Bonbontag
vier.
Monitor, Monitor. Wer ist es? Check.
Alarm, Alarm, Großalarm.
Sie ist es. Die Kobra. Die rothaarige Hexe. Böse Absichten.
Kobra aktiv. Schwenkt den Besen. Hä? Jetzt ... Guckt sie. Checkt. Guckt ... Hierher.
Kann aber nichts sehen. Oder?
Umhang über den Kopf. Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, dunkel ... noch zwei, acht, neun, zehn.
Check. Spähen. Zuerst ein Auge. Okay. Gefahr vorbei. Die alte Hexe guckt woanders hin.
Der Partisan ist auf dem Posten. Es ist der Doc.
Würde Papa sagen, der Supertelepatorist persönlich. Ein Partisan fürchtet sich vor nichts. Er isst Partisanenproviant.Nüsse. Muss man die kochen? Braten? Werden die schlecht? Rate mal!
Check. Alarm. Check. Die Kobra. Ist reingegangen.
Tschep , tschep , die Messinstrumente an.
Was sagt der Doc? Alle wollen das wissen. Alle gucken. Kilmore denkt nach. Die Messgeräte rotieren.
Zessi Mirabella. Prinzessin. Sitzt du wieder in der Klemme? Wie schlimm ist es?
3
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer.
Mein Thema lautet »Die Begegnung mit dem Kind – aus der Sicht einer Sozialarbeiterin im sozialen Notdienst«.
Zur Einführung zunächst komprimiert drei Lebenssituationen mit kinderschutzrelevantem Fall. Die Zitate stammen aus einem Fallbericht, in dem für den Forschungszweck die konkreten Hintergründe ausgeblendet und die Namen geändert wurden. Bei uns ist es üblich, für die Kinder »Kosenamen« zu verwenden. In den folgenden Beispielen ist jeweils von einem Matti und einer Maija die Rede. Dabei handelt es sich um verschiedene Kinder. Das zur Klarstellung.
Maija erzählt: »Am Eingang zum Vergnügungspark wurden wir weggeschickt, als wir gerade reingehen wollten. Der Wachmann sagte, dass Papa zu betrunken ist. Das ist die einzige Erinnerung, die mein Bruder Matti an Papa hat.«
Eine Sozialarbeiterin notiert: »Der Vater hat den sechsjährigen Matti an den Haaren gezogen. Der fünfjährigen Maija hat er so heftig aufs Ohr geschlagen, dass ihr Gehör beschädigt wurde. Das jüngste, behinderte und bewegungsunfähige Kind namens Pekka hat der Vater am Hals in dieLuft gehoben, wovon bleibende Spuren zurückgeblieben sind. Der Vater hat auch die Mutter der Kinder misshandelt.«
Matti erinnert sich: »Ich wüsste nicht, dass mich als Kind mal jemand im Arm gehalten hätte. Nach der ersten Urlaubsreise mit den Pflegeeltern habe ich angeblich gesagt: Ich wusste gar nicht, dass Sommerferien so schön sein können.«
Ich werde gleich auf diese Beispiele zurückkommen.
Vorher aber soll der Rahmen definiert werden, in dem die soziale Arbeit stattfindet. Die zentralen Begriffe sind im Kinderschutzgesetz genannt.
Ich zitiere: »Ziel des Gesetzes ist es sicherzustellen, dass Kinder und Jugendliche gesund aufwachsen und ihre körperliche, geistige und seelische Entwicklung gefördert und geschützt wird.«
Der zweite Paragraf schreibt fest, dass in erster Linie die Eltern oder sonstigen Erziehungsberechtigten die Verantwortung für das Wohlergehen der Kinder tragen. Erst wenn diese Verantwortung nicht übernommen oder erfüllt wird, tritt der Kinderschutz auf den Plan. Seinen Wirkungsbereich legen die folgenden acht Paragrafen des Gesetzes fest.
Sie legen ihn sehr genau fest, denn die Maßnahmen zum Kinderschutz führen zu Abweichungen von den Grund- und Menschenrechten, wie sie das Grundgesetz garantiert. Es wird in den Schutz der Familie und der Privatsphäre eingegriffen.
Warum diese Eingriffe bisweilen notwendig sind, möchte ich im zweiten Teil meiner Vorlesung erläutern, in dem ich einige konkrete Fälle beschreibe.
»Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer.« Irgendwie steif. Könnte man nicht einfach sagen: »Hallo!«
Sie setzte sich auf den Bettrand und hielt das Manuskriptauf dem Schoß. Auf den oberen Rand des ersten ausgedruckten Blattes schrieb sie in großen Buchstaben »Hallo!«.
»Hallo, mein Name ist Katri Korhonen.«
»Hallo, ich heiße Katri.«
Überdreht, na klar. Zuerst war sie nervös geworden wegen der Rede, aber jetzt, da alles einmal aufgeschrieben war, erwachte der Eifer. Sie hatte Lust, kleine Verbesserungen vorzunehmen, und war froh, dass sie auf die Idee gekommen war, die Zitate an den Anfang zu stellen.
Sie hatte Durst. Mit dem Text in der Hand schlich Katri nach unten.
Das Licht des Kühlschranks blendete in der dunklen Küche. Sie streckte die Hand nach dem Orangensaft aus. Sollte sie über die Fallbeispiele noch einmal nachdenken? Sie blickte kurz auf die Blätter. Im Licht des
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