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Bonita Avenue (German Edition)

Bonita Avenue (German Edition)

Titel: Bonita Avenue (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Buwalda
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sehen: Plötzlich steckt die große schwarze Attrappe in ihr, zuerst tief, dann, weil sie mit beiden Händen die Pobacken auseinanderzieht, auf jedem weiteren Foto etwas weniger tief, bis der Plastikpenis auf der Decke liegt. Das letzte Foto ein Close-up von Gesicht und Augen.
    Die Augen, wie er mit Verzögerung bemerkt, sind blau. Die Augen sind stahlblau . Eine Woge des Glücks durchströmt ihn, Jonis Augen sind: dunkelbraun! Er schiebt den Laptop weg, steht auf und wandert zwischen Bett und Vorhang hin und her. Er geht ins Bad, wäscht sich das Gesicht mit kaltem Wasser. Sie ist es nicht. Natürlich ist sie es nicht. Er geht zurück zum Bett, schließt Windows, schließt den Laptop. Schließt mit der ganzen Geschichte ab.
    Er nimmt seine Hose vom Stuhl, greift zum Handy. Joni anrufen, ihr etwas Nettes sagen. Es ist halb zwölf … und demnach halb fünf am Nachmittag in den Niederlanden. Er sucht ihren Namen in seinem Adressbuch und ruft an. Eine chinesische Stimme sagt etwas, danach ist die Verbindung unterbrochen. Außer Reichweite? Er findet ihre Nummer im Studentenwohnheim heraus und tippt sie ein. Rauschende Stille, die tiefer wird, dann hört er das Besetztzeichen.
    Noch immer erleichtert, zieht er den Bademantel aus und geht nackt zur Minibar. Er nimmt ein zweites Budweiser und setzt sich, ein Kissen im Rücken, aufs hohe Bett. Er schaltet den Fernseher ein, trinkt ein paar große Schlucke Bier. Eine Pekingoper, ein Film mit Kevin Kostner und Whitney Houston, Kickboxen – er zappt herum. Bei einer Nachrichtensendung bleibt er hängen. Eine chinesische Nachrichtensprecherin berichtet erst über Staatspräsident Jiang Zemin, er sieht Madeleine Albright auf irgendeinem Flughafen eine Gangway hinabsteigen. Dann geht es um ein Unglück irgendwo im Ausland. Er sieht europäisch anmutende Wohnviertel am helllichten Tag, Feuerwerk über Häusern. Mein Gott, was für eine Erleichterung. Das Knallen und Krachen im Fernsehen verstärkt sich, das Bild fängt an zu zittern – ihm fallen die Augen zu. Jetzt, da die Katastrophe abgewendet ist, merkt er erst, wie erschöpft er ist. Er lässt die Fernbedienung aus der Hand gleiten und dreht sich auf die Seite.

3
    Bis heute Morgen war meine Schwester die Einzige aus der Zeit in Enschede, von der ich etwas gehört hatte, vor inzwischen gut fünf Jahren. Es muss im Spätsommer 2003 gewesen sein, nicht lange bevor ich nach Los Angeles gezogen und endgültig vom Radar verschwunden bin. Ich führte noch meine bürgerliche Existenz mit Boudewijn und Mike in San Francisco. Janis bereiste mit Timo einen Monat lang die Westküste. Sie haben bei uns auf dem Hügel übernachtet. Seit Siems Tod war es das erste Mal, dass jemand aus der Familie Kontakt mit mir aufgenommen hat.
    Janis war schon zwei Wochen in Kalifornien, als sie mich anrief und fragte, ob sie vorbeikommen könne. Vielleicht weil ich Migräne hatte, erkannte ich ihre Stimme nicht sogleich. Sie stand in einer Telefonzelle in Monterey, erschreckend nahe, sie waren auf dem Weg nach San Francisco – dort lebte ich doch? Sie hatten rund dreißig Dollar investiert, um meine Telefonnummer herauszufinden, ein vertrackter Telefonmarathon, der bei McKinsey in Amsterdam begonnen hatte. Die Mühe, die sie sich gegeben hatten, rührte mich.
    Am nächsten Morgen knirschte ein blauer Miet-Ford die Einfahrt hinauf, und eine rotverbrannte Janis stieg aus, gefolgt von einem Typen, der sein mattschwarzes Haar zu einem langen Zopf geflochten hatte. Er trug für das Wetter zu warme schwarze Kleidung, die ihn von Kopf bis Fuß bedeckte. Im Kontrast dazu badelatschte Boudewijn in einem knallrosafarbenen Poloshirt und mit einer winzigen Schwimmhose bekleidet zu den beiden hin und führte sie, jovial plaudernd, um unser typisches Russian-Hill-Haus herum in den abgeschirmten Garten. Da stand ich, am Rand des nierenförmigen Swimmingpools, und Janis und ich umarmten einander ungeschickt. Sie war kräftig geworden, hatte jetzt den Körper unserer Mutter. «Du bist also Joni», murmelte Timo, immer noch mit Sonnenbrille im bleichen Gesicht.
    Ich zeigte den beiden das mit Designermöbeln aus New York eingerichtete Wohnzimmer und verspürte eine eigenartige Nervosität, als sie auf die verglaste Fensterfront zugingen und schweigend das Panorama des Marina District auf sich wirken ließen. Dort hatte noch keiner gestanden, der nicht seiner überraschten Begeisterung Ausdruck verliehen hätte. Die Glasscheibe reichte noch um die Ecke herum bis vor

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