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Bony und der Bumerang

Bony und der Bumerang

Titel: Bony und der Bumerang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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tut, hat einen Grund und bleibt nicht ohne Wirkung. Wenn sich ein Mann beispielsweise sein ganzes Leben lang dezent gekleidet hat und plötzlich Socken und Krawatten in den schreiendsten Farben trägt, dann kann man annehmen, daß er das Gefühl hat, alt geworden zu sein. Nun versucht er, den anderen Leuten weiszumachen, daß er immer noch jung und begehrenswert ist. In Wirklichkeit aber halten ihn die anderen lediglich für vulgär oder geschmacklos.«
    Kate erschrak und spürte, wie sich ihr Gesicht mit Röte überzog. Sie wandte sich rasch ab und gab den Küken etwas Futter. Seltsam, daß Bony gerade jetzt davon sprach, wo ihr an Ralph aufgefallen war, daß
    er plötzlich eine Vorliebe für grelle Farben entwickelte! Hatte Bony es vielleicht ebenfalls bemerkt?
    »Keine Ursache ohne Wirkung«, fuhr Bony fort. »Einer meiner Freunde starb an den Folgen der Sucht, mit der ich mich gerade beschäftige. Niemand konnte sich erklären, weshalb ausgerechnet er dieser Sucht verfallen sein sollte, denn er war gesund gewesen und stammte von gesunden Eltern ab. Das Opium war zwar die Ursache seines Todes, aber es muß einen Grund gegeben haben, weshalb er süchtig wurde. Und das wäre dann die eigentliche Todesursache. Bei meinem Freund war es Enttäuschung in der Liebe.«
    »Dann will ich nur hoffen, daß ich nicht auch zum Rauschgift Zuflucht nehme, falls ich einmal eine Enttäuschung in der Liebe erleben sollte«, meinte Kate betont gleichgültig, ohne mit dem Füttern der Küken aufzuhören.
    »Ich dachte damals an etwas viel Drastischeres, als ich in diese Lage kam.« Bony seufzte.
    »Sie!« Kate fuhr herum.
    Doch Bony entfernte sich bereits, drehte sich noch einmal um und lächelte.
    »Allerdings – auch ich«, sagte er leise. »Guten Morgen, Miss Flinders.«
    Der Inspektor hatte dieses Gespräch genossen. Zweifellos würde es seine Wirkung nicht verfehlen. Immerhin hatte er herausgefunden, daß Ralphs Vorliebe für leuchtende Farben Kate nicht verborgen geblieben war. Kate hatte ihm zwar den Rücken zugewandt, als er von Liebeskummer gesprochen hatte, aber sie hatte nicht verhindern können, daß sich auch ihr Nacken mit einer feinen Röte überzog. Bony konnte allerdings nicht ahnen, daß der Grund für ihren Liebeskummer nicht Ralph, sondern Dugdale war.
    Der Inspektor verließ den Garten und schlenderte am Flußufer entlang, denn er wollte das Eingeborenencamp besuchen. Er war bereits kurz vor seinem Ziel, als er Nelly Wanting sah, die das trockene Flußbett durchquerte. Bony blieb unter einem Eukalyptusbaum stehen und wartete, bis das Mädchen ihn erreicht hatte.
    »Guten Morgen, Nelly!« begrüßte er sie.
    »Guten Morgen, Bony«, entgegnete sie mit ihrer sanften Stimme.
    »Es trifft sich gut, Nelly, daß wir uns treffen, denn ich möchte mich mit Ihnen unterhalten.« Bony setzte sich auf einen umgestürzten Baumstamm und forderte das Mädchen mit einer Handbewegung auf, neben ihm Platz zu nehmen. »Treiben Sie nur Ihren Ulk mit Ralph Thornton, oder lieben Sie ihn wirklich?«
    Nelly, die sich gerade gesetzt hatte, sprang auf wie von der Tarantel gestochen.
    »Warum sagen Sie das?« fragte sie, und als Bony nicht sofort antwortete, flüsterte sie: »Was haben Sie gesehen?«
    »Ich habe genug gesehen, um Mitleid mit Ihnen zu haben, Nelly«, erwiderte Bony, »Es wäre für Sie besser gewesen, wenn Sie sich in mich verliebt hätten, obwohl ich bereits Frau und Kinder habe. Sie erwarten doch nicht, daß Ralph Thornton Sie heiratet – oder?«
    »Aber er liebt mich«, murmelte sie.
    »Wirklich? Bilden Sie sich das nicht nur ein? Ralph Thornton kann Sie niemals heiraten, Nelly.«
    Plötzlich hockte sich Nelly vor Bony auf den Boden und begann zu schluchzen. Bony verspürte großes Mitleid mit ihr. Er betrachtete ihre billige, aber tadellos saubere Kleidung, die Nylonstrümpfe und die hochhackigen Pumps. Würde sie einen Bastrock tragen, wäre sie eine Königin! dachte er traurig. Er beugte sich vor und legte seine Hand auf ihr Lockenhaar.
    »Sie glauben, er mit mir spielen, weil ich eine Schwarze bin«, stammelte sie unter Schluchzen. »Er mich lieben. Er mir immer wieder gesagt. Ich liebe ihn. Er ertrinken und ich ihn ziehen heraus. Ich ihm Leben gerettet, und nun er gehören mir. Ich ihn schon lange lieben, und nun er mich auch lieben. Er mich heiraten, und ich dann weggehen mit Ralphie.« Sie blickte aus tränennassen Augen zu Bony auf. »Bony, lieber Bony – sehen Sie denn nicht, daß Ralphie mir gehört, und ich

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