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Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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sprang auf den nächsten. »Der Fiedler ist auch hier geblieben. Der wohnt sogar noch in seinem Elternhaus in der Friedenstraße. Ich glaub, der ist beim Finanzamt.«
    Wieder sprang der dürre, lange Finger weiter. »Der Michalsky lebt auch noch hier. Der hat schon damals gemeint, er wär etwas ganz Besonderes.« Er spitzte den Mund an, wechselte in eine höhere Tonlage über. »Ein Künstler.« Danach senkte er wieder die Stimme. »Der hatte schon früher ein Rad ab.« Er fasste Bettina an der Schulter. »Weißt du noch, wie der immer mit so ’ner komischen Polaroidkamera rumgelaufen ist und alles mögliche fotografiert hat?«
    »Ja, ja, ich weiß.«
    »Aber, was aus den beiden anderen da auf dem Foto geworden ist, weiß ich nicht. – Du?«, fuhr der FCK-Fan fort.
    »Nein, keine Ahnung. Ich hab sie zwar noch manchmal gesehen. Irgendwann war’n sie dann aber ganz weg. Aus den Augen, aus dem Sinn.«
    »Wolf, kommst du mal?«, rief Mertel vom Flur her.
    »Ja, gleich.« Tannenberg lehnte sich nach vorne und drückte sich über seine ausgestellten Ellenbogen nach oben. Anschließend legte er das Klassenfoto auf den Tisch. »Sabrina, schreib dir bitte mal die Namen von diesen Hochdeutsch-Schülern auf.«
    Nachdem sie dies getan hatte, nahm ihr Vorgesetzter das Notizbuch an sich. »Ich bin gleich wieder da.«
    Der Kriminaltechniker erwartete seinen Kollegen vor der Garage. Er teilte ihm mit, dass einer der beiden mutmaßlichen Straftäter sich zur Zeit dauerhaft in der JVA Mannheim aufhalte – zwecks Verbüßung einer mehrjährigen Haftstrafe. Der andere habe eine beeindruckende Dealerkarriere hinter sich, sei allerdings vor etwa einem halben Jahr an einer Überdosis Rauschgift verstorben.
    Tannenberg überreichte Mertel Sabrinas Notizbuch und bat ihn, sich erneut mit der Zentrale in Verbindung zu setzen und Erkundigungen über die fünf Hochdeutsch sprechenden Schüler einzuholen. Dann ging er zurück in das gemütliche Siedlungshäuschen der Familie Hellmann. Sabrina kam ihm im Flur entgegen. Sie flüsterte ihm zu, dass es ihr hier drin zu laut und vor allem auch zu verqualmt sei und sie deshalb ein bisschen an die frische Luft müsse.
    Sie hatte recht. Die abgestandene, überheizte Raumluft war von wabernden Rauchschwaden durchzogen. Im Wohnzimmer debattierten die Mitglieder des Fanclubs ›Rote Hosen‹ lautstark und gestenreich über die Siegeschancen ihres geradezu vergötterten Lieblingsclubs. Frieda und ihr Mann hatten sich inzwischen ebenfalls mit dem Fan-Einheitsdress kostümiert und mit Devotionalien geschmückt. Dies alles störte Dr. Schönthaler offensichtlich überhaupt nicht. Er saß mit einer Bierflasche in der Hand am Küchentisch und machte sich genüsslich schmatzend über ein paar leckere Schnittchen her.
    Einem unvoreingenommenen Beobachter wäre sofort die Diskrepanz zwischen dem noblen, mit einer Fliege gekrönten Outfit des Rechtsmediziners und dessen rustikalem Gebaren aufgefallen. Tannenberg dagegen verwunderte dieser Anblick in keinster Weise. Er wusste nur allzu gut, wie ausgesprochen wohl sich sein bester Freund in solch einem gutbürgerlichen Ambiente fühlte. Nach außen hin hatte es oft den Anschein, als sei der Gerichtsmediziner ein snobistischer Akademiker. Dabei handelte es sich allerdings um eine gravierende Fehleinschätzung.
    Dr. Rainer Schönthaler war der Sohn eines Schrankenwärters, im Bahnheim geboren und in sogenannten einfachen Verhältnissen aufgewachsen. Er hatte wirklich allen Grund, auf seine berufliche Karriere stolz zu sein. Was er geleistet hatte, musste ihm erst mal einer nachmachen. Nach einer handwerklichen Ausbildung hatte er über den zweiten Bildungsweg das Abitur nachgeholt und diesem ein weitgehend selbst finanziertes Medizinstudium folgen lassen.
    Trotz dieser unglaublichen Energieleistung und des damit einhergehenden gesellschaftlichen Aufstiegs war er stets bescheiden geblieben. Niemals hätte er seine kleinbürgerlichen Wurzeln verleugnet oder gar die Verbindungstaue zu seinem Herkunftsmilieu gekappt. Deshalb war Tannenberg nicht im Geringsten überrascht, wie gut sich sein Freund mit der fülligen Gastgeberin verstand.
    »Komm, setz dich zu mir«, forderte der Gerichtsmediziner. »Frau Hellmann macht die besten Schnittchen weit und breit.«
    Tannenberg nahm schmunzelnd Platz. Frieda stellte ihm einen reichlich belegten Teller hin. Ihr Mann wünschte höflich einen guten Appetit und bereicherte die Tafel mit einer eben geöffneten Bierflasche.
    »Sie

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