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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
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Fleisch, dass sie im ehemaligen Revier der Zartlinge erwartete.
    Als sie gute dreißig Schritte über den Pfad weitermarschiert waren, rief Stolperzunge ihnen nach: »Wartet!«
    Sie drehten sich zu ihm um und bekamen einen furchtbaren Schreck, als sie sahen, um wen es sich handelte.
    »N-n-nicht n-n-näher!«, sagte Stolperzunge. Er hoffte, sie erinnerten sich daran, dass er für sein Tempo berühmt war, und verzichteten auf den Versuch, ihn zu verfolgen.
    Ein älterer Mann namens Fallensteller, der zweifellos der Anführer des Trupps war, warf seinen Speer zu Boden und trat einen Schritt vor.
    Stolperzunge nahm erleichtert zur Kenntnis, wie wenig Interesse sie für ihn aufbrachten. Sie scharrten mit den Füßen und blickten sich immer wieder zum Zartling-Revier um. Fallensteller beruhigte sie, bis sie bereit waren, Stolperzunge anzuhören. Die Rastlosigkeit und die widerspenstige Zunge des Flüchtigen strapazierten ihre und selbst seine Geduld. Jeder Herzschlag, den er mit ihnen verbrachte, erhöhte die Gefahr, gefangen genommen zu werden. Dennoch konnte er den Gedanken nicht ertragen, dass diese Männer, die er sein ganzes Leben lang gekannt hatte, dem Stamm entrissen wurden, der sie dringend brauchte.
    Endlich schien seine Botschaft zu ihnen vorgedrungen zu sein. Fallensteller seufzte und kratzte sich an der Halbglatze.
    »Ich kann nicht glauben, dass diese… diese Langzungen wirklich so gefährlich sind, wie du uns einreden möchtest, junger Mann. Sie sind blind, sagst du?«
    Stolperzunge stimmte zu.
    Fallensteller kratzte sich wieder und nickte schließlich. »Wir werden vorsichtig sein, Stolperzunge. Zumindest vorsichtiger, als du es warst.«
    Ein paar Männer lachten leise, bis Fallensteller ihnen einen strengen Blick zuwarf. »Wenn ich glauben würde, dass wir dich fangen könnten, würden wir es tun. Wir würden dich zu deinem Bruder zurückbringen. Der Stamm braucht dringend Freiwillige. Aber wir werden dich an einem anderen Tag jagen, glaube ich. Im Moment danke ich dir für deinen Rat, und wenn er sich als nützlich erweist, werde ich für dich sprechen, wenn du gefangen wirst. Aber es ist falsch, wenn gute Jäger ihre Zeit damit verschwenden müssen, dich zu jagen. Niemand kann allein überleben, Stolperzunge.«
    Die Jäger setzten ihren Marsch ins Zartling-Gebiet fort, als wäre nichts geschehen. Sie waren kaum außer Sicht, als Stolperzunge hörte, wie Fallensteller sie ermahnte, leise zu sein.
    Der Mann hatte die Wahrheit gesagt. Niemand konnte ohne den Stamm überleben. Seine Erfahrungen in dieser Nacht hatten es bewiesen. Mit schwerem Herzen schlich er sich zurück zum Versteck und zu Indrani.

IN DEN RUINEN
    Stolperzunge stieg gerade mit zwei Wasserbeuteln die Treppe hinauf, als er Indrani schreien hörte. Er ließ seine Last fallen und stürmte hinauf und durch den Eingang. Er schaute sich nach Bestien um, sah aber keine. Am Großen Dach suchte er nach Fliegern. Nichts. Indrani war hellwach. Von diesem Augenblick hatte er geträumt, darauf hatte er tagelang gewartet. Sie blickte zu ihm und schrie erneut.
    »Was ist los? Hast du Sch-schmerzen?«
    Sie wich zurück, offensichtlich immer noch geschwächt, und kauerte sich im entferntesten Winkel des Unterschlupfes zusammen. Ihre Hand fand den Griff eines Knochenmessers und hielt es zwischen ihnen hoch. Die Spitze zitterte, als würde das Messer mehr wiegen als sie selbst.
    »Was ist los, Indrani?«
    Sie brüllte ihn in ihrer Babysprache an. Dann ließ sie das Messer fallen und kippte zur Seite. Sie hatte Schaum in den Mundwinkeln. Stolperzunge legte sie zurück auf die Felle und hielt dann noch eine Weile an ihrer Seite Wache. Vor einer Generation war ein Mann des Stammes zum Freiwilligen geworden, weil er seine Familie nicht mehr erkannt hatte. War so etwas auch mit ihr geschehen? Waren seine Bemühungen, sie fortzuschaffen, völlig umsonst gewesen? Fallensteller hatte gesagt, dass Stolperzunge nicht allein überleben konnte, und in diesem Moment fühlte er sich einsamer als je zuvor in seinem Leben.
    Während er es Indrani so bequem wie möglich machte, musste er unwillkürlich an das viele Fleisch denken, das sie beide darstellten. Es war selbstsüchtig, es jenen vorzuenthalten, die es nötig hatten, die noch eine Überlebenschance hatten.
    Dann schaute er sich nach etwas um, womit er sich von diesen Gedanken ablenken konnte. Das Einzige, was er fand, waren zwei Sphären, die sehr hoch unter dem Großen Dach schwebten. In letzter Zeit schien

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