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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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die nächste Säuberung nötig.
    »Nur, damit ihr wisst, wer ich bin – mein Name ist Jagadamba. Ja, ich bin eine Religiöse. Ich kann es nicht verbergen und will es auch gar nicht.« Wieder spuckte sie aus, und diesmal landete die Bescherung unangenehm knapp vor Stolperzunges bloßen Zehen. »Und ja, ich kann dich zu Indrani bringen, weil wir sie haben. An einem Ort, wo man sie niemals finden wird.« Sie lachte. »Zumindest wurde mir das gesagt.«
    Jagadamba zog ein kleines Päckchen unter ihrer Kleidung hervor und schüttelte den Inhalt heraus – ein zweites Gewand in stumpfem Orange. Es war groß genug, um darunter einen kompletten Körper zu verhüllen. »Das musst du anziehen, Wilder. Komm jetzt, trödel nicht rum, du widerlicher Kannibale. Sie dürften bereits auf dem Weg hierher sein.«
    Stolperzung nahm das Gewand und begann damit, es sich überzustreifen. Dann hielt er inne. »Moment mal. Indrani hasst die Religiösen, und sie hassen sie. Sie ist eine … eine Weltliche.«
    »Guter Wilder, gutes kleines Monster«, sagte Jagadamba. »Aber hör nicht auf, dich weiter anzuziehen. Du, Haarlippe, hilf ihm!«
    Hiresh blieb wie angewurzelt stehen, als hätte er einen Geist gesehen. Die alte Frau beachtete ihn nicht weiter, sondern humpelte selber zu Stolperzunge hinüber, um den Stoff zurechtzuziehen. »In der Zivilisation beherrschen wir die Kunst, gleichzeitig zu reden und uns anzukleiden, oh ja. Gut, das ist alles nicht ganz richtig, aber die Idioten von der Kommission werden den Unterschied sowieso nicht bemerken.«
    »Ich habe immer noch nicht …«
    »Was, Wilder? Ach so. Ja, du hast recht. Wir mögen deine Indrani nicht. Wir nennen sie die Hexe. Aber wir wissen, dass wir nicht diejenigen waren, die sie während der Rebellion über der Oberfläche abgeschossen haben. Ihre eigene Seite hat versucht, sie zu töten, und jetzt durchkämmen sie auf der Suche nach ihr das ganze Dach. Was glaubst du, warum das so ist?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Und seltsam, dass sie dich einfach so haben gehen lassen, nicht wahr, Monster? Ein Kannibale, der mitten im Dach frei herumläuft!«
    »Sie haben mich gehen lassen ?«
    Jagadamba nickte und grinste, als sie seinen entsetzten Gesichtsausdruck sah. »Dumme Männer! Ihr glaubt immer, ihr wärt die Einzigen, die eine Rettungsaktion durchziehen könnt. Du, mein Wilder, bist nicht mehr als ein Werkzeug, das dazu dient, Indrani aufzuspüren. Nur deshalb bist du hier. Also muss ich jetzt die Kommission von deiner Fährte abbringen, wofür dich die Götter verfluchen mögen.«
    »Ich dachte … ich dachte …«
    Sie wischte sich mit den klauenartigen Händen über den Mund. »Wir würden dich töten, wenn wir nicht wüssten, dass die Hexe dann sehr zornig auf uns wäre. Aber wir müssen ihr Geheimnis in Erfahrung bringen.«
    Dann schien die alte Dame wieder Hireshs Anwesenheit zu bemerken.
    »Was wirst du den Ungläubigen sagen, Haarlippe, wenn die Kommission ihre Hunde vorbeischickt?«
    »Ich … ich bin nur ein Fan … ich bin nicht … ich meine …«
    »Du hast wahrscheinlich längst mein Gesicht aufgezeichnet.« Sie griff unter ihr Gewand. Hiresh zuckte zusammen, aber es war nur ein weiteres Päckchen mit Kleidung. »Ja, ihr Fans glaubt immer, dass ihr Abenteuer erleben wollt, nicht wahr? Nun gut, du wirst uns begleiten. Entweder du beantwortest ihre Fragen, oder sie sperren dich irgendwo ein, bis du es tust. Vielleicht schickt man dich sogar auf die Oberfläche, die du ja offensichtlich so sehr magst.«
    Jagadambas Drohung schien Hiresh nicht zu ängstigen. Er legte das Gewand, das sie ihm reichte, ohne Schwierigkeiten an. Als dabei der Ärmel seiner Uniform hochrutschte, glaubte Stolperzunge, seltsame Narben auf dem Unterarm des Jungen zu erkennen. Offenbar hatten sie für Jagadamba eine bestimmte Bedeutung, denn sie schürzte die Lippen und sagte: »Du wurdest als einer von uns geboren. Als Religiöser.«
    »Wo ich aufgewachsen bin, geht nur mich etwas an«, gab er zurück. »Jetzt bin ich frei, nur das zählt.«
    Sie ging nicht darauf ein. »Keine Übertragungen! Hast du mich verstanden, Haarlippe?«
    »Mein Name ist Hiresh.«
    »Wenn du mein Gesicht überträgst, Hiresh, und ich geschnappt werde, sage ich ihnen, dass du schon die ganze Zeit für uns gearbeitet hast.«
    Er nickte mit zusammengekniffenen Lippen.
    »Gut.« Dann wandte sie sich an Stolperzunge. »Tu so, als wäre ich der Mordhäuptling oder die Jagdanführerin oder wie auch immer ihr Deserteure es nennt.

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