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Bony und der Bumerang

Bony und der Bumerang

Titel: Bony und der Bumerang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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wollen, und sie holten sich zwei feurige Vollblüter aus dem Paddock. Seite an Seite ritten sie über die weite Ebene. Plötzlich zügelte der junge Mann sein Pferd, ritt einige Meter zurück und betrachtete den Erdboden. Als sich das Mädchen umwandte, war Ralph aus dem Sattel geglitten und suchte etwas mit dem entschlossenen Gesichtsausdruck eines Schotten, der einen Penny verloren hat. Kate stieg ebenfalls ab.
    »Ich kann nichts sehen, Ralph«, sagte sie schließlich. »Was glaubst du denn entdeckt zu haben?«
    »Ich ›glaube‹ nicht, etwas entdeckt zu haben, Katie«, erwiderte er und schritt im Kreis herum, die Zügel über dem Arm. »Hier sind deutlich die Spuren von drei Schafen und zwei Lämmern zu sehen. Erkennst du sie nicht?«
    »Doch, jetzt sehe ich die Spuren von einigen Schafen«, antwortete das Mädchen.
    »Sie haben dieselbe Richtung eingeschlagen wie wir, Katie – aber sie werden von einem Dingo gejagt.«
    »Von einem Dingo! Bist du sicher?«
    »Absolut. Hier sind seine Spuren, und hier ebenfalls. Sie sind noch ganz frisch. Komm, wir nehmen die Verfolgung auf!«
    Kate ritt hinter Ralph her, und sie beobachtete nicht ohne Stolz, wie er ohne Zögern der Spur folgte. Sie selbst konnte nur gelegentlich die Spuren der Schafe erkennen, eine Spur des Wildhundes sah sie nicht.
    Als sie schließlich die niedrigen Sanddünen erreichten, konnte auch Kate deutlich die Spuren der drei Schafe, der zwei Lämmer und des verfolgenden Dingos ausmachen. Trotzdem hätte sie nicht sagen können, in welcher Richtung sich die Tiere bewegten.
    Hinter den Dünen wurde der Boden wieder hart, und Kate sah keine Spuren mehr. Doch Ralph ritt unbeirrt weiter, schwenkte nach links und näherte sich kurz darauf wieder dem Zaun. Es ging durch kleine Gehölze, über eine Ebene, und als erneut Sanddünen auftauchten, trieb Ralph sein Pferd an, ohne den Blick vom Boden zu lösen.
    »Vorwärts, Kate!« rief er, als er den Kamm des Sandhügels erreicht hatte.
    Kates Pferd bedurfte keiner Anfeuerung, es galoppierte hinterdrein. Der Wind pfiff dem Mädchen um die Ohren. Vierhundert Meter weiter lag die weiße Wollmasse eines toten Schafes, daneben stand der rötliche Wildhund. Einige Sekunden starrte der Dingo auf die Reiter, dann machte er kehrt und schnellte parallel zum Zaun in nördlicher Richtung davon.
    Die Pferde stürmten vorwärts. Auch sie sahen den fliehenden Wildhund, wurden vom Jagdfieber angesteckt.
    Die einzige Rettung für den Dingo war der Zaun, der aus fünf übereinandergespannten Drähten bestand, so daß er leicht hindurchschlüpfen konnte. Doch diese Möglichkeit erkannte der Wildhund nicht. Zunächst hatte er durch seine unerhörte Laufleistung den Abstand zu den Verfolgern vergrößern können, aber die Pferde holten bald wieder auf. Über zwei Meilen hinweg blieb der Abstand unverändert, dann zeigte der Dingo deutliche Ermüdungserscheinungen. Ralph zügelte sein Pferd und ritt dicht am Zaun entlang, um dem Dingo den rettenden Durchschlupf abzuschneiden. Es wäre unmöglich gewesen, mit sprungungewohnten Pferden über den Zaun zu setzen.
    Langsam, aber unerbittlich verringerte sich der Abstand. Der Dingo führte sie über Lehmflächen, Sandhügel und durch dichten Mulgabusch. Plötzlich schlug er einen Haken nach links, rannte über eine schmale Lehmfläche am Fuße des Sandhügels.
    Als der Hund abbog, schwenkte auch Kate sofort in die neue Richtung ein. Ralph hingegen schlug einen größeren Bogen. In vierhundert Meter Entfernung folgten sie dem rasch ermüdenden Dingo.
    Der Wildhund hatte die Ohren angelegt, blickte sich von Zeit zu Zeit um. Die Zunge hing weit heraus, er verlor Schaumflocken. Immer langsamer kam er voran, und Ralph ritt nur noch einen leichten Handgalopp. Er konnte sich Zeit lassen. Dem Dingo war der Weg zum Zaun versperrt, er konnte nicht mehr entkommen.
    Mühsam trottete der Hund den langen Abhang hinab. An den behaarten Pfoten hatten sich Kletten verfangen, und mit einem schmerzhaften Wimmern hockte sich der Dingo hin, um sie mit den Zähnen zu entfernen.
    Doch da war Ralph schon bei ihm, und der Dingo mußte wieder fliehen. Ralph und Kate folgten im leichten Galopp. Als der junge Mann sah, daß der Dingo nahezu am Ende seiner Kräfte war, löste er den rechten Steigbügelriemen vom Sattel und zog das Ende durch die Schnalle. Dann ließ er den Steigbügel wie eine Schleuder in der Luft kreisen.
    Das Schicksal des Wildhundes war besiegelt. Kate verspürte plötzlich Mitleid mit dem Tier,

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