Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
Vom Netzwerk:
Lediglich ein roter Kleinwagen der Marke Hyundai mit Stadtnummer parkte direkt vor dem Siedlungshäuschen der Familie Klöckner. Ihm war bekannt, dass im gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums nur PKWs von inländischen Herstellern als Dienstfahrzeuge eingesetzt wurden.
    Im Wohnzimmer stießen die beiden Kriminalbeamten auf einen pausbäckigen, etwa vierzigjährigen katholischen Priester, dem der Kleinwagen gehörte.
    »Was suchen Sie denn hier? Auf der Stelle hinaus mit Ihnen«, begegnete er den Eindringlingen mit einer Aggressivität, die nicht unbedingt dem klassischen Bild eines kirchlichen Würdenträgers entsprach.
    Erst als ihm Tannenberg seinen Dienstausweis unter die Nase hielt, zeigte er sich bedeutend friedfertiger.
    Nachdem er sich als Notfallseelsorger vorgestellt hatte, sagte er mit einer sanften Klangfärbung versehen: »Entschuldigen Sie bitte meinen rüden Ton. Ich nahm an, auch Sie seien von der Presse. Gerade vor ein paar Minuten sind einige dieser Leute hier unbefugt eingedrungen. Ich konnte sie nur mit Mühe zurückhalten.« Seine Stimme gewann an Schärfe: »Ich musste sie schließlich hinauswerfen.«
    »Sie wissen, was passiert ist?«
    »Ja, das weiß ich.« Der untersetzte Mann bekreuzigte sich und faltete anschließend die Hände vor einem unübersehbaren Kugelbauch. »Ihre Kollegen haben die schreckliche Nachricht vorhin Frau Klöckner überbracht. Im Vorfeld ihres Besuchs haben sie mich als geistigen Beistand angefordert. Ich bin ja speziell für solche Kriseninterventionen ausgebildet. Trotzdem hat die arme Frau einen Nervenzusammenbruch erlitten und musste notärztlich versorgt werden.«
    »Wurde sie ins Krankenhaus gebracht?«, fragte Sabrina.
    »Ja, meine Tochter.«
    Die junge Kommissarin warf ihrem Chef einen irritierten Blick zu. Tannenberg bedankte sich daraufhin bei dem Priester für seine seelsorgerische Tätigkeit und geleitete ihn nach draußen.
    Anschließend durchforsteten die beiden Ermittler das Erdgeschoss des Siedlungshäuschens. Sie entdeckten zwar eine Zigarrenkiste mit vergilbten Fotos und Zeitungsausschnitten, die Suche nach einem Klassenbild aus der Schulzeit Jens Klöckners dagegen blieb zunächst erfolglos.
    Unterdessen waren auch Mertel und Dr. Schönthaler in der Gut-Heim-Straße eingetroffen. Sie erhielten sogleich den Auftrag, im Keller nach den enorm wichtigen Fotos zu suchen. Tannenberg und seine Kollegin stiegen die schmale Treppe ins Obergeschoss hinauf. Als der Kriminalbeamte die Klapptreppe zum Dachboden erspähte, schnappte er sich die an der Wand hängende Hakenstange. Mit einer schnellen Bewegung schob er den Riegel zurück und fuhr die Treppe aus. Sabrina bat er, sich unterdessen in den Räumen dieses Stockwerks umzuschauen.
    Es war eine sehr wackelige Angelegenheit. Da er nur recht wenig Vertrauen in die instabile Holzkonstruktion setzte, ging er bei seiner Kletterübung sehr vorsichtig zu Werke. So versuchte er, sein nicht unbeträchtliches Körpergewicht gleichzeitig auf zwei knarzende Stufen zu verteilen. Anschließend musste er sich auch noch durch die enge Luke zwängen.
    Natürlich hätte er auch seine ausgesprochen sportliche Mitarbeiterin darum bitten können, ihm diese körperliche Anstrengung abzunehmen. Für sie wäre es sicherlich ein Leichtes gewesen. Aber ihn hatte vorhin im Wohnzimmer eine merkwürdige Vorahnung heimgesucht. Es war wie früher beim Pilzsuchen gewesen. Da hatte er auch alle Mühsal auf sich genommen, war die steilsten Abhänge hinaufgeklettert, hatte sich durch die undurchdringlichste Dickichte gekämpft – nur um mehr Pfifferlinge und Steinpilze als sein Vater und sein Bruder zu finden.
    Ihm war nämlich eingefallen, wo er seine eigenen alten Fotoalben aufbewahrte: Oben auf dem Speicher seines Elternhauses, wo neben den Heften und Büchern aus seiner Schulzeit auch die Erinnerungsstücke seines Bruders lagerten. Und zwar in einer großen Truhe aus dichtem Korbgeflecht. Als Kinder hatten Heiner und er häufig auf dem Dachboden gespielt und manchmal sogar dort oben übernachtet.
    Dieser Speicher jedoch war bedeutend kleiner und niedriger als der über seiner eigenen Wohnung befindliche. Hier konnte er sich nur direkt unter dem First in voller Körpergröße aufrichten. Der Abstand seines Kopfes zu den freiliegenden Dachsparren betrug nur wenige Zentimeter. Das Giebeldach besaß keine Wärmedämmung. Man sah direkt auf die Dachlattenkonstruktion, auf der die Ziegelreihen angeordnet waren. Es war unangenehm

Weitere Kostenlose Bücher