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Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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kalt und sehr zugig.
    Eingedenk seiner Kindheitserinnerungen schaute er sich spähend um. In seiner Blickrichtung lag ein dick mit Spinnweben überzogener Stapel Ersatzziegel unter einem als Pseudofenster dienenden Glasbaustein. In diesem spärlichen Licht entdeckte er zudem eine Rolle Linoleum, mehrere Blumenkübel, Zaunpfosten und einige angebrochene Farbeimer.
    Er drehte sich vorsichtig um 180 Grad und hatte nun das Treppenloch unmittelbar vor seinen Füßen. Als er die steilen Stufen hinunterschaute, wurde ihm ein wenig schwindelig. Er ging einen Schritt zurück und hob seinen Kopf. Die andere Seite des Dachbodens, auf der sich auch der Schornstein befand, war völlig leer. Zur Sicherheit kniete er sich auf die staubigen Fußbodendielen nieder, streckte seinen Oberkörper nach links und blickte am Kamin vorbei. Aber auch dort in diesem vormals toten Winkel sah es genauso leergeräumt aus.
    Enttäuscht kletterte er die Klapptreppe wieder hinunter. Zuerst klopfte er sich geschwind den Staub von seinen Hosen, dann ging er zu Sabrina, die im Schlafzimmer nach einem Fotoalbum suchte.
    »Und wie sieht’s aus?«, fragte er.
    »Ich hab noch nichts gefunden. Das hier ist das letzte Zimmer.«
    »Aber das gibt’s doch gar nicht«, grummelte er vor sich hin. »Irgendwo müssen die doch ihre Fotoalben versteckt haben.«
    Anscheinend hatte der Kriminaltechniker diesen Satz gehört, denn er meldete sich sogleich zu Wort: Wir haben im Keller einen Kasten mit Fotos entdeckt.«
    Tannenberg stürmte die Treppe hinunter. Mertel saß am Küchentisch, vor sich ausgebreitet eine Vielzahl Fotos.
    »Warum hast du das denn nicht gleich gesagt, Mann«, schimpfte der Leiter des K 1 ungehalten los. »Ich breche mir da oben fast das Genick und …«
    »Reg dich ab, Wolf«, warf der Spurenexperte dazwischen. »Wenn ich etwas gefunden hätte, wärst du der Erste gewesen, der es erfahren hätte. Aber da ist nichts dabei. Kannst sie ja selbst durchschauen. Alle möglichen Bilder sind da, nur keine Klassenfotos. Vielleicht haben die in dieser Schule gar keine gemacht.«
    »Quatsch, das kann nicht sein. Das ist ein festes Ritual in allen Schulen. In jedem Jahr gibt’s neue Klassenfotos.«
    »Egal, jedenfalls sind keine dabei. Vielleicht war dieser Jens ja der totale Außenseiter und Prügelknabe. Und aus lauter Wut auf seine Peiniger hat er irgendwann mal alle Fotos aus seiner Schulzeit vernichtet.«
    Skeptisch wiegte Dr. Schönthaler seinen Kopf hin und her. Er saß ebenfalls am Küchentisch und hielt begutachtend ein Kinderfoto in der Hand. Es zeigte Jens Klöckner im Garten mit einem offensichtlich selbst angefertigten Pfeil und Bogen. »Ziemlich abwegig, deine Theorie. Der Junge auf diesem Bild sieht nicht gerade aus wie ein Mobbingopfer, sondern eher wie das genaue Gegenteil. Das war garantiert selbst einer, der seine Mitschüler drangsaliert hat.«
    Er reichte das Foto seinem Freund, der einen kurzen Blick darauf warf und es auf dem Tisch ablegte.
    »Verdammt, verdammt, wir brauchen unbedingt diese Klassenfotos. Wie sollen wir diesem Verbrecher denn sonst auf die Schliche kommen?« Zornig fletschte Wolfram Tannenberg die Zähne. Wie Rumpelstilzchen begann er in der Küche herumzustapfen.
    Plötzlich blieb er stehen. »Ich hab’s: Wir schwärmen jetzt sofort in die Nachbarschaft aus. Irgendjemand wird doch wohl wissen, mit wem dieser Jens in die Schule gegangen ist. Komm, Karl, such mal vier schöne Bilder raus, auf denen er so zwischen zehn und fünfzehn Jahre alt ist. Für jeden von uns eins. Wir klappern systematisch die Häuser ab. Ich nehme diese Seite der Straße in Richtung Innenstadt, Sabrina geht auf meiner Seite in die andere Richtung. Und ihr beiden macht das unter euch aus. Sobald jemand einen Hinweis erhalten hat, meldet er sich bei den anderen. Klar?«
    Mit einem stummen Nicken erklärten alle ihre Zustimmung.

14
    Mertel klingelte am direkt gegenüberliegenden Haus. Aber nichts regte sich. Er läutete erneut. Wieder keinerlei Reaktion. Er ging auf der leicht ansteigenden Straße etwa zwanzig Meter weiter, versuchte abermals sein Glück und läutete. Er befand sich nun etwa auf gleicher Höhe wie Sabrina Schauß. Über seine Schulter hinweg sah er, dass die Kommissarin sich über die Zaunhecke hinweg mit einer älteren Frau unterhielt. Aber das Gespräch war schnell beendet. Sabrina nahm Blickkontakt zu ihm auf und schüttelte den Kopf. Mertel zuckte mit den Schultern.
    »Was wollen Sie?«, hörte er in seinem Rücken

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