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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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versuchte sich zu beherrschen. »Pass auf.« Er bewegte die Hand zu einem Teil der Wand, vor der ein Mann in schmutzigen weißen Fellen träumte. Sie löste sich auf und offenbarte einen kleinen Raum wie den, aus dem Stolperzunge entkommen war. Der Träumer fiel hinein, als seine Stütze verschwunden war. Hiresh schob ihn einfach wieder hinaus, genauso beiläufig wie eine Frau, die Knochen auf die Straße warf. Der Mann rührte sich kein einziges Mal.
    »Komm rein«, sagte Hiresh. »Tut mir leid, dass ich gelacht habe, aber als du dich auf den Boden gesetzt hast …«
    Stolperzunge versuchte zu lächeln und folgte dem Jungen in die winzige Kammer. Es war kaum mehr als eine gestaltlose knochenfarbene Schachtel mit genügend Platz für zwei Menschen, die sich am Boden ausstreckten. Aber er war dankbar für die Einfachheit. Er verspürte den Drang, sein Gesicht gegen die Wand zu drücken und zu weinen.
    »Vor der Krise gab es hier mehr Platz«, sagte Hiresh, während er sich gedankenverloren den linken Oberarm rieb. Dann verstummte auch er und nahm einen tiefen Atemzug. Vielleicht hatte er sich in diesem Moment bewusst gemacht, dass er allein mit einem … einem Rennpferd war.
    Stolperzunge betrachtete seine Hand und bemerkte, dass sie zitterte. Die Haut war viel blasser als die aller sonstigen Leute, die er hier gesehen hatte. Er war in einen so schrecklich en Alptraum hineingeraten, dass ihm ein winziger Rau m aus Metall große Erleichterung verschaffte. »Ist es … ist es hier überall so? Im Dach, meine ich. Korridore und Schachteln?«
    Die Frage schien Hireshs Nerven zu beruhigen, und sein Lächeln kehrte zurück. Seine Zähne waren schief und verfärbt, aber er musste sie trotzdem ständig aufblitzen lassen. Stolperzunge spürte, wie er sich entspannte und seine eigenen Lippen mit Hilflosigkeit reagierten.
    »Bei den Göttern, nein!«, sagte der Junge. »Wir sind hier im Sektor Freude, mein Freund. Ein reiner Wohnbereich, klar, aber such dir irgendeine Richtung aus, und wenn du eine Stunde marschierst, hast du einen Park erreicht – oder ein Meer oder einen … das heißt, ich glaube, es sind gar keine Wälder mehr übrig, aber …«
    »Warum?«
    »Ach, durch die Krise wurde es für die Leute schwieriger, dort zu leben. Aus demselben Grund schrumpft meine Wohnung immer mehr zusammen. Seit wir das Obergeschoss verloren haben, brauchen wir mehr Platz für die Flüchtlinge. Sie mussten runterkommen und sich auf diesem Level häuslich einrichten …«
    Seine Worte waren sehr verwirrend und erinnerten Stolperzunge an das, was Indrani über das Dach gesagt hatte. Hier geschah einfach viel zu viel. Zu viel und alles Mögliche. Aber das war noch längst nicht alles. Nun hob sein Gastgeber die Zeigefinger beider Hände und deutete auf die gegenüberliegende Ecke des Raums. »Stühle«, sagte er.
    Stolperzunge erschrak, als die Möbel aus der Wand hervorkamen. Diesmal lachte Hiresh nicht. Stattdessen zeigte er seinem Besucher, wie man sich auf einen solchen Stuhl setzte – ähnlich wie auf eine Stufe oder eine Mauerkante, nur dass es viel weicher und bequemer war. Eine weitere Handbewegung ließ Bilder an sämtlichen Wänden erscheinen, bis Stolperzunge den Jungen anflehte, sie wieder wegzumachen. Magie. Hier war alles Magie.
    »Was ist das für eine Krise, von der du sprichst? Die deine … Wohnung kleiner gemacht hat. Hat sie irgendetwas mit der Rebellion zu tun?«
    Hiresh rückte sich auf dem Stuhl zurecht. »Nun … die Religiösen, also die Rebellen, haben die Verknappungen als Vorwand benutzt. Sie haben die ganze Zeit behauptet, wir würden sie unterdrücken, nur weil sie sich an dieselben Gesetze halten mussten wie alle anderen. Und dann sagten sie, wir würden ihnen einen gerechten Anteil an Unterkunft und Nahrung vorenthalten, obwohl es ihnen gut gegangen wäre, wenn sie einfach nur als anständige Bürger gelebt hätten!« Er zuckte mit den Schultern, und Stolperzunge nickte. Endlich hörte er etwas, das er verstand.
    »Wenn Nahrung knapp wird, kommt es immer wieder zu Kämpfen, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Hiresh. »Glaube ich. Seit Jahren gehen ständig Teile des Daches kaputt. Winzig kleine Maschinen … du weißt, was eine Maschine ist?«
    »Etwas wie ein Sprecher oder eine Sphäre.«
    »Ja, genau. Nur dass diese viel zu klein sind, als dass man sie sehen könnte. Sie halten alles am Laufen und reparieren alles. Selbst uns, und in diesem Fall ist es Medizin. Aber diesen winzigen Maschinen – wir nennen sie

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