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Bombenspiel

Bombenspiel

Titel: Bombenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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über 150 Jahren?«
    Sie überhörte seine Frage, versuchte, mit ihren schwitzenden Händen Halt auf dem morschen Holz der Sprossen zu finden und mit ihren glatten Sohlen nicht abzurutschen. Mehr und mehr kam die Leiter ins Schlingern und Trudeln und als sie mit einem Aufschrei nach oben sah, bemerkte sie Dhlomo, der sich über den Felsen gebeugt und die Seile der Leiter mit beiden Händen ergriffen hatte.
    »Sie haben leider Pech, meine Liebe. Sie werden diesen Triumph nicht mehr erleben. Man wird Sie dort unten finden, abgestürzt, tot. Man wird den Kopf schütteln und sagen, warum müssen diese unvernünftigen Touristen mit Sandalen an den Füßen eine Klettertour wagen. Und in der Zeitung wird man morgen lesen: Tod einer deutschen Journalistin überschattet WM in Südafrika! Und für Ihre Freundin lasse ich mir auch noch etwas Nettes einfallen!«
    Paul Dhlomo stand direkt über ihr, den Oberkörper über den Felsvorsprung gebeugt, und bewegte mit übermenschlichen Kräften die Leiter hin und her. Sie hörte ihn lachen. Höhnisch, laut, grell. Das Lachen eines Siegers.
    Linda wurde gegen die Felswand geschleudert und blutete an beiden Händen. Sie erblickte das Messer, das in seiner rechten Hand aufblitzte und sah mit vor Entsetzen geweiteten Augen, wie die Klinge eines der beiden Seile zerfetzte. Die Leiter kam aus dem Gleichgewicht, das durchtrennte Seil trudelte ins Freie und sie hing frei schwebend über dem gähnenden Abgrund. Nur das zweite Seil gab der Leiter noch Halt, doch schon hatte Dhlomo die Klinge angesetzt.
    Plötzlich hallte ein Schrei zwischen den Wänden und das Echo trieb ihn schaurig wieder zurück. »Yongaaama! – …ongaaama! – …aaama!«
    Paul Dhlomo erschauderte, als er seinen einstigen Kampfnamen hörte, sein Kopf fuhr nach oben, die Klinge hörte zu schneiden auf und er versuchte, den Rufenden zu entdecken.
    »Ja, sieh mich an!«, hallte es zu ihm herüber und er sah den Mann drüben auf dem gegenüberliegenden Felsen stehen. »Erinnerst du dich an mich?«, schrie er. »Hier, sieh her, vielleicht erinnerst du dich dann?« Mit einem Ruck hatte er sich die seltsam bunte Wollmütze vom Kopf gerissen und Paul Dhlomo erkannte, dass der Mann keine Haare und keine Ohren hatte. Bilder aus der Vergangenheit tanzten vor seinen Augen.
    Er hörte das Zischen des Streichholzes, roch das Benzin und fühlte die Hitze, die von dem brennenden Gummi ausging. Er hörte den Jungen kreischen, dem er diese Schmerzen zufügte und sah, wie sich die schwarze, heiße Reifenmasse wie glühende Lava in seine Haut fraß.
    Als er daran dachte, krachte der Schuss und Paul Dhlomo stürzte, mit einem kleinen runden Einschussloch in der Stirn, tot in den Abgrund.
    Linda hörte den dumpfen Aufprall des Körpers, als die Leiche unten auf die Felsen schlug.
    Karins Schrei gellte zu ihr herauf.
     

Zur selben Zeit, 24 Kilometer nordöstlich, Oliviershoek Pass
    uThembani Mthetwa hatte Kroonstad am frühen Morgen verlassen. Er musste unbedingt vor Harrismith nach Süden in den Royal Natal Nationalpark abbiegen, um Paul Dhlomo so schnell wie möglich davon zu unterrichten, welcher Lüge sie alle aufgesessen waren.
    Der Zulu war gerade von der R712 Richtung Oliviershoek Pass abgebogen, als er im Rückspiegel das Motorrad bemerkte, das sich ihm mit großer Geschwindigkeit näherte.
    Die Maschine fuhr dicht auf ihn auf, obwohl er schon fast 150 Stundenkilometer draufhatte. Mthetwa fuhr nach der nächsten Kurve bewusst langsam, um dem Drängler noch vor Erreichen des Passes Gelegenheit zum Überholen zu geben. Tatsächlich schob sich das Bike an ihm vorbei, scherte jedoch knapp vor ihm wieder ein und bremste scharf ab.
    Mthetwas Fuß trat das Bremspedal durch, um einen Auffahrunfall zu vermeiden, und seine flache Hand schlug auf die Hupe. Der Motorradfahrer verringerte weiterhin sein Tempo, fuhr dabei aber so weit in der Straßenmitte, dass der Zulu keine Chance hatte, zu überholen. Dann ließ er die Maschine ausrollen, hob als Stoppzeichen die Hand, stellte sein Bike quer zur Straße und stieg ab.
    Der Helm vermied, dass er die Gesichtszüge erkennen konnte, doch das wallende Gewand, das er statt Motorradkleidung trug, fiel Mthetwa sofort auf. Der Motorradfahrer näherte sich der Fahrertür und ehe der Zulu reagieren konnte, hatte er die Tür aufgerissen und ihn, der nicht angeschnallt war, am Kragen gepackt und aus dem Wagen gezerrt. Der Faustschlag traf ihn hart, er taumelte zurück und prallte gegen die Karosserie seines

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