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Bony und der Bumerang

Bony und der Bumerang

Titel: Bony und der Bumerang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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Geräusch gehört habe, das ihn an das Vorüberfliegen eines Entenschwarms erinnert habe, gefolgt von einem scharfen Knall. Das war der fliegende Bumerang und sein Aufprall gegen den Baum. Sie sehen, die Polizei von New South Wales hat klug gehandelt, als sie in Queensland den alten Bony angefordert hat.«

 
4
     
    Bony und der Schafzüchter standen vor dem Eukalyptusbaum, an dessen Stamm sich die Einkerbung befand. Der aus der Wunde gequollene Saft war inzwischen zu einer klaren, bernsteinfarbigen Masse erstarrt. Nachdem der Inspektor aus einer Entfernung von zwei Metern alles genau betrachtet hatte, stellte er eine leere Kiste an den Stamm, stieg hinauf und löste mit seinem Taschenmesser den kristallisierten Saft.
    Bony hatte sich um neun Uhr mit den Männern vor dem Büro eingefunden. Nachdem alle ihre Anweisungen erhalten hatten, war der Inspektor vorgetreten und hatte den Schafzüchter um Arbeit gebeten, wobei er dafür sorgte, daß es auch alle hören konnten.
    Thornton hatte so getan, als müsse er sich die Sache überlegen. Dann hatte er genickt. Jawohl, der Neue könne die Boote streichen.
    Eins der Boote war das Steilufer heraufgezogen worden und lag nun kieloben auf niedrigen Böcken. Eine Lötlampe und mehrere Kratzeisen, mit denen die alte Farbe entfernt werden sollte, hatte Bony weithin sichtbar aufgebaut.
    Niemand ahnte, was Bony in Wirklichkeit auf Barrakee vorhatte – bis auf einen. In dem Moment, als Clair den Neuen sah, kniff er die Augen zusammen. Während sich Bony nicht entsinnen konnte, den hageren, finsteren Mann schon einmal gesehen zu haben, erinnerte sich Clair sofort an die Spürhunde von der Polizei, die einmal in der Nähe von Longreach einen entsprungenen Irrenhäusler aufgespürt hatten. Clair stand hinter dem Pumpenaggregat und beobachtete die beiden Männer am Eukalyptusbaum. Er war nun restlos überzeugt, daß der Mischling Nachforschungen anstellte, hatte aber keine Ahnung, was Bony an dem Baumstamm suchte.
    Der Inspektor hatte den Schafzüchter ausdrücklich darauf hingewiesen, daß er nur dann Erfolg haben könne, wenn niemand seine wahre Identität erfahre, auch nicht die beiden Frauen.
    Thornton hatte sein Wort gegeben, strengstes Stillschweigen darüber zu bewahren.
    Nach zehn Minuten stieg der Inspektor von der Kiste und klappte das Taschenmesser zusammen.
    »Der Bumerang ist ein äußerst interessantes Studienobjekt, Mr. Thornton«, bemerkte er.
    »Das glaube ich gern,« pflichtete der Schafzüchter bei. Und dieser Mischling, den man als Säugling unter einem Sandelholzbaum gefunden hat, dürfte ein nicht minder interessantes Studienobjekt sein, fügte er in Gedanken hinzu.
    »Es gibt drei Arten von Bumerangs«, fuhr Bony fort. »Der Wongium, der zum Werfer zurückkehrt. Der Kirras, der nicht zurückkehrt. Und der sehr schwere Murrawirrie. Der Eingeborenenstamm der Yarras, der leider inzwischen durch die Weißen ausgerottet worden ist, benützte nur die beiden ersten Arten. Mit dem Wongium töteten sie Vögel, der Kirras diente als Kriegswaffe. In Zentralaustralien verwendet man die beiden letzten Arten: den Kirras zum Werfen und den Murrawirrie als Schwert. Wie Sie sehen, war der Kirras in ganz Australien gebräuchlich. Und doch besteht ein gewaltiger Unterschied. Während die Eingeborenen im Osten eine Seite abflachen, sind die Bumerangs der Eingeborenen Zentralaustraliens rund. Die Kerbe an diesem Baum stammt von einem Kirras. Er war rund – stammt also aus Zentralaustralien. Er wurde aus ungefähr dreißig Metern Entfernung geworfen. Hätte er König Henry getroffen, wäre der Kopf des Mannes zerschmettert worden. Selbst aus einer Entfernung von hundertfünfzig Metern hätte er noch eine tödliche Kopfwunde verursacht. Die Beschaffenheit von König Henrys Kopfwunde, die im Protokoll genau beschrieben ist, läßt mich allerdings zu dem Schluß kommen, daß der Bumerang, der die tödliche Verletzung verursachte, nicht geworfen wurde.«
    »Wie bitte?« murmelte der Schafzüchter irritiert.
    »Ich habe bereits dargelegt, daß der in Frage kommende Bumerang aus Zentralaustralien stammt«, erklärte Bony. »Von einem Ende bis zum anderen mißt er rund achtzig Zentimeter, und er wiegt ungefähr zwei Pfund. Ohne ihn gesehen zu haben, kann ich noch mehr sagen. Ich kenne die genaue Gegend, aus der er stammt, und den Eingeborenenstamm, der ihn hergestellt hat. Es ist kein scharf gebogener Bumerang. An der äußeren Kante hat er zwei Diagonalkerben, die auch bei der Wunde am

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