Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bookman - Das ewige Empire 1

Bookman - Das ewige Empire 1

Titel: Bookman - Das ewige Empire 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lavie Tidhar
Vom Netzwerk:
den … den anderen ausfindig«, sagte der Türke. »Mach das
Übertragungsgerät ausfindig. Wenn es uns gegeben wäre zu beten, würde ich
sagen, dass wir genau dafür gebetet haben.« Der Kopf des Türken bewegte sich
wie das Pendel einer Standuhr hin und her. Was soll denn das?, überlegte
Orphan. Doch dann begriff er, dass der Türke lauschte. Er hatte ganz vergessen,
dass Byron ihm einmal erzählt hatte, dass sich diese Automaten gegenseitig
hören und miteinander kommunizieren konnten.
    Â»Finde dich selbst«, sagte der Türke, »dann wirst du auch den
Bookman finden.«
    Â»Und wie soll ich das anstellen?«
    Â»Warten Sie«, sagte Byron.
    Der Kopf des Türken bewegte sich immer schneller hin und her. Orphan
bemerkte, dass einige der Gäste zu ihnen herübersahen. Sobald Byron sie
fixierte, wandten sie den Blick jedoch wieder ab. »Du musst zur Paddington
Station«, sagte der Türke, dessen Stimme zu einem Zischen geworden war und sich
anhörte, als träte irgendwo Gas aus. »Männer in Schwarz, die keine Männer sind.
Sie sind zu viert und tragen ein langes, großes Paket, das die Form eines
Sarges hat. Sie reisen Erster Klasse. Der Zug fährt in vierzig Minuten ab. Du
musst dich beeilen.«
    Â»Wohin fahren sie?«, fragte Irene.
    Â»Nach Oxford.«
    Â»Bist du sicher?«, sagte Orphan. »Sie haben doch eine Karosse. Warum
benutzen sie die denn nicht?«
    Â»Weil die Straßen gesperrt sind, Orphan«, erklärte Irene. »Man kann
die Stadt nur noch mit dem Zug verlassen. Und selbst das ist riskant.«
    Â»Kannst du sie denn nicht am Bahnhof aufhalten?«, fragte Orphan den
Türken. »Du verfügst doch über Mittel und Wege.«
    Â»Nur über sehr wenige«, gestand der Türke. »Ich bin nicht so
mächtig, wie du anzunehmen scheinst. Ich kann kalkulieren und
Wahrscheinlichkeitsrechnungen anstellen, aber keine Wunder vollbringen.«
    Â»Vielleicht solltest du dann damit anfangen, wenn du überleben
möchtest«, fuhr Orphan ihn an.
    Byron grinste. »Gut!«, sagte er. »Sie haben nach wie vor Kampfgeist.
Folgen Sie den Männern, Orphan. Machen Sie den Bookman ausfindig. Und was auch
immer geschieht: Sie müssen unbedingt das Übertragungsgerät an sich bringen.«
    Orphan sah Byron an, dessen Gesichtsausdruck er nicht zu deuten
vermochte. »Was würdet ihr denn damit machen?«, fragte er, erhielt jedoch keine
Antwort. »Das wisst ihr gar nicht, stimmt’s?«
    Â»Uns wurde versprochen …«
    Â»Versprochen?« Orphan lachte laut auf. An Versprechungen glaubte er
schon lange nicht mehr.
    Ein schmerzlicher Ausdruck (so künstlich wie alles an ihm) huschte
über Byrons Gesicht. »Da warten wir schon seit Langem drauf«, sagte er. »Das
könnte die Welt verändern.«
    Â»Aber sie verändert sich ja schon!«, rief Orphan aus. »Und nicht zum
Besseren!«
    Â»Wir versuchen, diese Entwicklung aufzuhalten.«
    Â»Indem ihr mich benutzt? Indem ihr Menschen wie Schachfiguren benutzt?«
    Â»Indem wir Risiken eingehen, Orphan! Entscheidungen treffen, die
vielleicht allesamt unerfreulich sind! Verdammt noch mal, mein Junge, das Leben
ist kein Buch! Sie können nicht erwarten, dass die Gerechtigkeit siegt!
Jedenfalls nicht ohne Hilfe! In der realen Welt bleiben Helden nicht immer bis
zum Ende am Leben. Und manchmal, Orphan, bekommt am Schluss niemand das
Mädchen.«
    Â»Manchmal ist das Mädchen bereits tot«, stieß Orphan voller
Bitterkeit hervor.
    Â»Geh jetzt«, sagte der Türke. »Tu, was du für richtig hältst. Folge
deinem Herzen – was wir, die wir keins haben, nur zu gern täten. Wir werden
inzwischen versuchen, das Chaos in der Stadt einzudämmen.«
    Er machte eine ausholende Geste und zeigte nacheinander auf die
Gesichter der anderen Gäste. Da fiel es Orphan wie Schuppen von den Augen.
Diese Leute waren hier nicht zufällig zusammengekommen. Da waren der Türke und
Byron, und am anderen Ende des Raumes saßen Isabella Beeton und Sir Hercules.
    Und auch all die anderen waren, wie er bemerkte, anwesend. Erst
jetzt wurde ihm das ganze Getuschel bewusst, die Blicke, die man einander
zuwarf. Dort, in der hintersten Ecke, saßen zwei königliche Echsen hinter einem
Vorhang (von denen er nur die Schwanzspitzen wahrnahm). In einer anderen Ecke
hatte sich eine Gruppe von Echsenboys

Weitere Kostenlose Bücher