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Bony und der Bumerang

Bony und der Bumerang

Titel: Bony und der Bumerang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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und betrachtete die Eukalyptusbäume am anderen Ufer.
    Neben ihm lag ein hart gebackenes Stück Lehm, das er am Morgen in der Nähe der Gartenpforte vorsichtig aus dem Erdboden gelöst hatte. Ein normaler Mensch würde nichts weiter sehen als ein vierekkiges Lehmstück. Wenn er sich sehr viel Mühe gab, würde er vielleicht einige hauchdünne Kurven entdecken – mehr aber nicht.
    Bonys Augen aber waren von einer außergewöhnlichen Schärfe. Er erkannte deutlich den Eindruck eines linken Männerstiefels.
    Dieser Stiefeleindruck mußte in leicht angefeuchteter Erde hinterlassen worden sein, also bevor ein Millimeter Regen gefallen war. Nach den Aufzeichnungen des Schafzüchters waren, im ganzen neun Millimeter Regen gefallen. Das war allerdings nicht genug gewesen, um die Erde ganz aufzuweichen und die Stiefelspur zu zerstören.
    Bony hatte inzwischen festgestellt, daß der Unbekannte Schuhgröße dreiundvierzig hatte und ungefähr zwei bis vier Minuten, bevor Dugdale die Leiche entdeckte, in der Nähe der Gartenpforte gestanden hatte. Eine halbe Minute mochte es gedauert haben, bis der Mörder sicher gewesen war, den Eingeborenen getötet zu haben. Reichlich zwei Minuten mußte er zum Durchqueren des Teiches benötigt haben. Bony hatte die Entfernung abgeschritten und die benötigte Zeit gestoppt.
    Sollte die Stiefelspur nicht vom Mörder selbst stammen, hatte sich der Unbekannte zur Tatzeit nur dreiundsiebzig Meter von der Mordstelle entfernt aufgehalten.
    Bony war froh, endlich eine brauchbare Spur gefunden zu haben. Schuhgröße dreiundvierzig wurde im allgemeinen von Menschen getragen, die über siebzig Kilo schwer waren. Dafür kamen nur drei Personen in Frage: Clair, John Thornton und Martha, die fette Eingeborene.
    Bereits vierundzwanzig Stunden nach seiner Ankunft hatte Bony die Schuhgröße aller auf seiner Liste verzeichneten Personen festgestellt – bis auf die von Martha. John Thornton trug Größe zweiundvierzig, Clair dreiundvierzig. An diesem Nachmittag nun hatte sich Bony vergewissert, daß Martha ebenfalls dreiundvierzig trug.
    Die Spur konnte also von Clair oder von Martha stammen. Einer der beiden hatte sich dreiundsiebzig Meter vom Tatort entfernt aufgehalten.
    Bony hatte sich mit der schwarzen Köchin angefreundet und auf eine passende Gelegenheit gewartet, von ihren Stiefeln im weichen Lehm Eindrücke anzufertigen. Die Kriminaltechnische Untersuchungsstelle konnte dann mit ihren wissenschaftlichen Hilfsmitteln einwandfrei klären, ob die an der Gartenpforte gefundene Spur von Marthas Stiefeln stammte. Sollte dies nicht der Fall sein, mußte Bony sich auf irgendeine Weise Clairs Stiefel beschaffen und auch sie abformen.
    Bony hatte bereits wegen Clair an einen Freund in dem Gebiet des Eingeborenenstammes geschrieben, wo der längst verstorbene Häuptling mit einem einzigen Wurf seines Bumerangs zwei Feinde getötet hatte.
    Bony war froh, daß der Regen alle Spuren ausgelöscht hatte. Nun brauchte er nicht herumzulaufen und nach Spuren zu suchen. Statt dessen konnte er in der Sonne sitzen und den Fall durch Nachdenken lösen. Doch dazu war auch später noch Zeit – deshalb schlief Bony zunächst einmal.
    Er konnte nicht sagen, wie lange er geschlafen hatte, als er aufwachte, weil jemand laut hustete. Vor ihm saß auf einem Ölfaß Ralph Thornton.
    »Na, gut geschlafen?« fragte der junge Mann lächelnd.
    »Ich habe nur nachgedacht«, erwiderte Bony. »Leider gehöre ich zu den Unglücklichen, die bei Tageslicht nicht schlafen können.«
    Ralph mußte lachen, denn er wußte genau, daß alles gelogen war. »Sie heißen Napoleon Bonaparte?«
    »Auf diesen Namen wurde ich getauft. Gerufen werde ich Bony.«
    »Schön, Bony. Kennen Sie zufällig eine schwarze Lady namens Martha?«
    »Ich hatte das Vergnügen, ihre Bekanntschaft zu machen.«
    »Dann dürfte es Sie vielleicht interessieren, daß besagte Martha Sie sucht – mit einem dicken Knüppel in der Hand.« Ralph grinste. »Sie behauptet, Sie hätten ihr die Stiefel gestohlen.«
    »Leider neigen viele Menschen dazu, aus gewissen Tatsachen falsche Schlüsse zu ziehen«, murmelte Bony, und als er bemerkte, daß Ralph auf das Lehmstück starrte, fügte er hinzu: »Dies da ist das Problem, das mich augenblicklich beschäftigt.«
    »Ach! Und was wäre das Problem?«
    »Ein sehr schwieriges Problem, denn zu seiner Lösung benötigt man viel Phantasie«, erklärte der Mischling und nahm das hartgebackene Lehmstück in die Hand. Er war überzeugt, daß

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