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Bombenspiel

Bombenspiel

Titel: Bombenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Construction Inspector Gys de Kock fluchte.
    Er musste die Sache selbst in die Hand nehmen.
    Er hatte nur noch wenige Stunden Zeit.
    Er ging zum Waffenschrank, holte die Walther-Pistole und zwei Schachteln Munition hervor und lud das Magazin. Er hatte lange keinen Fangschuss mehr abgegeben.
    Seine Augen leuchteten seltsam, als er im Morgengrauen nach draußen zu seinem Wagen ging.
     
     

Royal Natal Nationalpark
    Der Wintermorgen war noch kühl, als die beiden Frauen ihre Rucksäcke mit einer Literflasche Mineralwasser und die Windjacken aus dem Wagen nahmen, und Paul Dhlomo auf einem schmalen, von zahlreichen Proteen, roten Natal-Lampenputzern und Palmfarn gesäumten Pfad ins Vermaans Valley folgten.
    Die Stämme mancher Bäume leuchteten schwarz verkohlt, im fahlen Dämmerlicht jedoch trieb junges Grün, teilweise mannshoch, zwischen den Felsen. Die drei Wanderer schienen die einzigen Menschen hier oben zu sein. Weiter vor ihnen kreuzte lediglich ein Trupp Paviane den Weg zum Policeman’s Helmet, einem seltsam geformten Felsen.
    Linda zog das Handy aus der Tasche. Noch immer wartete sie auf eine Antwort von Alan, doch zu ihrem Entsetzen musste sie feststellen, dass es schon hier kein Netz mehr gab. Sie waren mit Paul Dhlomo in der Wildnis allein.
    Ihr Führer schritt wortlos voran, machte keine Pause und schien nur eine schnelle Entfernung vom Camp im Auge zu haben. Bald lag das Flusstal 100 Meter unter ihnen und vor ihnen ragte die Wand des Amphitheaters wie eine gigantische Mauer in den klarblauen Himmel. Kurz darauf führte der Weg durch einen kleinen Wald wieder hinunter zum Flussbett, das sie zweimal durchquerten. Dann ging es im Balanceakt über Steine und Felsbrocken entlang des Canyons zur Öffnung der Klamm, wo nach 100 Metern das Wasser zu tief wurde und es keine Trittsteine mehr gab, um weiter in die Schlucht einzudringen.
    Hier, wo der klare Tugela sich aus dem Tunnel heraus seinen Weg in die Freiheit bahnte, legte Dhlomo eine Pause ein. Als Linda begann, ihm Fragen zu stellen, stand er auf und schlug vor: »Ich werde Ihnen gleich alles beantworten, aber zuvor möchte ich Ihnen den Wasserfall zeigen. Sind Sie schwindelfrei?«
    Karin schüttelte den Kopf, doch Linda nickte, als Dhlomo auf eine Hängeleiter zeigte, die senkrecht über einen braunen Felsen vielleicht 20 Meter nach oben führte.
    »Von dort oben haben Sie den schönsten Blick zu den Tugela Falls. Sie können hier auf uns warten«, schlug er Karin vor und deutete auf eine Sandbank im Fluss, »wir sind gleich wieder zurück!«
    Linda folgte dem Mann durch den knöcheltiefen klaren Bach zu der frei über den steilen Felsabhang baumelnden Kletterleiter, die aus zwei stabilen Seilen und dazwischen verknoteten Holzsprossen bestand. Einige davon schienen morsch zu sein, was Paul Dhlomo nicht störte. Er ergriff die untersten Sprossen und kletterte ohne zu zögern nach oben. Linda folgte ihm.
    Oben angekommen zeigte er hinüber zur Basaltwand des Amphitheaters, wo, einem dünnen weißen Schleier gleich, der Tugela in einem tosenden Wasserfall in drei Stufen die über 800 Meter hohen Felsen hinunterstürzte. Linda wurde mulmig bei dem Anblick und sie achtete nicht auf Paul Dhlomo, der sich an seinem Gürtel zu schaffen machte und heimlich ein Messer hervorzog.
    »Was glauben Sie, Paul, warum hat man Henning wirklich getötet?«, fragte Linda.
    »Ich glaube, das hat mit der Geschichte dieses Landes zu tun«, antwortete Paul Dhlomo geheimnisvoll. »Nicht weit von hier«, raunte er »liegt das Blood River Monument. Haben Sie schon mal davon gehört?« Sie schüttelte den Kopf. »Es erinnert an die Schlacht der Voortrekker gegen die Zulu im Jahre 1838. Über 3.000 Zulu starben damals im ungleichen Kampf gegen die Weißen, die von Andries Pretorius angeführt wurden. Nach ihm hat man die Hauptstadt dieses Landes benannt.«
    Linda glaubte auf einmal in seiner Stimme den Anflug von Hass mitschwingen zu hören und ergriff das obere Ende der Leiter, um wieder nach unten zu klettern.
    »Es war eine Schmach für die schwarzen Männer, denn Pretorius hatte nur 464 Männer, die Zulus zählten an die 10.000 Krieger.«
    Linda hörte Pauls Stimme, ohne seinen Worten zu folgen. Zu sehr konzentrierte sie sich auf den Abgrund, der sich unter ihr auftat und auf die Leiter, die mit einem Mal zu schwanken schien, sich hin und her bewegte und ihr fast schwindelig werden ließ.
    »Glauben Sie nicht, dass es gerecht ist, wenn sich die Schwarzen endlich rächen, nach

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