Bone 02 - Das Ende des Himmels
Gesicht, nachdem eine der Statuen viele Menschen unter sich begraben hatte.
»Wir hatten zwei in diesem Sektor, seit du fortgegangen bist«, sagte sie. »Das ist ziemlich viel, nicht wahr? Sonst war es höchstens eins pro Jahr.«
Hiresh wollte gar nicht darüber nachdenken. »Du hast recht, Tarini. Ich mag es nicht, von einer Kamera ausspioniert zu werden. Ich habe es satt.«
Er stand auf und fühlte sich gut, normal. Mit einem Wink öffnete er die Tür. Das Dach hielt es so, dass jeder Mensch jeden Raum verlassen konnte, auf den es Zugriff hatte, aber man kam nicht zwangsläufig in jeden Raum hinein . Es gab Privatsphäre, aber Gefängnisse mussten von Menschen gesichert werden.
Das Getöse schwappte herein, zusammen mit den üblichen Gerüchen einer aktiven Menschenmenge. Wie er das vermisst hatte! Normalität. Ein Zuhause. Tatsächlich standen zwei Wärterinnen mit aufgesetzten Visieren vor der Tür. Beide hatten perfekte Gesichtszüge, aber ohne neue Medizin waren sie in den letzten Jahren ein wenig gealtert. Die Haut war stellenweise erschlafft, nur ein wenig, aber auf Hiresh machte es den Eindruck, als würden ihre Körper langsam zerfließen.
»Die Anordnung lautet, dass du in diesem Raum bleiben sollst, Sergeant«, sagte die größere der beiden mit schroffer und sicherer Stimme.
Sergeant? War er jetzt wirklich ein Wärter? Immerhin hatte man ihn in die Uniform gesteckt.
Leute blieben stehen und gafften. Einigen fiel der Verband an seinem Arm auf, denn sie zeigten darauf, während sie sich anstießen und miteinander flüsterten.
»Ein wichtiger Besucher wird zu dir kommen, sobald du aufgewacht und bereit bist.«
»Er ist jetzt bereit«, sagte Tarini.
»Das bin ich«, bestätigte Hiresh. »Aber wenn mir jemand einen Besuch abstatten will, sollte ich wohl lieber in den Raum zurückkehren, um auf ihn zu warten, oder?«
Doch seine Worte entsprachen nicht der Nachricht, die er Tarini übermittelte.
Noch während die Wärterinnen nickten, duckten sich die zwei jungen Leute, schossen zwischen ihnen hindurch und verschwanden in der Menge. Es war viel zu einfach gewesen, und Hiresh war erstaunt, dass die beiden Idiotinnen es geschafft hatten, Tarini am Verlassen des Raums zu hindern. Wobei fraglich war, ob sie sich wirklich bemüht hatte.
Und nun rannten sie, wie sie es schon viele Male getan hatten, geduckt und Haken schlagend. Sie flitzten um ältere Damen herum, suchten Lücken und schufen sich welche. Sie jauchzten und schickten sich gegenseitig Beleidigungen. All die Schrecken der vergangenen Tage blieben hinter ihnen zurück. Hiresh wollte nicht an seinen Verrat oder seine Mutter oder hundert andere Dinge denken. Er war entkommen.
Er kämpfte sich durch ein Dickicht aus wütenden Männern, während Tarini rechts an ihm vorbeizog. Doch dann geriet sie in eine religiöse Prozession. Die wirbelnden, unberechenbaren Bewegungen der Tänzer würden das Mädchen so sehr behindern, dass er wieder die Führung übernehmen konnte. Nicht dass sie ein bestimmtes Ziel hätten …
Er lachte, da er seine Freundin gut genug kannte. So gefiel es ihr. Sie würde ihren Sieg verkünden, sobald sie einen kleinen Vorsprung ausgebaut hatte und ermüdete.
Aber so weit war es noch nicht. Sie waren eingesperrt gewesen, und nun wurde er von einer Energie durchströmt, wie er sie noch nie zuvor erlebt hatte.
Eine Gruppe aus kleinen Jungen verfolgte ihn ein paar Minuten lang und versuchte ihn einzuholen. Einige Eltern fingen sie unbeholfen wieder ein. Er grinste zwischen tiefen Atemzügen.
Eine Nachricht von Tarini: Wärter voraus .
Bieg nach rechts ab, zur nächsten Shuttle-Station , sendete er zurück. Wenn wir in einen Wagen steigen können, wird das Dach ihnen nicht sagen, wohin wir unterwegs sind.
Wolltest du nicht auf deinen wichtigen Besucher warten?
Ich hatte schon einen wichtigen Besucher.
Hiresh sah, wie sie strauchelte, doch gleich darauf fand sie ihr Gleichgewicht wieder. Er liebte es, sie in Verlegenheit zu bringen. Aber in Wirklichkeit war er davon überzeugt, dass ein neuer Besucher nur mit ihm über Stolperzunge reden wollte, vielleicht um ihn erneut zu beglückwünschen.
Am Ende des Korridors erkannte er eine Gruppe von Wärtern, die in seine Richtung kamen. Eine kitzelnde Empfindung in seinem Kopf verriet ihm, dass sie versuchten, Kontakt mit ihm aufzunehmen, doch er hatte sie automatisch blockiert. Stattdessen liefen Tarini und er die Rampe zur Shuttle-Station hinunter. Obwohl hier genauso viel
Weitere Kostenlose Bücher