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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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Gedränge herrschte wie anderswo, musste er nur rufen: »Ich bin Wärter und nehme den nächsten Wagen!«
    Die Uniform, der Wundverband und seine Selbstsicherheit schienen den anderen als Beweis zu genügen. Tarini und er sprangen in einen Wagen und schickten ihn durch den Vakuumtunnel zur anderen Seite des Daches.
    Sie lagen am Boden, keuchten und lachten, viel zu erschöpft, um Sitze anzufordern. Ein tiefes schmerzhaftes Pulsieren lief mit jedem Schlag seines Herzens durch Hireshs Arm. Trotzdem fühlte er sich … wunderbar! Glücklich!
    »Es ist besser …«, stieß Tarini hervor, »wenn einen jemand vefolgt …«
    Er nickte und ließ seinen Blick auf den Tunnellichtern ruhen, die bei der hohen Geschwindigkeit bereits zu einem verwaschenen Streifen geworden waren. Sie lagen nebeneinander, und ihm wurde bewusst, dass sich ihre Schultern berührten. Die normalerweise flatterhafte Tarini schien damit kein Problem zu haben, und Hiresh auch nicht, wie ihm bewusst wurde. Nicht dass es irgendeine Bedeutung hätte.
    Nach einigen Minuten spürte er eine seltsame Empfindung im Bauch. Er setzte sich auf und betrachtete den Lichtstreifen. »Wir werden langsamer«, sagte er mit einem Fluch. Irgendwie hatten die Wärter eine Möglichkeit gefunden, ihren Wagen zu verfolgen. Aber das war es gar nicht, denn unvermittelt gingen die Lichter aus, und Tarini rief etwas. Er verstand es nicht, aber ihm war klar, dass es nur »Beben« bedeuten konnte. Der Shuttle bewegte sich nicht an nähernd mit der Heftigkeit, die er auf dem Platz der Ve rlassenen erlebt hatte, aber um sie herum war es jetzt stockfinster geworden. Dadurch wurde es umso erschreckender.
    Tarini fand seine Hand. Neben sich hörte er ihre schnellen, ängstlichen Atemzüge. Sie entließ sogar einen kleinen Schluchzer – was sie später zweifellos energisch abstreiten würde.
    Sie warteten. Das letzte Beben hatte nur ein paar Minuten gedauert, also musste auch dieses bald vorbei sein.
    Ich werde bis hundert zählen, und dann haben wir es überstanden.
    In diesem Punkt irrte sich Hiresh. Auch was den weiteren Ablauf betraf. Im Shuttle war es warm geworden, viel zu warm. Die Lufterneuerung funktionierte nicht mehr, und ihm wurde klar, dass ihm schon bald das Atmen schwerfallen würde. Und noch etwas später wäre es unmöglich.
    Tarini flüsterte etwas, das er nicht verstand, aber es klang wie »Angst« in seiner Sprache. Er zog sie näher an sich, obwohl er sich selber fürchtete. Sie flüsterte weiter, und als Nächstes spürte er ihren Atem auf seinem Gesicht und dann ihre Lippen auf den seinen. Aber nicht nachdrücklich oder verzweifelt. Es fühlte sich überhaupt nicht nach Tarini an. Ihre Lippen waren weich und voll. Ihre Hand streichelte sein Gesicht. Und er erwiderte ihren Kuss.
    Sein Herz pochte immer noch heftig, aber er wusste nicht, ob er wegen des Kusses erregt war oder sich vor dem nahen Tod fürchtete. Seine Finger folgten der Rundung ihrer Schulter, dann wurde er wagemutiger und ließ sie bis zu ihrer Hüfte hinabgleiten. In der Finsternis fühlte es sich an, als würde er sie mit seinen Händen sehen. Ihm war nie zuvor aufgefallen, wie fest ihre Beine waren, und wie anmutig der Bogen ihres Rückgrats.
    »Tarini«, sagte er.
    Er spürte ihre Lippen an seinen. Dann ging das Licht wieder an, und der Wagen setzte sich in Bewegung, als wäre nichts geschehen.
    Beide zuckten erschrocken zusammen. Tarini blickte sich wie ein gehetztes Tier um.
    »Ist es dir peinlich?«, fragte er.
    »Natürlich ist es mir überhaupt nicht peinlich!«
    »Natürlich nicht«, sagte er lächelnd.
    »Jedenfalls war es das erste Mal, dass dich jemand geküsst hat, Hiresh.«
    »Nein«, sagte er. »Nein, es war nicht das erste Mal.«
    »Mach dir keine Sorgen. Es war auch mein erstes Mal.« Sie zuckte mit den Schultern. »Zumindest mit einem Jungen.«
    Hiresh sprang auf. »Tarini!«
    Sie lachte schallend, auch wenn er nicht wusste, weswegen. »Bei den Göttern, Hiresh, man könnte meinen, du wärst ein Religiöser! Aber nicht einmal das würde mich stören. Ich mag dich.«
    Er beruhigte sich – oder versuchte es zumindest. »Danke. Auch ich mag dich.«
    Ihr Grinsen erweckte in ihm das starke Bedürfnis, sie erneut zu küssen. Sie hielt ihn zurück, indem sie ihm einen Finger auf die Brust legte. »Du musst zurückkehren«, sagte sie schroff. »Um auf deinen Besucher zu warten.«
    Er schluckte und nickte. Doch als er nach ihrer Hand griff, strahlte sie übers ganze Gesicht. »Ich bin nicht

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