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Bonbontag

Bonbontag

Titel: Bonbontag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Nummi
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Instrument sei, nicht nur bei der Planung, sondern auch bei der Selbstbewertung. Die Fokussierung aufs Ziel bewege sich auf ganz anderem Niveau, wenn man vor der Kamera ein Versprechen abgegeben habe.
    »Das gilt auch für die Kindererziehung«, rutschte es ihr heraus.
    Was erzähle ich diesen Flachköpfen da eigentlich, wunderte sich Paula.
    »Ich muss noch mal ins Büro«, erklärte sie.
     
    Sie fuhr am Ufer entlang, mit allen Umwegen.
    Vor dem Holzhaus des Kanuvereins hielt sie an. Leute gingen übers Eis. Mütter und Väter und ganz kleine Kinder, manche hatten die Großeltern mit dabei. Dabei kann man bei dem Eis auf der Ostsee nie wissen. Hallo, wo ist hier die Verantwortung der Eltern, hätte Paula am liebsten gerufen. Sie ließ bereits das Fenster herab. »Durchsage ...«, fing sie an, aber dann musste sie lachen und bekam kein Wort mehr heraus. Was ging es sie an, wenn andere Leute ihre Kinder ertränken wollten.
    Plötzlich wurde ihr wieder schlecht. Sie hatte nichts Richtiges gegessen. In ihrer Tasche fand sie noch den halbaufgegessenen letzten Schokoriegel, den sie gekauft hatte. Sie aß langsam davon, damit es sich nach mehr anfühlte.
    Wem will ich hier eigentlich was vormachen?, dachte sie und verschlang alles auf einmal.
    Dann sah sie auf die Uhr. Oho, sie hatte zu Hause vorbeischauen wollen, aber das würde jetzt knapp werden.
    Trotzdem fuhr sie in die Richtung. Als sie fast da war, hielt sie an. Etwas kam ihr nicht richtig vor. Etwas in ihr sträubte sich.
    »Ich will zu Papa.« Das war korrigiert, beigelegt.
    Aber was nun? Hat die Mama vielleicht gesagt, du sollst als Allererstes diesem rotznäsigen, schwachsinnigen Lumpenbengel deine Nummer geben?
    Trotz. Letzten Endes steckte derselbe Trotz dahinter.
    Dem der Vertrauensbruch folgte. Dem die Konsequenzen folgen mussten. Erst als Letztes kam die Wiederherstellung des Vertrauens. Die Versöhnung.
    Man musste dem Kind Raum geben. Raum zum Nachdenken, damit es Richtig und Falsch voneinander unterscheiden konnte.
    Jetzt, meine liebe Mirja, bekommst du diesen Raum. Deine Mama schenkt ihn dir.
    Dann erst die Versöhnung, die Belohnung. Ich werde etwas Gutes kaufen, bevor ich nach Hause komme. Dann verbringen wir einen Mutter-Tochter-Abend und ...
    Aber zuerst muss ich meine Arbeit erledigen, und da gibt es in der Tat eine Menge zu erledigen. Da sitze ich in der Scheiße, um es mal deutlich zu sagen. Und dazu musst du nun auch deinen Teil beitragen, Mirja, mein Schatz. Wenn es dich nicht gäbe, dann ...
    Aber gut. Die Mama kommt bald nach Hause, Küsschen, dachte sie, während sie umdrehte und in Richtung Büro fuhr.
    Erleichterung. Müdigkeit. Die letzten Tage waren auf einmal wie von einem Dunstschleier überzogen. Gestern ... Aerobic ... Bei Mirja gewesen. Sie hat geschlafen ... glaub ich. Wollte sie nicht wecken, obwohl ... Die Kanne umgekippt, alles versaut ... Hat mich geärgert ...
    Was für ein Tag war heute noch mal?
    Ein Arbeitstag! Reiß dich zusammen!
     
    Paula fuhr ins Büro. Sie musste am nächsten Morgen in einer Präsentation zeigen, wie die Regalflächen aufgeteilt werden sollen, wenn die Neugestaltung kam, dieses Jahr noch. Was stellten die sich eigentlich vor? Soll ich ihnen Regale planen, aus denen der Kram automatisch in den Einkaufswagen fliegt, wenn jemand vorbeigeht? Dann braucht man auch keine Verkäufer mehr.
    Sie hatte die Arbeit um eine Woche aufgeschoben, dann um eine weitere Woche. Weil die ganze Zeit für die Profilerneuerung draufging und sie auch noch draußen unterwegs sein musste. Zufällig war es nach Weihnachten dann auch mit Mirja ein bisschen schwierig, vielleicht wegen Weihnachten. Und dann ging ihr zusätzlich noch Pentti auf die Nerven.
    Die Meldung war nötig gewesen, so konnte die Lage beruhigt werden. Erziehung ist eine langwierige Angelegenheit. Fortwährende Arbeit, da kann man nicht einfach so umschalten von on auf off. Jetzt auch noch der neue Umgang, physischer. Man müsste da sein. Aber erklär das mal Laakso. Heulen hilft nicht. Ein bisschen was hätte allerdings schon auf dem Papier stehen müssen.
    Irgendwie hatte sie einfach den Anfang nicht gefunden. Der erste Stichpunkt hatte nicht auftauchen wollen. Sie sah sich die alten Schemata an und versuchte, auf deren Basis etwas hinzukriegen, aber bald gerieten ihr die Zeilen, Zahlen, Regale und Warencodes wild durcheinander. Immer schneller flimmerten sie vor den Augen.
    Da starrte sie dann den leeren Bildschirm an und versuchte konzentriert zu wirken.

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