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Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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sich nämlich auf einmal daran erinnert, dass er die Lösung dieser Frage gestern in der Zeitung gelesen hat.«
    Ein kurzes, verschwörerisches Grinsen wanderte zwischen den Teammitgliedern hin und her. Am meisten amüsierten sie sich darüber, wie geschickt Jacob gerade die Klippen der Unwahrheit umschifft hatte.
    »Das nenne ich großes Glück, werter Herr Tannenberg«, sagte Marco Kern. »So es denn stimmt, woran sich Ihr Sohn zu erinnern glaubt. Ich wäre mir an Ihrer Stelle nicht so sicher, ob es sich bei dieser Antwort hier in meiner Hand tatsächlich um die richtige Lösung handelt.«
    Schlagartig gefroren die Gesichtszüge der drei Tannenbergs.
    »Wieso?«, wollte Heiner mit dünner Stimme wissen.
    »Jetzt hab ich Sie aber ziemlich verunsichert, nicht wahr?« Der Starmoderator hob die Hand mit dem Zettel und hielt ihn dem Rateteam entgegen. »Dann verkünden Sie uns nun bitte Ihre Entscheidung.«
    »Wir glauben, es ist Mäck-Pomm – oder wie das heißt«, kam Jacob sogleich der Aufforderung nach.
    »Bitte«?, fragte Marco Kern.
    »Mecklenburg-Vorpommern«, erläuterte Heiner und ergänzte: »Also Antwort D.«
    Mit spitzen Fingern faltete der Moderator den Zettel auseinander, präsentierte ihn der Kamera. »Wie Sie sehen, meine lieben Zuschauer, hier steht tatsächlich ein ›D‹.« Er steigerte die Spannung, indem er einige weitere schier endlose Sekunden verstreichen ließ.
    »Und das ist richtig!«, schrie er plötzlich so laut, dass sich seine Stimme dabei überschlug. »Damit ziehen Sie als das Team mit der höchsten Punktzahl in die Endrunde ein – Glückwunsch!«
    Während sich die Tannenbergs um den Hals fielen und in der Kabine einen regelrechten Freudentanz aufführten, spendete Kern theatralischen Beifall. Doch dann hielt er plötzlich inne und verkündete mit mahnenden Worten: »Meine Herren, bitte mäßigen Sie nun Ihre Gefühlsausbrüche. Ich kann Sie ja nur zu gut verstehen, aber denken Sie bitte daran: Wir sind live auf Sendung.«
    Die Männer reihten sich im Halbkreis vor der Führungskamera auf. Jacob stand in der Mitte, Tobias links, Heiner rechts von ihm. Sie hatten sich gegenseitig die Arme auf die Schultern gelegt und grinsten wie Honigkuchenpferde in das Objektiv. Tobias spreizte die Finger zu einem Victoryzeichen.
    »Es ist wirklich unglaublich, aber es stimmt tatsächlich.« Marco Kern betrachtete ein Karteikärtchen in seiner Hand. Er las den Text vor: »Mecklenburg-Vorpommern: 20,5 % aktuelle Arbeitslosigkeit – Sachsen-Anhalt 20,3 % – Brandenburg 18,7 %. Welch minimale Unterschiede. Unglaubliche Leistung, meine Herren, Respekt!«
    »Wow, das war auch ein megahartes Stück Arbeit, kann ich Ihnen flüstern«, versetzte Tobias im Glückstaumel.
    »Das glaub ich.« Der Starmoderator drehte dem jubilierenden Rateteam den Rücken zu und sagte in die Führungskamera hinein: »Bevor wir nun zum absoluten Höhepunkt der Sendung kommen, genießen Sie den nächsten Showblock. Denn anschließend begleiten Sie die beiden verbliebenen Familienteams in der Finalrunde. Und dort geht es wie immer um sage und schreibe 10 … Millionen … Euro . Und da wird es erst richtig spannend. Das verspreche ich Ihnen.«

10
    Das Timing mit den sicherheitshalber angeforderten Sprengstoffexperten funktionierte optimal. Noch bevor die ersten Zuschauer am Tunnel eintrafen, hatten die herbeigerufenen, von Spürhunden begleiteten LKA-Spezialkräfte mit ihrer Arbeit begonnen.
    Die Räumung der Fruchthalle lief völlig reibungslos an. Die Zuschauer verhielten sich dabei äußerst diszipliniert. Wie in einer geduldigen Mensaschlange reihten sie sich zu einer schier endlosen menschlichen Perlenkette auf, die sich die breite Treppe hinunter in den Keller schlängelte.
    Unterdessen schnappte sich Tannenberg die beiden Geldkoffer und machte sich auf den Weg zum verabredeten Übergabeort. Exakt um 22 Uhr traf ein aus Richtung des Schillerplatzes kommendes Taxi vor dem Hintereingang der Fruchthalle ein. Die Seitenscheibe senkte sich in den Türrahmen und ein vollbärtiger, älterer Mann musterte den Leiter des K 1 mit einem misstrauischen, flackernden Blick. Erst als er die etwas versteckt deponierten Koffer sah, entspannte sich seine Mimik.
    Dem bis in die Haarspitzen konzentrierten Kriminalbeamten stach sofort der Kopfhörer mit dem Mikrofonbügel ins Auge, an dem der Taxifahrer recht unbeholfen herumhantierte.
    »Ja, ich bin ja schon dabei«, knurrte der etwa 60-jährige Mann ins Mikro. Zeitgleich bog er den

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