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Bony und der Bumerang

Bony und der Bumerang

Titel: Bony und der Bumerang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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Schafzüchter mit den beiden Frauen entfernt hatte. Dann setzte er sich auf das umgedrehte Boot und zündete sich eine Zigarette an.
    Mehrere Minuten lang rauchte er, tief in Gedanken versunken. Schließlich zog er ein kleines Notizbuch aus der Tasche und schrieb hinein:
    ›Mrs. Thornton – zu impulsivem Handeln fähig.‹
    Die Woche verging in gewohnter Eintönigkeit. Der Fluß führte kaum noch Wasser, und das flache Bett zwischen den tiefen Wasserlöchern an den Biegungen war bis auf ein schmales Rinnsal ausgetrocknet. Das Wetter war herrlich, die Tage nach der gewaltigen Sommerhitze angenehm kühl, und in den klaren Nächten standen die Sterne so hell am Himmel, als hingen sie in den Wipfeln der Eukalyptusbäume.
    Waren die Arbeiter Bony am Anfang mit Zurückhaltung begegnet, weil er für ihren Geschmack eine zu vornehme Aussprache hatte, so hatten sie ihn nun vorbehaltlos in ihren Kreis aufgenommen. Sein Vorrat an lustigen Geschichten war unerschöpflich, und außerdem verstand er es ausgezeichnet, sich den Leuten anzupassen.
    Einige Tage nach Bonys Ankunft erschien Sergeant Knowles zum Nachmittagstee. Da man bei dem eintönigen Leben im Busch für jede Abwechslung dankbar war, wurde der Sergeant stets mit Freuden begrüßt.
    Nach dem Tee begleitete Thornton Knowles zum Wagen. Der Polizeibeamte war diesmal in Zivil gekommen.
    »Nun, was halten Sie von Bony?« fragte der Sergeant.
    »Ich halte ihn für den ungewöhnlichsten Menschen, der mir je begegnet ist«, erwiderte Thornton. »Er weiß ebensogut über Kaiser Napoleon wie über Bumerangs Bescheid.«
    Der Sergeant lachte.
    »Am Morgen nach seiner Ankunft hielt er mir eine Vorlesung über Bumerangs«, fuhr Thornton fort. »Meine Frau kam später dazu. Sie scheint Bony ins Herz geschlossen zu haben. Vermutlich wegen seines Namens. Sie ist nämlich eine große Bewunderin von Kaiser Napoleon. Ja, dieser Mischling ist schon ein erstaunlicher Mensch.«
    »Vor zwei Tagen erhielt ich einen Brief von meinem Schwager«, sagte der Sergeant. »Er ist Polizeiinspektor in Charleville in Queensland und hatte gehört, daß Bony nach hier abkommandiert worden ist. Bony hat die Universität besucht. Er lebt mit seiner Frau – ebenfalls ein Mischling – und drei Kindern in der Nähe von Brisbane.« Der Sergeant zündete sich die Pfeife an und setzte sich ans Steuer seines Wagens. »In Queensland hält man eine Menge von Bony. Mein Schwager schreibt, daß Bony bisher jeden Fall geklärt hat, der von ihm übernommen wurde.«
    »Das glaube ich ohne weiteres.«
    »Er kennt sich eben im Busch aus. Außerdem besitzt er das Einfühlungsvermögen der Schwarzen, das uns Weißen abgeht. Bony wird wohl eine ganze Weile bei Ihnen bleiben, aber er wird bestimmt Erfolg haben.«
    Der Sergeant fuhr ab, und der Schafzüchter kehrte in sein Büro zurück. Er rief am Thurlow Lake an und erkundigte sich nach Ralph.
    »Nun, wie geht's?« fragte er, als sich der junge Mann meldete.
    »Prächtig, Dad.«
    »Das freut mich. Ist Dug schon eingetroffen? Ich habe ihn heute morgen mit dem Lastwagen losgeschickt. Er bringt eine Ladung Lebensmittel.«
    »Nein, er ist noch nicht da. Wann ist er denn abgefahren?«
    »Gegen neun. Jetzt ist es drei, da müßte er jeden Augenblick eintreffen. Hör zu, Ralph!« Thorntons Stimme ging in ein Flüstern über. »Kannst du wieder ungehindert laufen?«
    »Aber ja!« antwortete der junge Mann.
    »Gut. Dann kommst du am besten morgen mit Dug zurück. Deine Mutter macht sich Sorgen um dich. Und denke daran: kein Wort über deine Eskapade!«
    »Schon gut, Dad. Ich werde daran denken.«
    Der Schafzüchter beendete das Gespräch und unterzeichnete einige Schecks, die der Buchhalter ausgeschrieben hatte.
    Am nächsten Morgen fuhr er sehr zeitig mit Kate nach Wilcannia. Black, der Farmvolontär, saß am Steuer. Der Schafzüchter hatte in seiner Eigenschaft als Richter einige Gerichtsverhandlungen wahrzunehmen. Auf dem Terminzettel standen ein paar Fälle von Trunkenheit sowie ein Verkehrsdelikt.
    So kam es, daß Little Lady am Nachmittag allein auf der Veranda saß und auf Ralph wartete. Endlich vernahm sie das Motorengeräusch des Zweitonners, und gleich danach hörte sie die Stimme von Ralph, der ins Bad ging.
    Es dauerte nicht lange, dann wurde es plötzlich dunkel vor ihren Augen. Zwei kräftige Hände hatten sich über ihr Gesicht gelegt.
    »Raten Sie, Madam, wer ich bin«, murmelte eine dumpfe Stimme.
    »Ralph!« rief sie erfreut.
    Der junge Mann zog sich einen Stuhl

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