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Borderline ein Narco-Thriller

Borderline ein Narco-Thriller

Titel: Borderline ein Narco-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Habbe
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Stattdessen nesteln diese jetzt an dem Visier ihres Helms und schieben es mit einem Ruck zurück. Erneut ertönt die Frage aus den Lautsprechern. „Claire! Wo ist er?“
    Sie schüttelt den Kopf und spürt einen dumpfen Schlag, als die Faust des Skeletts ihren Helm trifft. Dann dreht sich die Figur um und verschwindet hinter ihrem Rücken im Stroboskopgewitter, dessen Blitzabfolge noch einmal zunimmt. Sie sieht, wie sie einige ihrer Leidensgenossen angsterfüllt anstarren. Dann stoppt das Stroboskop und vollkommene Dunkelheit umhüllt sie wieder.
     
    Nach außen hin regungslos verharrt Claire und versucht verzweifelt, die Panik in ihr niederzukämpfen. Sie ahnt, dass gleich mehr kommen wird, zwingt sich, regelmäßig weiterzuatmen. Dabei horcht sie, soweit es der eng anliegende Helm zulässt, angestrengt in die sie umgebende Schwärze. Außer vereinzelten unterdrückten Lauten der Geknebelten um sie herum dringt kein Ton zu ihr hindurch. Wie abgekapselt hängt sie in diesem leeren lichtlosen Raum. Nur die ungewollten Gedanken beginnen langsam, sich ihrer Aufmerksamkeit zu bemächtigen. Wie soll sie den Entführern verständlich machen, dass sie nichts, aber auch gar nichts über Daves Verschwinden oder gar seinen Aufenthaltsort weiß? Natürlich kennt Claire nur zu genau all die Gruselgeschichten über die mexikanischen Kartelle und bei welchen Lappalien dort Säure und Stromstöße zum Einsatz kommen − auch bei Frauen. Sie weiß, dass sich das Skelett und seine Hintermänner mit einem bloßen Nein oder Kopfschütteln nicht zufriedengeben werden.
    Sie werden ihr wehtun.
    Sie weiß nur nicht, wie weit sie gehen werden. Realistisch betrachtet hat sie keine Chance. Das ist es, was ihr Hirn ihr in der Dunkelheit permanent und nicht zu ignorieren ins Bewusstsein ballert. Erstmals beginnt eine bisher ungekannte existenzielle Furcht von Claire Besitz zu ergreifen, während sie hilflos an dem Seil pendelt.
     
    Nach einer für Claire undefinierbaren Zeitspanne - fünf Minuten? eine Stunde? - und erfüllt von hoffnungslosen Gedanken setzen plötzlich wieder Musik und Stroboskop mit der vorherigen Intensität ein. Sie öffnet die Augen und sieht das Skelett unter ihr, wie es zu ihr aufschaut, um dann zockelnd und ruckartig zu einem der übrigen Gefangenen zu gehen. Claire fällt der dunkle keulenartige Gegenstand erst auf, als das Skelett ihn mit beiden Händen über den Kopf hebt und zweimal durch die Luft schwingen lässt. Nachdem es noch einmal zu ihr rübergeblickt hat, wie um sich zu vergewissern, dass Claire auch hinsieht, holt es erneut aus.
    Auch in dem Stakkato der Blitze kann Claire deutlich erkennen, dass der Schlag ein Volltreffer ist. Wo jedoch bei einem Baseballmatch Jubel aufbranden würde, stößt Claire einen entsetzten Schrei aus. Das Skelett hat mit einem einzigen Hieb den Schädel des Gefangenen zertrümmert. Eine Gischt aus Fleischstücken, Blut und Knochenteilen wirbelt durch die Luft und verteilt sich auf den Übrigen. Diese, bis eben noch regungslos in ihr Schicksal Ergebenen, verfallen im Gleichklang mit Claire in ein agonieartiges Aufbäumen und Zappeln.
    Das Skelett sieht ruhig auf die schwingenden Körper, hebt den Schläger blitzschnell an und versetzt seinem nächsten Opfer einen ansatzlosen Hieb gegen die Schulter. Obwohl weitaus schwächer ausgeführt als zuvor, hat dies den gewünschten Effekt. Denn die Körper beruhigen sich abrupt in ihrem Bemühen. Dann wird die Musik gestoppt. In die einsetzende Leere dringt erneut die Stimme mit der gleichen Frage: „Wo ist er, Claire?“
    Wimmernd schließt Claire die Augen und öffnet sie erst wieder, als sie ein Klopfen an ihrem Helm spürt. Wieder schaut sie direkt in die feixende Fratze, aber auch auf einen glänzenden Gegenstand, der ihr langsam vors Gesicht gehoben wird. Angewidert, aber auch auf eine schauerliche Art fasziniert, blickt sie auf den Baseballschläger, dessen gesamte Schlagfläche mit Nieten und scharfkantigen Stahlspitzen übersät ist. Entsetzt erkennt sie Blut und Hautstücke, die an dem Gerät kleben. Die Übelkeit schlägt mit aller Macht zu, und sie muss heftig schlucken, um sich nicht zu übergeben.
    „Wo ist er, Claire?“
    Sie schreit laut heraus, dass sie es nicht weiß. Mehrmals und verzweifelt, lauter, nachdem die Musik wieder eingesetzt hat. Das Skelett bückt sich und legt den Schläger ab. Dann nimmt es ein Tuch, mit dem es sich die Augen verbindet. Durch kraftvolles Ziehen verknotet es die Enden hinter seinem

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