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Bookman - Das ewige Empire 1

Bookman - Das ewige Empire 1

Titel: Bookman - Das ewige Empire 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lavie Tidhar
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schwor er sich.
    Vorsichtig rappelte er sich hoch. Nichts gebrochen. Wo war er?
    Obwohl Dunkelheit herrschte, schien ihm, als er blinzelte, Licht in
die Augen zu strömen, als sammelten seine geschärften Sinne die – wenn auch nur
in geringem Maße – zur Verfügung stehende Helligkeit und verstärkten sie. Das
Licht trieb ihm Tränen in die Augen. Nachdem er sie weggeblinzelt hatte, inspizierte
er seine Umgebung.
    Er war auf einem riesigen Haufen Bücher gelandet.
    Eigentlich war es nicht nur ein Haufen, sondern ein ganzer Berg, ein
veritabler Bücherberg. Als er sich vorwärtszubewegen versuchte, verlor er das
Gleichgewicht und rutschte den aus Leder, Saffian und Leinen bestehenden Abhang
hinunter, bis er am Fuße des Berges ankam.
    Ehrfürchtig sah er sich um. Er war zwar auf der Suche nach einem
gefährlichen Feind hergekommen, und dennoch … Das hier war das reinste
Paradies, eine Schatzhöhle, die alles übertraf, was man aus Piratengeschichten
kannte.
    Wo er auch hinsah – überall Bücher.
    Sie türmten sich zu majestätischen Säulen, Stapel um Stapel, und
bildeten ein Labyrinth, das unendlich zu sein schien. Die Stapel ragten hoch in
die Luft auf, bis sie dem Blick entschwanden. Die Luft war vom unverkennbaren
Geruch alter Bücher geschwängert, vom Duft von Leder und vergilbtem Papier,
ganz wie in einem Buchladen oder einer öffentlichen Bibliothek, nur tausendfach
gesteigert.
    Wie gebannt blickte Orphan um sich. Er vergaß den Bookman, vergaß
auch die Schmerzen, die er durch den Sturz davongetragen hatte, vergaß alles.
Am liebsten wäre er von Stapel zu Stapel gerannt, um sich die Bücher eins nach
dem anderen anzusehen, ja, um die Bücherberge zu erklimmen und herauszufinden,
was für Schätze dort verborgen waren.
    Diese Stätte kann es gar nicht geben, dachte er. Habe ich
Halluzinationen?
    Er trat auf einen der Bücherstapel zu, der turmartig vor ihm
aufragte. Das kann nicht sein, dachte er.
    Und dann bemerkte er etwas.
    An der Seite des Stapels war ein kleines, offiziell wirkendes Schild
aus dem grünen Metall der Echsen befestigt. Darauf stand: BODLEIAN
LIBRARY. GEWÖLBESTAPEL 228 . ZUTRITT NUR FÜR BEFUGTE .
    Verblüfft starrte er es an. Natürlich kannte er die Gerüchte … Es
hieß, dass nahezu jedes Buch in englischer Sprache in der Bodleian Library
aufbewahrt werde, darüber hinaus auch Bücher in vielen anderen Sprachen.
Angeblich wuchs die Sammlung jedes Jahr um hunderttausend Bände und
Zeitschriften an, was jährlich zwei Kilometer neuer Bücherregale erforderlich
machte. Zwei Kilometer pro Jahr! Wie groß war diese Stätte eigentlich?
    Was hatte Coleridge noch mal über die Bodleian Library geschrieben?
»Durch Höhlen, unermesslich weit …«, sagte Orphan leise vor sich hin und
erschrak über den Klang seiner eigenen Stimme. Befand sich hier das Versteck
des Bookman?
    Und noch etwas stand auf dem Schild, in so kleinen Buchstaben, dass
Orphan Mühe hatte, es zu entziffern. Es war ein Gelöbnis:
    Hiermit verpflichte ich mich, kein
Buch oder Dokument aus dieser Bibliothek zu entwenden, zu verunreinigen oder zu
beschädigen. Desgleichen verpflichte ich mich, die Bibliothek nicht mit
brennenden Gegenständen zu betreten, keinerlei Feuer zu entzünden und nicht in
der Bibliothek zu rauchen. Außerdem verspreche ich, alle Vorschriften der
Bibliothek einzuhalten.
    Beunruhigt dachte Orphan an die Bücher, auf die er gefallen war.
Ich sollte zurückgehen, dachte er, und sie wieder ordentlich aufstapeln. Sollte
mich vergewissern, dass sie keinen Schaden genommen haben. Feuer.
Glücklicherweise habe ich keine Streichhölzer dabei.
    Schließlich wandte er sich – wenn auch widerstrebend – von den
Bücherstapeln ab. Er musste den Bookman finden.
    Er setzte seinen Weg fort. Wo er auch hinsah – überall ragten Bücher
in die Höhe, Bücher, die ihm etwas zuzuflüstern schienen, wenn er an ihnen
vorüberkam.
    Nein. Nicht schienen . Es war tatsächlich
ein Flüstern zu hören. Und aus den Augenwinkeln nahm er Bewegungen und
schattenhafte Gestalten wahr. Das Ei in seiner Brusttasche wurde so warm, dass
er es herausnahm. Sobald er es in der Hand hielt, schienen sich aus dem
Flüstern Worte herauszuschälen, wurde es zum Gemurmel einer Menschenmenge, zum
Konglomerat zahlloser Gespräche.
    Da!
    Etwas bewegte sich, aber

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