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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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Gehorche mir ohne Widerspruch. Ich weiß viel besser als du, wie sie denken.« Auf ein Handzeichen von ihr öffnete sich die Tür, und sie führte die Jungen in den Korridor hinaus.
    »Folgt mir.«
    Als Erstes fiel Stolperzunge auf, dass dieser Nebenkorridor plötzlich genauso überfüllt war wie der große, in dem er zum ersten Mal die Menschenmassen des Daches erlebt hatte. Auch diesmal hob sich sein Magen. Es war ein Durcheinander wie in einem Insektennest. Hier war fast die Hälfte von ihnen in die gleichen orangefarbenen Gewänder gekleidet, wie auch Jagadamba und die Jungen sie trugen. Die Gesichter blieben unter Schleiern verborgen, die Augen lagen im Schatten, während sie hin und her hetzten.
    Jagadamba führte Hiresh und Stolperzunge durch mehrere Korridore, und überall waren gewandete Gestalten unterwegs, alle identisch und anonym verschleiert. Stolperzunge erkannte, dass niemand ihn in dieser Menge ausfindig machen konnte. Doch das hinderte die alte Frau nicht, sie anzutreiben, obwohl sie selbst auffällig humpelte.
    Die Bilder an der Decke und den Wänden waren inzwischen verschwunden. Dafür erschienen Anweisungen, sich zu zerstreuen. Wer öffentliche Korridore blockierte, musste mit Verhaftung und Bestrafung rechnen. » Alle, die sich wie Wilde verhalten, müssen vielleicht schon bald unter ihnen leben! «, hieß es in einer Warnung. In der erstickenden, entsetzlichen Menge und in dem schwerfälligen Gewand wünschte sich Stolperzunge fast, man würde ihn gefangen nehmen und nach Hause schicken.
    Dann verstärkte sich plötzlich der Druck der Menge von hinten. »Die Wärter kommen!«, rief jemand. »Die Wärter!«
    »Ha!«, sagte Jagadamba. »Die Kommission hat es schneller kapiert, als ich gehofft hatte. Sie wissen, dass sie die Fährte ihres Wilden verloren haben. Jetzt sollten wir uns beeilen!«
    Menschen rannten, als würde es um ihr Leben gehen. Stolperzunge hörte Schreie und sah, wie Männer und Frauen zu Boden gingen und von anderen niedergetrampelt wurden. In der Richtung, aus der sie gekommen waren, erkannte er ein grünes Leuchten und hörte weitere Schreie.
    »Wärter! Wärter!«
    Die Menge vor ihnen war genauso dicht wie hinter ihnen geworden, aber Jagadamba schaffte es immer wieder, ihre kleine Gruppe durch das Gedränge zu schleusen, wo für andere kein Durchkommen war. Bald erreichten sie eine offene Fläche, an der sich zwei Korridore kreuzten. Hier drängten sich Weltliche und Religiöse. Grünes Licht kam aus mindestens zwei freien Richtungen.
    Jagadamba tippte drei Leuten in Gewändern auf die Schultern. »Du, Großer! Sprich kein weiteres Wort, bis man dich gefangen nimmt! Und du, Alter, nenn deinen großen Freund ›Stolperzunge‹ und diesen hier ›Hiresh‹! Versucht, durch den südlichen Korridor zu entkommen, und sendet unterwegs einen Hilferuf an die Religiösen. Ihre Spione werden es registrieren. Bemüht euch, einer Gefangennahme möglichst lange zu entgehen.« Alle drei nickten und machten sich auf den Weg durch einen der beiden Korridore, die frei von grünem Licht waren.
    »Was wird mit ihnen geschehen?«, fragte Stolperzunge.
    »Nichts, was nicht auch mit uns geschehen würde, wenn man uns erwischt«, sagte Jagadamba. »Vergiss sie nicht. Erinnere dich daran, was du uns schuldig bist, wenn wir dich zu deiner Frau gebracht haben.«
    Die Menge teilte sich, um die drei Lockvögel durchzulassen, und kurz darauf waren sie im Korridor verschwunden. Stolperzunge blickte ihnen nach und bedauerte, dass er sich nicht die Zeit genommen hatte, ihnen zu danken oder sie nach ihren wahren Namen zu fragen.
    Doch Jagadamba zerrte ihn bereits in den anderen »sicheren« Korridor. Ständig zischte sie den Leuten Befehle zu, dass sie aus dem Weg gehen sollten. Sie gehorchten ohne Widerspruch, aber ihre kleine Gruppe kam trotzdem nur langsam voran, und die Schreie holten sie allmählich wieder ein. Immer wenn Stolperzunge sich umdrehte, sah er, dass das grüne Leuchten ein Stück näher gekommen war. Schließlich löste es sich in Punkte aus grellem Licht auf, die sich hoben und senkten und Panik auslösten.
    »Die Wärter!«, riefen die Menschen, Religiöse wie Weltliche. Doch Letztere drehten sich auf Jagadambas Anweisung um und bildeten eine Pufferzone zwischen Stolperzunge und den heranrückenden Feinden. Obwohl es ihre Absicht war, die Verfolger zu behindern, hielten sie nicht lange durch. Stolperzunge entdeckte nun Männer und Frauen in der eng anliegenden Kleidung, die auch Indrani

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