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Bonita Avenue (German Edition)

Bonita Avenue (German Edition)

Titel: Bonita Avenue (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Buwalda
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Asien oder nicht, mit ein paar einfachen Suchbegriffen auf den Bildschirm zaubern ließen. Aber es funktionierte – und wie. Wenn Isabelle sich schlafen legte, immer plötzlich, ohne jede Ankündigung, dann ging sein Laptop von den geöffneten Sexseiten, heruntergeladenen Fotos irgendwelcher Schlampen in allen Körperhaltungen, Pop-ups und merkwürdigen, virusartigen Einwählprogrammen vor Überhitzung beinahe drauf. Es kostete ihn manchmal eine ganze Viertelstunde, seine Festplatte zu säubern, bevor er sich im Badezimmer am Ende des Gangs ans Säubern des rohen Speckröllchens zwischen seinen Beinen machen konnte. Auf die Entladung folgte eine entspannte Betrübtheit, sodass er in den letzten Stunden der Nacht schlief.
     
    «Die Frage ist, ob ich das Haus jemals noch von innen sehen werde», sagt Aaron. Er zieht die Judojacke an, seine Hände und Unterarme schießen wie Besenstiele daraus hervor, er schlägt die Seiten der Jacke übereinander.
    «Nicht so pessimistisch.»
    Sie hören die leisen Schritte eines Menschen, der auf Slippern in die Diele kommt. «Hallo?» Joni. «Papa, Aaron, kommt ihr gleich essen? Der Tisch wird gedeckt.»
    Aaron hockt sich hin und hebt den Gürtel, der zwischen seinen nackten Füßen liegt, auf.
    «Wo seid ihr?» Sie geht laut redend durch das fast geräuschlos belüftete Badezimmer und betritt den Ankleideraum. «Störe ich?» Ihr Gesicht drückt nicht Ironie, sondern Verärgerung aus.
    «Du störst nie, mein Herzblatt», murmelt er übertrieben freundlich.
    «Wir kommen», sagt Aaron.
    Sie zieht die Nase kraus und geht, ohne ein Wort zu sagen, wieder weg. Das letzte Mal, dass Joni ihn störte, war am Ende des Monats, den Isabelle ihm gegeben hatte, er saß nach einer durchwachten Nacht wie eine zurechtgemachte Leiche in seinem Büro. Etwas, was selten passierte, geschah: Seine Sekretärin kündigte Joni an. Warum besuchte sie ihn? Er weiß noch, dass sie sehr zuversichtlich aussah: Der Frühling wartete noch ab, aber sie trug bereits ein Sommerkleid. Ihr Erscheinen munterte ihn auf, sie küssten einander auf beide Wangen und nahmen an einer Ecke des Besprechungstisches Platz. Sie sagte, er sehe müde aus. Ich habe einen anstrengenden Job, antwortete er. Sie sagte: «Wenn man verliebt ist, kann man alles.» Er fragte: «Wie meinst du das?» «Papa», sagte sie, «ich will mich nicht einmischen, aber ich komme, um dich zu warnen.»
    «Ach ja? Wovor denn?»
    Sie bückte sich nach der Tasche, die sie bei sich hatte, und holte eine gefaltete Zeitungsseite heraus. Sie schlug sie auf, strich sie glatt und schob sie in seine Richtung. Er kannte das Foto mitten auf der Seite nur allzu gut: Da stand er, nackt am Ufer eines Kanals. Das würde ihn bis an sein Lebensende verfolgen. «Du weißt, dass Aaron das Foto gemacht hat?», fragte er, um Zeit zu gewinnen.
    «Ich habe die Seite von der Klotür unseres Wohnheims abgemacht. Schau sie dir genau an.»
    Er hatte es bereits gesehen. Aber um sich von dem Schock zu erholen, betrachtete er mit übertriebener Aufmerksamkeit die anderen Kommentare, die ihre Mitbewohner offenbar im Laufe der Jahre auf das Foto geschrieben hatten. Aus seinem weit geöffneten Mund kam eine enorme Sprechblase, in die jemand mit Filzstift «Ladys, benimmt Joni sich auch anständig?» geschrieben hatte. Tiefer, unter seinen nackten Füßen im Gras, stand in Großbuchstaben: ERECTOR MAGNIFICUS. «Der ist gut», murmelte er, «aber den da verstehe ich nicht.» Er deutete auf den roten Kreis um seinen verfrorenen Pimmel. «Der gehört Isabelle Orthel», stand daneben.
    «Alle auf dem Campus wissen es, Papa. Wenn so was in meinem Wohnheim, auf meiner Klotür über meinen Vater geschrieben steht, dann kannst du davon ausgehen, dass alle wissen, was du mit einer Studentin im Grundstudium tust.»
    «Und wenn dem so wäre, was dann?» Sie ist vier Jahre älter als Isabelle, schoss es ihm durch den Kopf.
    «Ich gönne dir alles, Papa. Aber …»
    «Aber was? Was willst du, Joni? Mir eine Moralpredigt halten?»
    «Nein. Ich komme wegen Mama –»
    «Die ist nicht hier.»
    «Ich möchte nicht, dass Mama auf unserer Klotür lesen muss, was du so alles anstellst, Papa.»
    Aaron hat sich den Gürtel um die Hüften gebunden, ein schöner flacher Knoten, und betrachtet die Innenseite der Jacke. «Ich habe gehört, dass hier und da in der Vluchtestraat Innenmauern eingestürzt sind», sagt er. «Sie wollen alle Wohnungen der Reihe nach auf Einsturzgefahr hin überprüfen. Es dauert noch

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