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Borderline ein Narco-Thriller

Borderline ein Narco-Thriller

Titel: Borderline ein Narco-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Habbe
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das liegt nicht nur an dem Zeug, das sie ihr in den Arm gejagt haben. Wann eigentlich? Sie hat keine Ahnung. Das Zeitgefühl ist mit der Injektion gelöscht worden. Momentan auch nicht ihr größtes Problem. Viel eher schon dieser immense Druck in ihrem Schädel. Es kommt ihr vor, als ob das Blut ihre Beine und Arme verlassen, und sich den Kopf als alleinigen Aufenthaltsort ausgesucht hat. Zaghaft versucht sie, sich zu rühren. Keine Chance. Sie ist gefesselt. Durch die Regung ihres Körpers ist sie jedoch in ein leichtes Schwingen geraten. Langsam öffnet sie die Augen, erkennt in der sie umgebenden Schwärze allerdings nichts.
    Erstmals bemerkt sie dafür den einschnürenden Druck an ihren Knöcheln, und realisiert dabei den Grund für ihr langsames Pendeln. Sie haben sie kopfüber an einem Seil aufgehängt. Erschrocken reißt sie erneut die Augen auf, blick aber weiterhin in ein undurchdringliches, dunkles Nichts.
    Furcht breitet sich in ihr aus. Was, wenn sie sie hier hängen lassen, bis sie kollabiert? Oder, noch wahrscheinlicher, bis ihr der Kopf platzt? Claire beißt die Zähne zusammen und bemüht sich, ruhig durch die Nase zu atmen. Aber auch das fällt ihr schwer. Denn dieses Dröhnen findet nicht nur in ihrem Kopf statt. Auch von außen scheint sie etwas einzuengen und die Zufuhr frischen Sauerstoffs zu begrenzen. Dazu drückt ihr etwas auf Wangen und Stirn. Sie müssen ihr einen Helm aufgesetzt haben. Was auch erklärt, warum sie die an ihre Ohren dringenden undefinierbaren Töne nur verschwommen wahrnimmt. Sie klingen verzerrt. Fast wie Musik, abgespielt in einer extremen Slow Motion. Düster, so wie ihre Umgebung.
    Mit einem Mal erhellen in schneller Abfolge mehrere Blitze die Szenerie. In der jeweils nur Sekundenbruchteile andauernden Helligkeit, erkennt Claire, dass sie nicht allein ist. Um sie herum hängen mehrere weitere Gestalten reglos von der Decke. Es sind vielleicht fünf an der Zahl. Fünf, die sie sehen kann. Im Gegensatz zu ihr haben diese jedoch keine Helme auf. Dafür mit Tape überklebte Münder.
    Etwa zwei Meter unter sich meint sie, den dunklen Boden zu erkennen. Die Musik wird langsamer und verzerrter, aber auch lauter. In unregelmäßiger Abfolge leuchten die grellen, von einem Stroboskop abgeschossenen Blitze auf.
    Aus den Augenwinkeln sieht Claire, wie sich etwas Fluoreszierendes im Zickzack auf sie zu und dann unter ihr hindurch durch den Raum bewegt. Sie kneift die Augen zusammen, um besser erkennen zu können, worum es sich bei diesem tänzelnden Wesen handelt. Ein schwieriges Unterfangen, gefesselt, kopfüber und mit dem beengten Sichtfeld. Als sich die Person ihr erneut nähert, sieht sie während des kurzen Aufleuchtens eines Blitzes, dass sie in einen schwarzen Bodysuit gekleidet ist. Darauf wurden mit gelber und roter Leuchtfarbe detailgetreu die Knochen eines Skeletts gezeichnet. Inklusive eines Furcht einflößend realistischen Totenschädels, der als Maske auf das Gesicht gemalt wurde.
    Das Stroboskop feuert die Blitze nun im Sekundentakt ab, und Claire starrt angsterfüllt auf das sich ruckartig hin und her bewegende Skelett. Immer, wenn es unter einem der baumelnden Körper zum Stehen kommt, greifen seine leuchtenden Arme ruckartig nach oben und fassen teils tätschelnd, teils grob in Gesichter und Haare. Ganz so, als ob sich das Wesen davon überzeugen möchte, dass die Köpfe noch fest mit den zugehörigen Körpern verbunden sind. Hektisch und erfolglos versuchen die Berührten, sich den packenden Fingern zu entziehen. Langsam pendelnd bleiben sie zurück, nachdem das Skelett von ihnen abgelassen hat und ruckelnd weiterzieht.
    Claire erstarrt vor Schreck, denn das Skelett kommt näher, bis es schließlich unter ihr stehen bleibt. Seine leuchtende Fratze hebt sich zu ihr empor und schaut sie aus den toten Augenhöhlen des Schädels mit dem verzerrt aufgemalten Grinsen an. Sachte klopft die knochige Faust gegen Claires Helm. Krampfhaft versucht sie, ihren Kopf von der nur eine Elle von ihr entfernten grinsenden Visage abzuwenden. Zwecklos, denn das Skelett dreht ihren von der Decke hängenden Körper mühelos zu sich, fixiert ihren Kopf mit beiden Händen. Die Musik verstummt, und Claire hört nur noch das gedämpfte Trommeln der Finger, die rhythmisch auf die Schale ihres Helms klopfen. Sie zuckt zusammen, als aus den Boxen anstatt verschwommener Sounds mit einem Mal eine verzerrte Stimme ertönt. „Wo ist er, Claire?“
    Das Trommeln der Finger hat aufgehört.

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