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Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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borgten sich Sabrinas Privat-PKW aus und machten sich auf den Weg zur Kantstraße Nr. 66.
    Jens Klöckners Appartement im neunten Stockwerk des Hochhauses war schnell gefunden. Für den fingerfertigen Kriminaltechniker stellte die Eingangstür zur Wohnung des ermordeten Zimmermanns kein ernstzunehmendes Hindernis dar. Aus diesem erfreulichen Grund musste der Hobbydetektiv aus der Rechtsmedizin nicht lange am Treppenhauseingang Schmiere stehen. Mertel bedachte ihn bereits nach kaum einer halben Minute mit einer eindeutigen Geste. Nachdem sein Begleiter bei ihm eingetroffen war, zog er nahezu geräuschlos die Tür ins Schloss. Er schaltete das Flurlicht ein.
    Während die beiden Männer routinemäßig ihre Plastikhandschuhe überstreiften, schauten sie sich um. Schon der Korridor der recht beengten Wohnung erweckte einen ziemlich verwahrlosten Eindruck: Rechts an der Wand hingen mehrere Jacken an einem Haken so dick übereinander, dass man sie beim Vorbeigehen unwillkürlich berühren musste.
    Direkt darunter standen zwei bis zum Rand gefüllte Mülltüten. Unmittelbar daneben lagen einige Männerschuhe wild durcheinander. Nur wenige Zentimeter weiter stand ein Küchenstuhl, auf dem sich die schwarze Berufskleidung des Zimmermanns übereinander türmte. Der mit dunklem Teppichboden belegte Fußboden war an dieser Stelle reichlich mit Sägespänen bestreut.
    Ein kurzer Blick in die Küche genügte, um diesen ersten, überaus chaotischen Eindruck bestätigt zu sehen. Der fensterlose Raum war kaum größer als eine Besenkammer und beinhaltete neben einer kleinen Küchenzeile nur noch einen Klapptisch, an dem ein einziger Holzstuhl ein ziemlich einsames Dasein fristete.
    Obwohl Mertel sich nicht viel davon versprach, begann er in diesem Raum mit der Durchsuchungsaktion. Auch Dr. Schönthaler inspizierte, allerdings eher pro forma, das ebenfalls fensterlose Minibadezimmer. Er öffnete nacheinander alle Türchen des weißen Toilettenschränkchens, zog die Handtücher von den Regalbrettern und schlug sie auseinander.
    Was für ein Quatsch! Warum sollte er denn die Fotoalben zwischen der Wäsche verstecken? Warum sollte er sie überhaupt verstecken?, kritisierte er kopfschüttelnd seinen unsinnigen Aktionismus.
    Neben der Kloschüssel entdeckte er einen Wäscheberg. Nachdem er sich diesem bis auf eine Entfernung von etwa einem halben Schritt genähert hatte, stieg ihm ein penetranter, aus kaltem Schweiß, Moder und Urin zusammengesetzter Geruch in die Nase. Spontan entschied er, wohl besser auf eine intensivere Begutachtung zu verzichten.
    Anschließend wartete er im Flur auf Mertel. Gemeinsam betraten sie den integrierten Wohn- und Schlafraum des Appartements. Offensichtlich hatte der Bewohner die Bettcouch nicht nur zum Schlafen, sondern auch zum Fernsehen genutzt. Denn außer diesem Liegesofa existierte im gesamten Raum keine einzige, weitere Sitzgelegenheit.
    Das Bettzeug lag rechts neben der hochgestellten Couch zusammengeknäuelt auf dem Boden. Auf einem billigen Weichholztisch befanden sich einige leere Bierflaschen, ein Öffner, Kronkorken, eine Fernsehzeitschrift, eine aufgeklappte Pizzaschachtel sowie mehrere Filmkassetten mit offensichtlich pornografischem Inhalt.
    Sichtlich angewidert warf Dr. Schönthaler seinem Kollegen einen vielsagenden Blick zu. Mertel nickte zustimmend und begab sich zu einem halbseitig geöffneten Kleiderschrank, der links neben dem Fernsehgerät stand. Während er eine Schublade nach der anderen herauszog und darin mit spitzen Fingern herumstocherte, durchsuchte der Rechtsmediziner im Flur eine schmale Kommode.
    Außer einem Berg alter Rechnungen und einem Telefonbuch entdeckte er dort zwei Aktenordner mit persönlichen Unterlagen, die er an sich nahm. Mertel wurde auch im restlichen Teil des Kleiderschrankes nicht fündig. Da sich in diesem Raum kein weiteres Mobiliar mehr befand, beendeten die beiden Ermittler die Wohnungsinspektion.
     
    Der silberne Dienstwagen des K 1 befuhr die Gut-Heim-Straße in nordöstlicher Richtung. Nachdem der Mercedes die Gärtnereistraße überquert hatte, mahnte Tannenberg seine Kollegin zu erhöhter Wachsamkeit. Es war nicht auszuschließen, dass sich die LKA-Beamten gegenwärtig im Haus des Taxifahrers aufhielten. Und gerade ihnen wollte er unter keinen Umständen in die Arme laufen.
    Seine Befürchtungen bewahrheiteten sich glücklicherweise nicht. Von irgendwelchen Polizeiautos oder Zivilfahrzeugen mit MZ-Kennzeichen war weit und breit nichts zu sehen.

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