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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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du mit mir sprechen möchtest, obwohl ich nicht im selben Raum bin, könntest du es tun. Verstehst du? Ich würde ein Bild von dir sehen – irgendein Bild, das du mir zeigen möchtest –, und dann könnten wir so lange reden, wie wir wollen.«
    »Ich will das nicht«, sagte Stolperzunge. Dann erstarrte er, als ihm eine Idee kam. »Moment mal. Kann man mit jedem reden? Könntest du Indrani erreichen?«
    Hiresh beugte sich auf dem Stuhl vor und kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »Natürlich. Deshalb habe ich versucht, es dir beizubringen. Warum rufst du sie nicht selber an? Indrani kennt mich überhaupt nicht.«
    Doch als Stolperzunge die Augen schloss und an sie dachte, geschah nichts.
    »Sie kann nicht angerufen werden.« Sein Herz schlug schneller, als er die Worte aussprach, und er sprang erschrocken auf. »Woher weiß ich das? Wie kann ich wissen, dass sie nicht angerufen werden möchte? Es ist … als hätten die Vorfahren mir die Worte in den Kopf geschickt!«
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte Hiresh. »Das ist nur das Dach. Das Dach. Du warst für einen kurzen Moment eingeloggt. Das passiert, wenn man versucht, jemanden anzurufen, der …« Dann klappte sein Unterkiefer herunter, und er verstummte. Er riss die Augen auf und starrte auf etwas hinter dem Jäger. »Wer bist du? Wie … wie bist du hier hereingekommen?«
    Stolperzunge fuhr herum. Hinter ihnen stand die Tür offen.

6
    Jagadamba
    Der alte Träumer war wieder rückwärts in die Wohnung gekippt. Eine gebeugte Gestalt nahm den Rest des Eingangs ein. Das Gesicht war unter einem orangefarbenen Gewand verborgen.
    »Dünner Junge, stell die Übertragung ein!«, sagte eine raue Männerstimme. »Sofort. Ich registriere sie immer noch.« Die Gestalt schob den Träumer beiseite und ließ die Tür zugleiten. Plötzlich wurde es in dem kleinen Raum mit drei Personen wirklich sehr eng.
    Stolperzunge versuchte durch den Stoff das Gesicht zu erkennen. Wer auch immer es war, er konnte nicht zu den Herrschern dieser Welt gehören. Andernfalls hätte er seine Identität nicht verschleiern müssen.
    »Aber warum keine Übertragung?«, fragte Hiresh. »Sicherlich …«
    »Hören wir uns zuerst an, was er zu sagen hat«, schlug Stolperzunge vor.
    Hiresh nickte widerstrebend, und ihr Besucher, der offenbar irgendwie feststellen konnte, ob Hiresh die Wahrheit sagte, legte gleich darauf das Gewand ab.
    Darunter tauchte jedoch kein Mann auf, sondern eine gebrechliche alte Dame. Wenn sie sprach, klang es, als müsste sie ihre Worte durch den engen, runzligen Hals quetschen. Auf Stolperzunge wirkte sie viel älter als die Leute, die seinen neuen Stamm in die Verbannung begleitet hatten. Ihr Haar war schlohweiß und stand in Büscheln vom Kopf ab. Ihre Zähne waren gelb und schwarz und so schief, dass einer nach außen ragte, wenn sie den Mund schloss.
    »Siehst du?«, krächzte sie. »Man hätte mich sehr schnell identifiziert, ja, das hätte man.« Sie wandte sich dem Jäger zu. »Glaubst du wirklich, sie wüssten nicht, dass du dich hier in dieser großen Wohnung aufhältst, Wilder?«
    Ihr Blick war so intensiv, dass Stolperzunge völlig vergaß, sich beleidigt zu fühlen. »Wen meinst du mit ›sie‹? Die Leute, die mich im weißen Raum eingesperrt haben?«
    Sie nickte.
    »Das war ein Mann«, fuhr Stolperzunge fort. »Ich weiß nicht, wer er ist oder auf welcher Seite er steht. Ich bin mir nicht einmal sicher, was ›Seiten‹ überhaupt bedeuten. Religiöse Rebellen, weltliche Herrscher, das alles ist sehr verwirrend. Aber …« Er schüttelte den Kopf und stellte sich die vielen tausend Menschen vor, die gesehen hatten, wie er aus dem weißen Raum gekommen war, und von denen jeder die Möglichkeit hatte, mit nur einem Gedanken wen auch immer anzurufen. »Dieser Dharam weiß bestimmt, wo ich bin«, sagte er, »nicht wahr?«
    »Also gut, Monster. So dumm bist du gar nicht. Das Dach wird sich nicht in interne menschliche Angelegenheiten einmischen, aber jeder Lakai der Kommission, der dich gesehen hat, kann deinen Aufenthaltsort melden.« Dann schien sie zu bemerken, dass Hiresh sie mit entsetztem Ausdruck anstarrte. »Was ist los, Haarlippe? Hast du noch nie eine Religiöse gesehen? Ha! Noch nie, möchte ich wetten! Jedenfalls nicht hier. Nun, das wird sich bald ändern.« Sie räusperte sich und spuckte einen Schleimklumpen aus, der schnell vom Boden absorbiert wurde. »Das werden wir später trinken!« Sie lachte rasselnd, als hätte ihre Kehle bereits

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