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Bonbontag

Bonbontag

Titel: Bonbontag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Nummi
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Schneeball prallte ans Fenster. Sie sah nach draußen. Marja und Saara winkten ihr zu.
10
    Ein Knäuel auf der Erde, ein kleiner Kreis um ihn herum.
    Wenn du den Hof überquerst, kannst du bald gar nicht mehr laufen.
    Du scheiß Russenarsch.
    Spätestens wenn du das Treppenhaus betrittst, wirst du dir bald wünschen, du wärst nie geboren worden.
    Du verfluchter schwuler Affe.
    Wenn du an die Tür gehst, stirbst du.
    Okay, er hat’s kapiert. Das war die Stimme eines Jungen. Er versuchte, die anderen zu beschwichtigen.
    So einer verdient keine Gnade, hörte man ein Mädchen sagen.
    Du schwuler Arsch, kreischte der kleinste Junge und trat zu.
    Tomi spürte den Schmerz nicht, stöhnte aber trotzdem. Damit sie glaubten, dass es genug war.
    Der größte Junge hielt ihn am Kragen in die Höhe.
    Wenn du noch einmal ... Wenn du dir einbildest ... Wenn das kleine Mädchen auch nur einmal sagt, dass du es böse angeguckt hast, dann ...
    Dann ...
    Dann schneiden wir dir die Eier ab!
    Das Mädchen, das am ältesten aussah, sagte das. Es folgte kurze, irritierte Stille. Dann Gelächter.
    Befreiendes Gelächter.
    Damit hörte es auf. Sie schubsten ihn noch ein bisschen. Jemand bespuckte ihn, er konnte nicht sehen, ob es ein Junge oder ein Mädchen war. Jemand stampfte seine Mütze in den Schnee.
    Wie ein kleines Bündel lag Tomi neben der überdachtenMüllsammelstelle und hörte, wie die Schritte sich entfernten.
    Erst dann fing es an wehzutun.
    Der Arm schmerzte am meisten. Es war schwer, aufzustehen. Tränen des Schmerzes und des Zorns traten ihm in die Augen.
    Mit hängendem Arm ging er hinter den Häusern die Böschung hinunter auf den Weg, der durch die Grünanlage führte.
     
    Scheiß ... Arschlöcher.
    Es tut so ... sauweh.
    Diese Orks, diese Pisser, alle zusammen ... hundert gegen einen ... diese elenden Feiglinge. Alle ... zadamm ... aargh ... puff ... peng ... zadamm ... peng ... aargh ... peng ... zadamm ...
    Alarm, alarm.
    Der Doc in der Klemme ...
    Supersanitätsaktion vorbereiten ... Haben’s alle gehört? ... Aye, aye, Sir. Ambulanzrakete ... direkt ins Ziel ...
    Da runter ... ins Versteck ... unterm Rand. Hier bin ich ... Hier ist der Doc ... Im leeren Becken ... In Sicherheit.
    Die Scheißkerle ...
    Au ... au ... das tut so weh ...
    Mira, Mira, Mirabella ...
    Supertelepatorist meldet sich nicht ...
    Wer dann? Mindestens irgendein Mad Max. Dann kriegen die Scheißkerle auf die Fresse.
    Aber jetzt hilft keiner ... Da hilft nichts ... nur der Doc.
    Der Doc macht das. Kilmore persönlich. Warte nur ab, Zessi ...
11
    Ari war über die Sportplätze zum alten Gutshofgelände und von dort weiter zu dem Schilfgürtel entlang der Bucht gegangen. Ein Rentner führte seinen Hund aus, ansonsten war es menschenleer. Hier konnte er nachdenken.
    Eine kleine Brücke überspannte den Bach, der dort ins Meer mündete. Nachdem er sie überquert hatte, ging Ari zunächst ein Stück geradeaus weiter, bog dann aber zum Ufer ab. Der dünne, vereiste Schnee trug gut, durch eine Lücke im Schilf kam man direkt ans Ufer und von dort aufs zugefrorene Meer. Die Strömung des Baches wirkte sich hier nicht mehr aus. Ari trat vorsichtig aufs Eis und folgte den verkrusteten Fußspuren.
    Ziemlich filmische Stelle übrigens, besonders im Sommer. Das Plätschern des Wassers ... Ari stellte sich das Filmteam vor, wie es erstarrt am Ufer stand. Wegen des Wassergeräuschs müsste man allerdings im Nachhinein Ton unterlegen. Und dann die Autobahn. Vom Bild her würde sie kein Problem darstellen, man müsste nur den entsprechenden Ausschnitt wählen.
    Er sagte sich das alles selbst vor, hätte es gern auch jemand anderem erklärt, er kannte die Bedingungen des Formats, er hatte das im Griff. Ein Grinsen wollte sich auf seinem Gesicht breitmachen, aber er reduzierte es zu einem bescheidenen Lächeln. Keine Selbstgefälligkeit, sondern begründete Zufriedenheit.
    Also noch mal von vorn. Heikki und seine Adoptivtochter begegnen der Nachbarin Elena ... im Supermarkt. Nein, im Park. Nein, hier, an so einer Stelle.
    Viele Worte sind da nicht nötig.
    Beide sind geschieden, können das aber nicht zugeben.
    Elena erzählt stattdessen, wie sie die Freizeitaktivitäten der Kinder in ihrer fünfköpfigen Patchworkfamilie organisiert.
    Heikki ... Hmm. Was sagt Heikki?
    Ari merkte, dass er das Eis verlassen und wieder auf festen Boden zurückgekehrt war. Eine junge Frau mit Kopfhörer und im Sportdress lief vorbei, ihr langer blonder Pferdeschwanz wippte. Eine

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