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Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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plötzlich eine dunkle Männerstimme. »Wir haben alles, wir kaufen nichts.«
    Der Kriminaltechniker wandte sich um. Ein paar Meter schräg vor ihm stand ein kräftiger, schätzungsweise sechzigjähriger Mann. Er schien viel im Freien zu arbeiten, denn sein Gesicht war vom Wetter gegerbt. Er hielt einen Rechen verkehrt herum in der Hand, die Zinken auf Mertel gerichtet. »Hat man noch nicht einmal am Sonntag seine Ruhe vor euch aufdringlichem Pack?«, schimpfte er wütend. »Los, verschwinden Sie!«
    »Entschuldigen Sie, Herr …« Mertel brach ab, suchte nach einem Klingelschild und entdeckte den Namen des unfreundlichen Hausherrn. »… Hellmann, dass ich Ihre heilige Sonntagsruhe störe.« Er zückte seinen Dienstausweis und streckte ihn dem sehr grimmig dreinblickenden Zeitgenossen entgegen. »Aber es ist leider notwendig. Ich bin von der Kriminalpolizei und möchte Sie um eine Auskunft bitten.«
    Schlagartig veränderte sich die zuvor ausgesprochen feindselige Mimik des Mannes. Sein Gesicht entspannte sich, die ernsten Züge verflüchtigten sich spurlos. Man konnte kaum glauben, dass ein und dasselbe Gesicht zu zwei derart extrem gegensätzlichen Ausdrucksweisen fähig war.
    Hellmann drehte den Laubrechen um und lehnte ihn an einen Zaunpfosten. Dann begrüßte er den Kriminaltechniker mit einem schraubstockartigen Handschlag. Mertel konnte ihm nur mit großer Mühe standhalten.
    »Warum haben Sie das denn nicht gleich gesagt?«, fragte er mit einer sanftmütigen Freundlichkeit, die sein Gegenüber noch Sekunden zuvor niemals für möglich gehalten hätte.
    »Ja, das hätte ich wohl besser machen sollen.«
    »Geht es um den Mord an dem armen Walter?«, wollte Hellmann wissen. Er stöhnte auf. »Was ist das bloß für eine Welt heutzutage? Die arme Gerda. Und dann auch noch ihr Sohn. Der zweite Tote ist doch der Jens, oder?«
    Mertel hatte es einen Augenblick die Sprache verschlagen. »Woher, woher wissen Sie das denn?«, stammelte er.
    »Na ja, die Nachricht, dass der arme Walter ermordet wurde, ist natürlich wie ein Lauffeuer durch die ganze Siedlung gegangen. Stimmt das denn mit Jens? Im Radio nennen sie ja keine Namen und sprechen immer nur von einem zweiten, weitaus jüngeren Mann.«
    »Ja, bei dem anderen Toten handelt es sich sehr wahrscheinlich um seinen Sohn.«
    Betroffen schlug Hellmann die Augen nieder, schüttelte den Kopf.
    Mertel fuhr unterdessen fort. »Wegen Jens Klöckner bin ich hier. Kennen Sie irgendjemanden, der mit ihm in die Schule gegangen ist, vielleicht sogar in dieselbe Klasse?«
    Der Angesprochene hob den Kopf und blickte den Kriminaltechniker mit wässrigen Augen an. »In dieselbe Klasse?«, fragte er schniefend. Er zog einen Moment lang die Stirn in Falten, dann verkündete er mit aufleuchtendem Gesicht: »Ja, natürlich kenne ich jemanden, der mit ihm in der Schule war: meine Tochter nämlich. Mit fünfzehn war sie sogar mal ein paar Wochen mit ihm zusammen. Sie wohnt nur ein paar Häuser von uns entfernt.« Er deutete mit seinem Arm in die entsprechende Richtung. »Da unten.«
    »Hausnummer?«
    »123.«
    »Wissen Sie, ob sie gerade zu Hause ist?«
    »Ja, das ist sie. Meine Frau hat gerade vor einer Viertelstunde mit ihr telefoniert.«
    »Danke.« Mertel stürmte los.
    »Langsam! Sie brauchen nicht zu ihr zu gehen, sie muss alle Augenblick hier auftauchen. Wir gucken uns nämlich nachher alle zusammen das FCK-Spiel an.«
    Der Kriminalbeamte schaltete blitzschnell. »Sagen Sie mir bitte trotzdem ihre Nummer.«
    Mit fliegenden Fingern tippte er sie in sein Handy ein.
    »Kriminalpolizei. Guten Abend, ich möchte Sie …« Die Frau reagierte anscheinend ziemlich schroff, denn Mertel bedachte Hellmann sogleich mit einem hilfesuchenden Blick. Er reichte dem älteren Mann sein Mobiltelefon. »Sagen Sie ihr bitte, dass ich wirklich von der Polizei bin.«
    Hellmann sprach kurz mit seiner Tochter. Danach zeigte sie sich urplötzlich sehr zugänglich und auskunftsfreudig. Sie behauptete, mehrere Klassenfotos zu besitzen. Sie sei sich ganz sicher, denn erst vor ein paar Wochen hätte sie in ihren Fotoalben gestöbert.
    Mertel suchte daraufhin die Straße nach seinen Kollegen ab. Sabrina brauchte er nicht zu verständigen, denn sie war mittlerweile auf das interessante Gespräch aufmerksam geworden und stand nun direkt neben ihm. Aber weder Tannenberg noch Dr. Schönthaler waren zu sehen. Also informierte er sie telefonisch.
    Wenig später tauchten die beiden Freunde hinter einer dichten

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