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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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Stärke der Bestie gegen sie einzusetzen und sich zu retten. Mit dem Rest seiner Kraft sprang er nach rechts, rollte durch die Schleimpfütze und schlug gegen die Käfigstäbe. Die Bestie prallte von der Wand ab, wo er sich wenige Augenblicke zuvor befunden hatte, erholte sich aber schnell und stürzte sich erneut auf den hilflosen Menschen.
    Doch sie erreichte ihn nicht. Der zerfressene Boden – wo der Schleim über das Metall floss – gab unter dem großen Gewicht nach. Ein Bein verschwand komplett im Loch, das andere brach mit einem Knacken, das als lautes Echo durch den Raum hallte. Das Rohr fiel zu Boden, und die blutige Schnauze des Wesens zuckte in Todesqualen.
    Stolperzunge beobachtet es aus sicherer Entfernung. Er wagte es nicht, sich von der Stelle zu rühren. Doch sein Magen knurrte bereits. Endlich wieder richtige Nahrung , dachte er.
    Die Bestie heulte vor Schmerz, während ihr schwarzes Blut den Schleimstrom verdunkelte. Stolperzunge hätte sie gern von ihrem Leid erlöst, aber er wollte das Risiko nicht eingehen. Stattdessen blendete er ihre Schreie aus, so gut es ging, und humpelte zurück zum Käfig, in dem er das riesige Wesen zum ersten Mal erblickt hatte.
    »Hiresh?«, rief er. Keine Antwort. Von seinem Freund war nichts zu sehen. Stolperzunge konnte sich gut vorstellen, dass ein so großes Wesen in der Lage war, den Jungen in einem Stück zu verschlucken, ähnlich wie es die Gelbrachen taten. Aber warum hatte es so schwere Kiefer, wenn es sich tatsächlich auf diese Weise ernährte?
    Im Käfig lagen noch mehr Knochen herum als anderswo. Unter den Haufen konnten durchaus mehrere menschliche Skelette verborgen sein. Alle Knochen waren aufgebrochen worden. Und sie hatten noch etwas anderes gemeinsam: Obwohl es fast ausschließlich Bruchstücke waren, erkannte sein geschultes Auge, dass sie allesamt Artgenossen seines Angreifers gehört hatten.
    Stolperzunge hatte eine schreckliche Vision, wie die Bestie in einem fremdartigen Raum aus Metall und ohne Nahrung aufgewacht war. Abgesehen von seinen Freunden und Familienmitgliedern. Ihnen war nichts anderes übrig geblieben, als übereinander herzufallen, bis nur noch das stärkste Exemplar überlebt hatte und schließlich von Einsamkeit und Hunger in den Wahnsinn getrieben wurde.
    Doch es hatte noch eine andere Nahrungsquelle gefunden. Es hatte versucht, die Schläfer zu essen, einen von jeder Spezies. Es hatte einen kleinen Bissen genommen und dann aufgegeben. Warum hatte es nicht weitergemacht?
    Der Jäger schüttelte den Kopf. Ein weiteres Rätsel, das er in der Kürze der Zeit nicht lösen konnte.
    Er kramte in den Knochen, bis er seinen Freund gefunden hatte. Der Junge atmete noch.
    Den Vorfahren sei Dank! , dachte Stolperzunge. Ein Arm seines Freundes – der ohne die seltsame Beule – schien gebrochen zu sein. Eine Verletzung, die nicht lebensgefährlich sein musste in einer Welt, in der die Menschen »Proteine« aßen und niemand gegen Fleisch eingetauscht werden musste.
    Doch der Anblick der Narben auf Hireshs Gliedmaßen und Brustkorb ließ den Jäger stutzen. Als er sie nun in ihrer Gesamtheit sah, erinnerte er sich an die Tätowierungen der Eltern seines Freundes. Zu diesem Zeitpunkt hatte er nicht einmal daran gedacht, sich zu fragen, warum der Junge keine Tätowierungen hatte. Jetzt wurde es ihm klar: Mit großer Disziplin und Geduld, unter schrecklichen Schmerzen und mit einem Messer war ein fingerlanges Hautstück nach dem anderen abgeschält worden. Und Stolperzunge wusste instinktiv, wer das Messer geführt hatte.
    »Ich verstehe nicht, warum du deine Tätowierungen auf diese Weise vergeudet hast, Hiresh«, flüsterte er. »Aber ich weiß, dass du kein Feigling bist.«
    Hiresh öffnete die Augen. »Schto-pe-sung«, sagte er. »Schto-pe-sung …« Er griff nach der Hand des Jägers und führte sie zur seltsamen Beule an seinem Unterarm. Dann stieß er einen Schwall unverständlicher Worte aus, die eindringlich und verzweifelt klangen.
    »Ich bringe dich hier raus«, sagte Stolperzunge mit sanfter und beruhigender Stimme. »Doch vorher … muss ich noch etwas holen. Es wird nur wenige Herzschläge dauern.«
    Die Todesschreie seines Feindes waren verstummt. Es war Zeit zum Essen.

10
    Der Freiwillige
    Hiresh wachte schlagartig unter Schmerzen auf. Stolperzunge trug ihn eine Treppe hinauf, und der Atem des Jägers umwehte sie wie Nebelfetzen. Er versuchte sich einzuloggen. »Wo sind wir?«, fragte er. Keine Antwort. Das Dach wollte nicht

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