Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
Vom Netzwerk:
Wunder, dass Indrani über das Fleisch, das es hier unten gab, die Nase rümpfte. Zu schade, dachte er, dass ein Mensch eine solche Reise niemals überleben würde. Selbst der Reisende hatte den Ort nur aus der Ferne gesehen. Und von einem Trupp aus zehn kampferfahrenen Jägern war er als einziger zurückgekehrt.
    »Stolperzunge«, antwortete Indrani auf sein Grinsen, »ich sehe, du denkst wie ich. Du musst mich bringen dorthin!« Sie streckte eine Hand nach ihm aus, zog sie dann aber auf halbem Wege erschaudernd wieder zurück. »Du kannst nicht zu deinem Stamm gehen, aber mein Stamm, wenn ich dort gehe, muss mich nehmen. Und dich auch, wenn du bei mir bist.«
    »Klar«, sagte er, entzückt über ihr Lächeln. Er wusste genau, dass sie es sich anders überlegen würde, wenn sie wieder zu Kräften gekommen war. In diesem Moment war es schön, unmögliche Träume zu spinnen, wie Wandbrecher und er es schon so oft getan hatten. Aber Indrani war noch nicht fertig.
    »Das Große Dach ist viel weit von hier«, sagte sie, »und dazwischen viele Fleischesser.« Sie verzog angewidert das Gesicht. »Wir können nicht gehen ohne den Sprecher. Wir müssen zurückholen den Sprecher von … von ihm.«
    Stolperzunge sah sie fassungslos an. Glaubte sie wirklich, er würde die einzige Überlebensgarantie des Stammes opfern, nur um sich selbst zu retten? Offenbar sprach nicht sie selbst, sondern ihr Fieberwahn. Andererseits war Stolperzunge noch jung. Er war kräftiger als je zuvor in seinem Leben, und er liebte eine außergewöhnliche Frau. Er beobachtete sie, wie sie erschöpft auf die Felle zurückfiel, und in diesem Moment wusste er, dass er alles tun würde, um sie zu beschützen, auch wenn er dazu die halbe Welt durchwandern musste.
    »Ich weiß, wo ich einen anderen Sp-p-precher finden könnte«, stieß er hervor. »Sag mir, ob ich r-recht habe.«

    Stolperzunge konnte die Mauern um Bluthaut-Wege nicht anschauen, ohne dass es ihm kalt über den Rücken lief. Als er das letzte Mal hier gewesen war, hatte Steingesicht ihn durch genau dieses Fenster geführt. Eine Zehntelnacht später hatte er mit Steinblöcken auf den Beinen dagelegen. Er schluckte den Schrecken hinunter und stach mit dem Speer in die Öffnung. Sie war immer noch unversperrt, also zog er sich hoch und kroch hinein. Drinnen wartete er, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, bevor er weiterging. Seit seinem letzten Besuch hatte sich im Haus nichts verändert. Kein Wesen wohnte hier, vielleicht mit Ausnahme der winzigen, die im Moos lebten und die nur Pflanzen und sich nicht gegenseitig aßen – zumindest hatte Wandbrecher das behauptet.
    Er kam an die Tür zur Straße und horchte angestrengt auf Bluthäute.
    Als Indrani gehört hatte, dass er nach Bluthaut-Wege gehen wollte, hatte sie ihn angeschrien und als Dummkopf beschimpft. Dann hatte sie selbst mitkommen wollen.
    »Es ist meine Schuld«, hatte sie gesagt. »Und ich kämpfe gut!«
    »Du bist immer noch zu schwach, Indrani«, hatte er erwidert, weil er ihre Gefühle nicht verletzen wollte. In Wirklichkeit dachte er, dass sie ihn nur behindern würde. Er konnte nicht mit jemandem jagen, der ängstlich darauf bedacht war, jede Berührung mit ihm zu vermeiden.
    Als er auf die schrecklichen Straßen von Bluthaut-Wege hinausblickte, wünschte er sich, er hätte nachgegeben und sie mitgenommen. Spielte es eine Rolle, ob sie beide hier starben oder an irgendeinem anderen Punkt der wahnsinnigen Reise, die sie vorgeschlagen hatte? Und wenn er nicht von diesem Jagdzug zurückkehrte, hatte sie sowieso kaum eine Überlebenschance, von Feinden umgeben und nicht in der Lage, sich selbst mit Fleisch zu versorgen.
    Er hörte nichts. Anscheinend schliefen die Bluthäute in dieser Gegend. Er zog sich vom Schauplatz der Nacht seiner Verwundung zurück, schlich dann eine lange Straße hinauf, die von größtenteils leeren Häusern gesäumt wurde, und um die Ecke zu der Stelle, wo eine abgestürzte Sphäre die Gebäude in eine gefährliche Trümmerlandschaft verwandelt hatte.
    Als er vor dem Haus stand, in dem er mit zerquetschten Beinen gelegen hatte, jagten seine Erinnerungen ihm einen solchen Schrecken ein, dass er gefährlich lange im Freien blieb, bevor er hineinschlüpfte. Ein großer Schutthaufen versperrte den Eingang, größer als in jener Nacht. Löcher klafften in den Wänden, und stellenweise sah er am Boden verbogene Metallstangen. Sie zerbröselten in seinen Händen. Stolperzunge suchte noch einmal

Weitere Kostenlose Bücher