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Bonbontag

Bonbontag

Titel: Bonbontag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Nummi
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eine zu rauchen. Ein Kerl von vierzig Jahren, sah aber aus wie fünfzig, die Lebensjahre lagerten sich als Ringe um die Taille ab. Nicht Paulas Typ.
    Wollte wissen, warum sie in diesem Viertel den Markt noch nicht besucht hatte. Eine Filiale mit eigenmächtigem Leiter, mit Merkwürdigkeiten in den Verkaufsbilanzen, mit Besonderheiten in der Umsetzung von Vorgaben durch die Verbundgruppe; keine Kündigungen von Festangestellten, obwohl der Rahmen in dieser Hinsicht klar abgesteckt war.
    Sag ruhig, wenn dir das eine Nummer zu groß ist, sagte Laakso gemein.
    Paula gönnte ihm nicht eine Träne. Alles strömte nach innen, wärmte von innen, machte alles weich.
    »Es ist mir nicht eine Nummer zu groß.«
    Ich versuche, meine Tochter zu erziehen, rauch du nur.
    »Nur anspruchsvoll, und das ist genau nach meinem Geschmack«, fügte Paula sofort hinzu. »Aber du hast Recht, ich hab da Mist gebaut.«
    Dann machte sie eine kleine Pause, ließ weiter warme Tränen nach innen fließen. Erst als sie sicher war, dass ihre Stimme nicht zu früh zittern würde, sondern erst dann, wenn es sein sollte, sprach sie weiter.
    Sie erzählte, sie habe schon zweimal einen Termin vereinbart, aber der Filialleiter habe jedes Mal abgesagt. Ganz so war es zwar nicht gewesen, aber es hätte so sein können. Jedenfalls war es vorstellbar. Paula zeigte sich nun tiefgetroffen, weil man ihr grundlos Vorwürfe machte.
    »Ich will ja nur, dass man mich korrekt behandelt«, sagte sie und ließ die Stimme zittern. »Beruflich, aber auch als Mensch und Frau.«
    Laakso war verdutzt. Einmal, vor vielen Jahren, beim Schiffsausflug des Geschäftsbereichs, hatte er sie begrapscht, da war sie gerade erst ins Haus gekommen. Hatte ihr im Bordaufzug an die Brust gefasst. War aus Versehen, hatte er gesagt und gezwinkert. Die Wut hatte dann im Nu für reinen Tisch gesorgt. Paula hatte seinen kleinen Finger gepackt und umgedreht, fast gebrochen. War ein Versehen, hatte sie zu dem vor Schmerz und Angst schnaufenden Mann gesagt, als die Aufzugtür aufging.
    Es war wirklich ein Versehen gewesen. Sie hatte zuerst gehandelt und dann gedacht. Aber es war auch ein Moment des persönlichen Wachstums gewesen. Es lohnt sich nicht, nett zu sein. Damit verschafft man sich keinen Respekt. Und bekommt die Lage nicht unter Kontrolle.
    Sie sah Laakso an, den schwabbelnden, dreisten Fettkloß, den sie gerade aus der Fassung gebracht hatte. Wegen solcher Typen war die Welt kein angenehmer Ort für Kinder wie Mirja. Aber jetzt hatte Paula das Heft in der Hand.
    Für kurze Zeit.
    »Okay«, sagte Laakso, der die Lüge zur Hälfte erfasst hatte, sich aber fragte, ob sich hinter Paulas Worten womöglich irgendeine Gefahr für ihn verbarg. »Okay, aber ...«
    Aber. Wenn sich die Neugestaltung der Filiale verzögerte, wäre das Paulas Schuld.
    »Dein Job ist lediglich das Regalsystem«, fasste Laakso zusammen. »Aber wenn du jetzt da hingehst, mit einem Scheißmonat Verspätung, dann sag denen, hier in der Geschäftsführung erwarten wir, dass sie sich ins Zeug legen.«
    Paula konnte kaum zuhören. Sie benötigte alle Kraft, um das Gähnen zu verhindern.
    »Morgen um neun haben wir die Besprechung. Mit allen. Wie du weißt, werden da die Pläne für Phase zwei präsentiert.«
    »Ich weiß es sehr wohl«, konterte Paula.
    »Alle Blicke werden sich auf dich richten. Dann kannst du auch gleich erzählen, dass jetzt auch der letzte Laden tipptopp in Ordnung ist.«
    Tipptopp, wiederholte Paula.
     
    Angriff ist die beste Verteidigung. Schreckliche Phrase. Angriff ist die einzige Verteidigung, korrigierte Paula innerlich, als sie den Wagen unter dem Halteverbotsschild parkte.
    Der Laden hatte eine erstklassige Lage. In fußläufiger Entfernung vom Stadtzentrum, durch die Parallelstraße fuhr die Straßenbahn, auch zwei Buslinien führten in der Nähe vorbei. Na klar war sie mit Mirja damals ausgerechnet hier gewesen. Na klar, verdammt.
    Wie Mirja wohl zurechtkam? Sollte ich anrufen? Ach so, hallo, ein bisschen mehr Logik, wenn ich bitten darf! Das Telefon des Kindes lag ja irgendwo tief in Paulas Handtasche.
    Jetzt aber Präsenz. Hier und jetzt.
    Erstklassige Lage, tatsächlich. Auch wenn nicht alles perfekt ist. Auch die Angebote auf den Reklametafeln hätte man ordentlicher schreiben können.
    Paula blieb an der Tür stehen. Irgendwie kam ihr der Laden kleiner vor, als sie ihn in Erinnerung hatte. Sie war sich damals wohl selbst klein vorgekommen. In Wahrheit war es nicht viel mehr als ein

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