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Bonbontag

Bonbontag

Titel: Bonbontag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Nummi
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Kühlschranks.
    Jeder, der diesen Job machte, hatte einen Fall, der sich ihm besonders tief ins Gedächtnis eingegraben hatte. Der genügte. Der sorgte dafür, dass man die anderen vergessen konnte. Ihr genügte es, wenn sie nachts in der Küche die Kühlschranktür aufmachte. Das blendende Licht. Der kleine Junge und sein langer Schatten.
    Katri nahm den Orangensaft und schloss die Tür.
    Sie schaltete das Deckenlicht ein. Sollte sie nicht doch damit beginnen?
    Notiz der Sozialarbeiterin: »Der Krankenwagen hatte Mattis misshandelte Mutter abtransportiert. Matti saß im Licht des türlosen Kühlschranks. Er zeigte dem Stofftier, das er im Arm hielt, ein Buch. Das ist nur ein Märchen, sagte er tröstend zu dem Stofftier.«
    Danach die harten Fakten. Aber entspannt vorgetragen.
    »Hallo, ich bin die Katri Korhonen.«
4
    Ich heiße Paula Vaara. Dies ist der erste Tag des Lebens, das noch vor mir liegt.
    Laut Kalender ist heute der 21. Februar und Donnerstag. Draußen dürften es zwei Grad minus sein, wegen des Tauwetters Anfang der Woche liegen nur noch ein paar Zentimeter Schnee. Wieder mal ein mieser Winter, aber das hat keinerlei Bedeutung. Denn für mich hat nichts Bedeutung. Ich stehe total über dem Wetter.
    Was ist übrigens ... Moment mal ... Jetzt habe ich den Faden verloren ...
    Wo sind wir stehengeblieben ... beim Wetter?
    Aber vielleicht bin ich nicht wirklich um fünf Uhr früh aufgestanden, um meine Gedanken übers Wetter darzulegen.
    Das hier ist eine Abrechnung. Ich ziehe Bilanz. Woran ich in den letzten Monaten gearbeitet habe.
    Und aufs Wetter bin ich gekommen, weil ... Für alles gibt es ja normalerweise eine logische Erklärung. Ich bin darauf gekommen, weil gerade Skiferien sind. Aber auch da steh ich drüber. Jetzt müsste man wahrscheinlich fünfhundert oder besser tausend Kilometer weiter nördlich sein und durch den Tiefschnee gleiten, so heißt es doch immer, mit der ganzen Familie auf Skiern durch den Tiefschnee gleiten. So wie alle anderen.
    Tja. Mirja und ich, wir sind nicht wie alle anderen.
    Nach allem, was passiert ist ... brauchen wir die Zeit hier daheim. So eine Farce wie an Weihnachten brauchen wir nicht noch einmal. Weihnachten bei Papa. Jetzt wird nicht durch die Gegend gerannt, jetzt kommen wir zur Ruhe. Das war eine nützliche Lehre. Papa ruft nicht mal an, weil auch er glaubt, wir sind irgendwo in den Fjälls.
    Und das sind wir ja auch, in gewisser Weise. Das hier ist unsere Reise. Diese Tage haben wir uns für uns genommen.
    Vielleicht hat die Reise schon früher angefangen. Als ich mich selbst beim Kragen packte und anrief. Jetzt haben die Sozialtanten zu tun. Was Richtiges zu tun. Sie sichern uns diese Reise. Und diesen Tag.
    Was also erwarte ich von dem Tag? Beruflich? Als Mensch? Als Mutter? Wie will ich mich an diesem Tag weiterentwickeln? Beruflich, als Mensch und als Mutter.
    Bevor ich die äußerst intelligente Frage des Interviewers beantworte, gönne ich mir ein kleines Stück Schokolade.
    Beruflich, als Raumoptimierungsplanerin, erwarte ich einen ... Okay, keine Kraftausdrücke. Sagen wir, ich erwarte einen ziemlichen Tag.
    Raumoptimiererin, Regalplanerin ... alles schon gehört. Ein Wunder eigentlich, dass erwachsene Menschen sich eine schlichte Berufsbezeichnung nicht merken können. Mirja konnte es schon mit fünf richtig sagen. Meine Mama ist Raumoptimierungsplanerin. Meine Mama plant, wie man die Verkaufsflächen im Supermarkt optimiert. Klar wie dicke Tinte.
    Mirja ist sprachlich schon immer begabt gewesen. Wahrscheinlich hat sie das ... von mir. Schrecklich, wie selbstgefällig das klingt. Aber das ist nicht nur positiv. Alles hat seine Kehrseite. Hier ist es die Fantasie. Das Ausdenken von Geschichten. Ruck, zuck gehen dabei Wirklichkeit und Vorstellung durcheinander.
    Und dann stehen wir da.
    Das ist der Fluch der Kreativität.
    Ich weiß sehr wohl, was von mir erwartet wird. Wenn man mich fragt, wie lange brauchst du maximal, Paula, wenn du den Superschnellgang einlegst. Da sagt man nicht »drei Monate«. Da sagt man »einen Monat«. Und fügt noch hinzu, dass das noch großzügig kalkuliert ist.
    Warum muss man das unbedingt hinzufügen?
    Aber es ist kein Monat geworden. Sondern im Grunde ein einziger langer, langer Tag ... Aber heute Abend, kleine Mirja, heute Abend kommt die Mama heim.
    Von morgens bis abends habe ich die Läden abgeklappert. Rumgefuhrwerkt wie verrückt. Zu Hause bin ich nur wie im Traum aufgetaucht.
    Ich möchte wach sein. Ich möchte

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