Bonfire-Chroniken - Integration: Bonfire Academy Band 2 (German Edition)
bist.«
»Naja, sie ist wohl kaum der Feind«, gab ich zurück. »Ich meine, sie hat nur darauf reagiert, wie die Verhandlung ausgegangen ist.«
»Sie war vielleicht nicht der Feind, aber jetzt ist sie es mit Sicherheit«, antwortete König Sebastian. »Ich habe bei unserer Auseinandersetzung aus Versehen ihren Mann getötet.«
Seufz. Mrs. Russo waren zwei Familienmitglieder durch König Sebastians Familie getötet worden. Ja, ich war mir ziemlich sicher, dass sie zu den
Feinden
zählte. »Okay, also dann sollte ich wohl besser rauskommen, oder?«
»Oder wir nutzen die Gelegenheit, um einige Informationen zu sammeln«, sagte König Sebastian.
»Wie?«
»Mrs. Russo wird Blut sehen wollen. Die Chancen stehen gut, dass sie zu Gleichgesinnten Kontakt aufnimmt.«
»Oh. Wie der alten Frau?«
»Das nehme ich an. Ich wette, dass jeder, der ein Interesse daran hat, mir und meiner Familie zu schaden, Kontakt zu ihr aufnimmt. Natürlich kann ich das mit nichts begründen als mit purem Instinkt. Ich würde es an ihrer Stelle tun.«
»Ich auch«, stimmte ich zu. »Also wollen Sie, dass hier drin bleibe und es herausfinde?«
»Nein!«, rief Jagger. »Das ist nicht Cordelias Problem. Sie ist kein Familienmitglied, deshalb wird Mrs. Russo es nicht auf sie abgesehen haben.«
»Jagger, ich komme schon klar. Außerdem will ich wirklich helfen, und wenn ich schon einmal hier bin, kann ich auch noch ein bisschen bleiben. Mrs. Russo wird es nie erfahren.«
»Liebling, bitte«, bat Jagger inständig.
»Es ist nicht für lange, nur bis ich herausgefunden habe, was sie vorhat. Vielleicht tut sie ja auch nichts. Wer weiß, möglicherweise legt sie sich für die nächsten paar Jahre nur ins Bett, um zu trauern.«
»Cordelia, du musst dich von ihr lösen und darfst nur Passagier sein. Misch dich nicht ein und mach sie nicht misstrauisch«, sagte König Sebastian mit seiner Lehrerstimme.
»Okay. Kann ich zuerst etwas zu essen haben?«, fragte ich. »Und sagen Sie mir, wie geht es Faustine?«
»Ihr geht es prima«, sagte Jagger. »Ryker hat sie in dein Zimmer gewandert, wo sie einige Zeit geschlafen hat. Sie ist jetzt mit Quinn unterwegs. Er nimmt sie zum Skifahren mit, damit sie entspannt.«
»Gut.« Nachdem ich so viel Steak verdrückt hatte, wie Mrs. Russos Magen vertragen konnte, löste ich mich von ihr und versteckte mich im hintersten Winkel ihres Verstandes. Ich konnte immer noch alles hören, aber ich befand mich in absoluter Dunkelheit. Wenn es unbedingt sein musste, konnte ich durch ihre Augen spähen, aber das konnte mich verraten.
»Sie bewegt sich«, sagte Dr. Marks. »Es wäre am besten, wenn Sie beide jetzt gehen würden.«
»Okay«, sagte König Sebastian. Ich hörte ihn aufstehen.
»Sei vorsichtig«, hörte ich Jagger noch sagen, bevor sich die Tür schloss.
Ich war mit Dr. Marks und Mrs. Russo allein. Mrs. Russo zuckte und schlug mit den Armen um sich.
»Mrs. Russo, ich bin Dr. Marks. Können Sie die Augen öffnen?«
»Wo bin ich?«, flüsterte eine sehr schwache Stimme. »Wasser, bitte.«
»Sie sind in der Krankenstation der Bonfire Academy.«
Ich hörte, wie Flüssigkeit durch ihren Hals floss und im Magen ankam.
»Danke«, sagte sie mit immer noch rauer Stimme. »Mein Mann?«
»Es tut mir leid, die Neuigkeiten sind nicht gut.« Dr. Marks Stimme war kaum zu hören.
»Hä? Was?«
»Er hat es nicht geschafft.«
»Er ist ermordet worden?« Ihre Stimme klang schrill.
»Er ist bei dem Kampf im Gerichtssaal getötet worden.«
Ich spürte ihren Körper zittern, noch bevor ihre herzzerreißenden Schluchzer das Zimmer füllten.
»Gehen Sie weg! Lassen Sie mich allein!«, schrie sie.
Ich hörte, wie sich eine Tür schloss, und ich nahm an, dass Dr. Marks schleunigst das Zimmer verlassen hatte.
Mrs. Russo warf den Kopf zurück und jaulte. Nach einiger Zeit hörte ich durch das Gejaule, dass die Tür wieder aufging. Wer auch immer hereingekommen war, sprach nicht, sondern wartete wahrscheinlich darauf, dass Mrs. Russo sich beruhigte. Aber das Weinen ging ewig weiter und schien kein bisschen schwächer zu werden. Ich befürchtete, dass Dr. Marks ihr noch einmal ein Betäubungsmittel geben musste. Die arme Frau, sie war sicher in eine tiefe Depression gestürzt.
Als sie endlich vom Weinen erschöpft war, lag sie still und wimmerte nur noch ab und zu.
»Mrs. Russo, Ihr Verlust tut mir so leid.« Die Stimme der Smelt war mitfühlender und freundlicher, als ich sie je gehört hatte. »Gibt es irgendetwas,
Weitere Kostenlose Bücher