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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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hatte gehofft, einen Angriff zu provozieren, aber der Mann hatte bereits gesagt, dass er wusste, wie gefährlich Stolperzunge war. Unter der Maske sah der Jäger, wie sich die leuchtende Gestalt seines letzten Feindes ein paar Schritte weit entfernte und schließlich stehen blieb. Wusste er, dass der Jäger verletzt war? Oder dass er jetzt eine der Super-Steinschleudern erbeutet hatte? Hatte er vielleicht selber eine und wartete nur darauf, dass Stolperzunge sich erhob?
    Vielleicht ist es sogar besser, dass ich es nicht kann , dachte er. Er schob eine der schweren Leichen als Schild vor sich her und kroch durch brennenden Schleim auf die Stelle zu, wo sein letzter Widersacher lag. Doch als er dort ankam, fand er nur eine leere Uniform, die im Dunkeln leuchtete. Der Mann war geflohen. Stolperzunge war klar, dass er schon bald mit mehr Wärtern zurückkehren würde. Vielleicht sogar mit sehr vielen.
    Jetzt zeigte ihm die Maske nur noch einen grünen Fleck. Indrani? Oder nur ihre Uniform? Als er sich näherte, hörte er sie erschrocken rufen: »Schto-pe-sung?«
    Erst in diesem Moment wurde ihm bewusst, wie erschöpft er war – und wie außergewöhnlich hungrig.
    »Du musst leider ohne Sprecher auskommen, Liebste. Aus irgendeinem Grund sind sie alle tot.« Seine eigene Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen. Mit unbeholfenen Fingern zupfte er an den Stricken, mit denen sie gefesselt war, abgelenkt durch seinen schmerzenden Knöchel. Seine Kleidung hatte sich mit Schleim vollgesogen, der jeden Kratzer an seinem Körper fand. Er hätte am liebsten geheult, wie es Flammenhaar tat – ein schrecklich einsames Wimmern. Wenigstens würden sie das Kind in der Dunkelheit wiederfinden.
    Dann spürte er Indranis Hand an seiner Wange. »Schlafen geh«, sagte sie in gebrochenem Menschlich. Es musste sehr lange her sein, seit sie diese Sprache zuletzt benutzt hatte, aber ihre magischen Worte entfalteten sofort ihre Wirkung.

13
    Der Shuttle
    Hiresh öffnete die Augen. Das verschwommene Gesicht vor ihm nahm allmählich schärfere Konturen und Züge an, die ihm sehr vertraut waren. »Tarini?«, fragte er. Doch was aus seinem Mund kam, klang eher nach einem Röcheln. Er musste auf den Boden neben dem Bett spucken, bevor er es noch einmal versuchen konnte. »Tarini?«
    Sie sah ihn strahlend an. Ihre kleinen Augen funkelten, und sie umschloss seine linke Hand mit ihren Händen. »Es wurde auch Zeit, dass du aufwachst!«, sagte sie. »Sie halten uns schon einen ganzen Tag lang hier drinnen fest.«
    »So lange?« Sie waren nicht in der Akademie, zumindest daran bestand kein Zweifel. Die Wände waren mit dichtem Wald geschmückt, Vögel flatterten zwischen den Bäumen umher, und überall summten und krochen die unterschiedlichsten Insekten. Der gesamte Raum schimmerte im Grün lebender Wesen. Deshalb dauerte es einen Moment, bis er die Hülle in der gleichen Farbe bemerkte, die seinen rechten Arm umschloss. Eine Kurzanfrage ans Dach verriet ihm, dass es sich um einen aktiven Wundverband handelte – nicht annähernd so kostbar wie Medizin, da er nur lokale Verletzungen heilen konnte. Trotzdem war diese Technik zweifellos zu selten, um sie an einen bloßen Auszubildenden zu vergeuden. Dieser Verband schien seine Arbeit fast abgeschlossen zu haben. Die Schwellung war bereits völlig zurückgegangen.
    Noch seltsamer war die Kleidung, die man ihm gegeben hatte. Es war eine Uniform. Er sah aus wie ein Wärter.
    »Wo bist du gewesen?«, fragte Tarini.
    Instinktiv durchsuchte er seinen Erinnerungsspeicher im Dach, aber natürlich fand er dort nichts. Er hatte längere Zeit keinen Kontakt gehabt. Für einen Moment sah er sich wieder im Käfig, während Kiefer in der Größe seines Kopfes seinen Arm umschlossen. Er verdrängte diesen Alptraum, der sofort vom nächsten ersetzt wurde: ein arroganter Elite-Offizier mit brüchiger Stimme. Der Mann gratulierte ihm, dass er seinen Freund verraten hatte. Hiresh setzte sich auf, und sogleich wurde ihm übel. Was habe ich getan? Bei der Göttin, was habe ich getan?
    »Hiresh, warum weinst du?«
    »Tut mir leid. Ich höre gleich auf.«
    »Das ist gut, denn … ich glaube, du bist jetzt ein Wärter, und wir haben gleich eine Audienz.«
    Er rieb sich die Augen trocken. »Wirklich?«
    Tarini zeigte nach oben in eine Ecke, wo das Laub des projizierten Waldes ein dichtes Knäuel bildete. Dort hing ein kleiner schwarzer Kasten. Hiresh musste sich einloggen, um herauszufinden, was es war. »Eine Kamera?« Das Dach

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