seine Beziehungen reichen bis in das Bundeskanzleramt. Er hat schon Panzer nach Saudi-Arabien geliefert und, als die Produktion nicht nachkam, sich einfach aus Beständen der Bundeswehr bedient. Seither zieht die Branche vor diesem

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