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Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Koniferenwand auf, die Hellmanns Grundstück offensichtlich vor allzu aufdringlichen Blicken schützen sollte.
    Ein kurzer Blick genügte Hellmann, um den Leiter des K 1 zu identifizieren: »Mutter, komm schnell«, brüllte er in Richtung eines geklappten Küchenfensters. »Du wirst es nicht glauben. Aber vor mir steht der Held von Kaiserslautern.«
    Das Fenster öffnete sich und eine gedrungene Frau erschien im braun gestrichenen Holzrahmen. Um besser um die Ecke blicken zu können, schob sie ihren mächtigen Busen über den Fenstersims und lehnte sich nach vorn. »Das ist ja wirklich dieser Tannenberg aus der Bild am Sonntag «, rief sie verzückt aus.
    Es dauerte kaum eine halbe Minute, bis die fast quadratische Frieda Hellmann mit der aufgeschlagenen Sonntagszeitung vor ihm stand und ihn um ein Autogramm bat.
    Tannenberg war derart verblüfft angesichts seiner unerwarteten Popularität, dass er ohne Murren gehorchte. Wie ein berühmter Popstar kritzelte er seine Unterschrift auf ein fast seitengroßes Foto, das ihn mit dem Mikrofon in der Hand auf der Bühne der Fruchthalle zeigte.
    »Wie geht es denn Ihrer Familie?«, wollte die feiste Frau wissen.
    Diese Frage irritierte ihn noch mehr. Aber er hatte keine Zeit darüber nachzudenken, denn plötzlich tippte ihm von hinten jemand auf die Schulter. Erschrocken fuhr er herum. Es war Bettina, die Tochter des Hauses. Ihre Wangen waren mit rot-weißen Farbstrichen versehen. Sie war mit einer roten Hose und einem aktuellen FCK-Trikot bekleidet. Um beide Handgelenke waren Fanschals gebunden. Sie hob eine Plastiktüte in die Höhe und deutete darauf.
    »Da sind die Fotoalben aus meiner Schulzeit drin«, erklärte sie.
    »Waren welche dabei, die Hochdeutsch gesprochen haben?«
    Bettina krauste die Stirn. »Was?«
    »Ich meine, in Ihrer Klasse. Waren da welche, die kein Pfälzisch, sondern Hochdeutsch gesprochen haben?«, erläuterte Tannenberg.
    »Ja, einige.«
    Damit begnügte er sich vorläufig. Er war mit einem Mal unsicher geworden, ob er sich nicht vielleicht gerade in einen Irrweg verrannte, denn er erinnerte sich daran, was ihm etwa zehn Jahre nach seinem Abitur bei einem Klassentreffen passiert war. Einige seiner ehemaligen Klassenkameraden, die gleich nach der Schule ihrer Heimatstadt den Rücken gekehrt hatten, redeten auf einmal nur noch Hochdeutsch mit ihm. Er hatte sie damals nach dem Grund dafür gefragt. Er wusste noch ziemlich gut, wie sehr ihn besonders eine Antwort geschockt hatte: »Mit diesem breiten Bauerndialekt fällst du doch nur negativ auf in der Welt. Diese Sprache ist extrem peinlich«, hatte einer gesagt, der nach Hannover übergesiedelt war.
    Dieser Satz klang ihm gerade im Ohr, als Frieda Hellmann vorschlug, sich ins Innere des Hauses zu begeben.
    Tannenberg setzte sich als Einziger an den Küchentisch. Die anderen blieben stehen. Mit fahrigen Händen zerrte er das erste Album aus der Tüte. Bettina, die unmittelbar neben ihm stand, nahm es ihm mit sanfter Gewalt sofort wieder aus der Hand.
    »Ich denke, ich finde schneller, was Sie suchen«, sagte sie und blätterte zielstrebig darin herum. Sie legte eine aufgeschlagene Doppelseite vor ihn hin, wies mit dem Zeigefinger darauf. »Das ist das Foto aus der ersten Klasse.«
    Er fragte nicht lange nach, ob er es herausnehmen durfte, sondern drückte das Farbfoto in der Mitte zusammen. Dadurch rutschte das Bild aus den Fotoecken heraus. Er drehte es auf die Rückseite.
    »So ein Mist!«, fluchte er zischend vor sich hin. »Keine Namen.«
    »Aber die kann ich Ihnen doch sagen«, versetzte Bettina mit gönnerhafter Miene. »Von den meisten jedenfalls.«
    »Dann machen Sie mal«, forderte Tannenberg. Nur einen Sekundenbruchteil später korrigierte er sich. Er gab der jungen Frau ihr Album zurück. »Bitte suchen Sie mir erst noch die anderen Fotos heraus.«
    »Gern. Aber dazu brauche ich das andere Album.«
    Er zog es aus der Tüte und gab es ihr. Wieder dauerte es nicht lange, bis sie das nächste gefunden hatte. »Das hier wurde in der 4. Klasse gemacht, kurz bevor einige von uns auf die höhere Schule gewechselt sind.«
    »Darf ich?«, fragte Tannenberg. Doch bevor sie ihre Erlaubnis dazu erteilen konnte, hatte er das eingeklebte Foto bereits herausgerissen. »Wieder keine Namen«, schimpfte er, nachdem er es gewendet hatte.
    Bettina blätterte weiter. Diesmal steckte das Klassenfoto in durchsichtigen Klebeecken. Sie schob es selbst heraus, drehte es um. »Da sind endlich Ihre Namen«, sagte sie

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